Markus 13,9 achten Sie, bitte!
Dieser Artikel entstand im Sommer 2022, mitten in Ukrainekrieg und Lieferkettenriss und Inflation. Wenn sie diesen Artikel deutlich später lesen, passen Sie die Beispiele bitte an Ihre aktuelle Lage an.
Es beginnt damit, dass Jesus letzte Woche die Tagesschau eingeschaltet hat und darum sagen kann: Markus 13,7–8
7Wenn ihr aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören werdet, so erschreckt nicht! Es muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.
8Denn es wird sich Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich erheben; es werden Erdbeben sein an verschiedenen Orten, es werden Hungersnöte sein. Dies ist der Anfang der Wehen.
Jesus hat hier die Inflation weggelassen und den Datenklau und den schlechten Stand des DAX, aber Markus bringt hier nur die Kurzfassung von dem, was Jesus gesagt hat. Es hat ja niemand danebengestanden und mitstenographiert.
Dem geübten Bibelleser ist an dieser Stelle natürlich schon klar, dass es bei dieser Rede von Jesu um die Endzeit geht. Wenn die Welt zu Ende geht. Wenn Jesus wiederkommt. Wenn Himmel und Erde vergehen.
Und die richtig frommen Christen fangen jetzt ordnungsgemäß an zu rechnen und mit theatralischer Stimme zu betonen, dass wir in den letzten Tagen leben und uns bereitmachen sollen für das Ende und auf die Zeichen der Zeit achten sollen.
Nach diesen Leuten müsste der nächste Satz von Jesus also lauten: „Berechnet die Zeit, die Euch und der Erde noch bleibt.“
Der nächste Satz lautet aber:
9 Ihr aber, seht auf euch selbst!
Was ganz offenbar ein Textfehler in der Bibel ist, denn das machen wir angesichts dieser Situation ja sowieso:
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Wenn die Russen in der Ukraine einmarschieren, denken wir doch an uns. Das ist 1600 km von uns entfernt, die Russen könnten morgen zum Mittagessen hier sein. Und selbst, wenn sie etwas länger brauchen: Wenn sie die Ukraine angreifen, wer garantiert uns dann, dass das ihr letzter Angriffskrieg ist? Natürlich denke ich an mich, wenn ich das sehe und höre!
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Wenn es im Laden kein Sonnenblumenöl mehr gibt und die Inflation in die Höhe geht und es klüger ist, ein neues Auto zu kaufen als eine Tankfüllung, dann denke ich natürlich zuerst an mein Geld und meine Probleme und daran, wie das in meinem Leben noch weitergehen soll.
Wir würden also die Aufforderung nicht brauchen, dass wir an uns selbst denken sollen, wenn wir von Kriegen und Hungersnöten hören.
Mit wem Jesus redet
Allerdings spricht Jesus hier nicht mit uns.
Sondern er spricht mit Jakobus und Johannes, Petrus und Andreas. (Vers 3)
Das sind Leute, die haben wegen der Sache mit Gott ihre Arbeit aufgegeben.
Das sind Leute, die später sagen werden, dass sie Jesus selbst dann nicht verraten würden, wenn sie dafür sterben müssten (Markus 14,31).
Deren Lebenseinstellung war also völlig anders als unsere, folglich musste man denen auch ganz andere Hinweise geben als uns.
Die hatten Jesus hier auf dem Ölberg auch nicht darüber befragt, wie das mit ihrer persönlichen Zukunft weitergehen würde, sondern wie das mit dem Reich Gottes weitergehen würde.
Die haben zwar auch mal gefragt, was sie selbst denn am Ende bekommen würden, aber das war, nachdem Jesus von dem reichen jungen Mann gesagt hatte, dass der vom Reich Gottes vermutlich gar nichts bekommen würde. Als Reaktion darauf haben sie gefragt, was sie bekommen würden, wenn Jesus mal auf seinem Thron sitzt.
Aber wichtig war erstmal, dass Jesus auf seinem Thron sitzt; dass das Reich Gottes da war. Das war deren Lebensinhalt. Darum drehten sich deren Gedanken.
Darum muss Jesus denen sagen: Markus 13,9–10
9Ihr aber, seht auf euch selbst! Euch werden sie an Gerichte überliefern, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und ihr werdet vor Statthalter und Könige gestellt werden um meinetwillen, ihnen zu einem Zeugnis;
10und allen Nationen muss vorher das Evangelium gepredigt werden.
Die Berechnungsgrundlage
„Siehst Du!“ sagt der Fromme, „man muss das Datum berechnen! Man muss schauen, ob den Uiguren und den Tibetern schon das Evangelium gepredigt worden ist, und wenn alle durch sind, dann kommt das Ende!“
Ist Unfug. Der Vers 10 ist keine Berechnungsgrundlage und war auch von Jesus nie als solche gedacht.
In Wahrheit geht Jesus hier auf das Argument der Gläubigen ein, die argumentieren:
Wenn die gesamte religiöse Welt über die Gläubigen herfällt und jede Hierarchiestufe von Politikern, vom Kommunalpolitiker bis zum Kaiser mit aller Gewalt versuchen, die Christen zum Schweigen zu bringen, dann wird das doch nichts mit dem Reich Gottes.
Wenn alle, die irgendwie Macht haben, um jeden Preis versuchen, das Reich Gottes zu verhindern, dann ist doch unsere ganze Arbeit umsonst. Dann können wir es auch bleiben lassen. Dann sollten wir vielleicht doch lieber nach einer billigen Tankstelle als nach einer wichtigen Bibelstelle suchen.
Aber nein, sagt Jesus, das ist überhaupt nicht hoffnungslos, denn allen Nationen wird das Evangelium verkündet werden!
Nicht Euer Versagen ist zwingend wegen soviel Gegenwehr, sondern der Erfolg des Evangeliums ist zwingend.
Und wenn man nur 12 Jünger ist und im Moment sogar nur 4; wenn man noch nie im Leben auf der anderen Seite des Libanon gewesen ist; und wenn man dann auf einem unbedeutenden Hügel bei Jerusalem sitzt und einem dann erzählt wird, dass das Evangelium in jedem Land der Welt verkündet werden wird – die hatten in ihrer Bibel schon mal von Ägypten gehört, und wahrscheinlich war ihnen bekannt, dass es ein Land namens Indien gab – und die Mächtigen der Welt werden das nicht verhindern können -
„Seht auf euch selbst!“ hat Jesus gesagt, damit ihr nicht mutlos werdet und die ganze Mühe mit dem Reich Gottes für sinnlos haltet wegen dem starken Widerstand.
Seht auf euch selbst, damit ihr nicht denkt, ihr seid nur 12 und die Gegner Gottes sind tausende, das kann doch nichts werden!
Und wir wissen ja heute, dass es noch einen viel stärkeren Widerstand gegen das Evangelium gibt als den, den Jesus damals beschrieben hat mit den Königen und den Statthaltern. Nämlich das vollständige Ignorieren der Christen und ihres Gottes. Zu sagen: „Lass die mal machen, das interessiert niemanden und hat keinerlei Wirkung.“
Aber selbst mit Ignorieren wird der Teufel das Evangelium nicht verhindern können. Obwohl es irgendwie frustrierend aussieht. Und weil es so frustrierend ist, darum macht man gar nichts mehr. Und das ist es, was Jesus hier verhindern will.
Wir harren, und zwar aus.
Darum heißt der letzte Vers in diesem Abschnitt: Markus 13,13
13Und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen; wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.
„Wer ausharrt bis ans Ende“ meint in diesem Zusammenhang nicht, dass sich jemand in dem Moment, wo die Schwierigkeiten anfangen, unter seinem Bett versteckt. Und wenn alles vorbei ist, kommt er wieder unter dem Bett hervor und ruft triumphierend: „Ich habe ausgeharrt!“
Sondern „wer ausharrt bis ans Ende“ meint: Wer weitermacht, trotz aller Schwierigkeiten. Wer sich für Gott einsetzt, auch wenn es aussieht, als wenn es sich nicht lohnt.
Wer das Licht gegen die Finsternis setzt, auch wenn die Finsternis ganz furchtbar finster aussieht.
Dass das Evangelium allen Nationen gepredigt werden muss, bevor das Ende kommt, stellt keine Berechnungsgrundlage für das Datum des letzten Tages der Erdgeschichte dar.
Sondern es sagt, dass man trotz aller Bemühungen die Christen nicht ausrotten können wird – gut, wäre auch sinnlos, denn dann würden die Steine sich äußern (Lukas 19,40) - und das Evangelium muss gepredigt werden, wir haben da keine Wahl, aber es wird eben auch nicht vergeblich sein.
Achten Sie auf sich
Wenn Sie von Kriegen und Hungersnöten hören, sagt Jesus, dann schauen Sie bitte auf sich selbst. Wie beeinflussen Sie diese Nachrichten von Krieg, Hunger und Elend?
Ja, und vermutlich sind 98% der Antworten, die man hier geben kann, falsch. Sie sind zwar wahr, aber falsch.
Der Teufel wird selbstverständlich versuchen, Sie mit allem möglichen Zinnober abzulenken, zu beeindrucken, zu beschäftigen und gedanklich aus der Bahn zu werfen.
Der Mensch hat aber einen Willen. Und folglich kann er entscheiden, was er mit den Informationen macht, die an ihn herangetragen werden.
Der Mensch kann entscheiden, ob er diese Informationen im Kontext seiner eigenen Bequemlichkeit einsortiert. Ob es also bei dieser Information um mich geht. Ob die Höhe der Benzinpreise tatsächlich so wichtig ist.
Der Mensch kann aber auch entscheiden, ob er diese Informationen im Kontext der Existenz Gottes und des göttlichen Reiches betrachtet. Dass der Ukrainekrieg und die Benzinpreise nur eine weitere Widrigkeit zu den 100.000 Widrigkeiten ist, die wir in vergangenen 200 Jahren erlebt haben, und dass es alles nur Versuche des Teufels sind, das wirklich Gute zu verhindern, nämlich das Reich Gottes.
Achtet auf euch selbst, sagt Jesus, damit ihr nicht dem Teufel auf dem Leim geht und vor lauter Ärger und Schwierigkeiten und Ängsten das wahre Ziel nicht mehr seht und darum irgendwann aufgebt.
Achtet auf euch selbst, damit nicht irgendein fremdes und weit entferntes Leid euch gefangen nimmt und für Gott und seine Gedanken keine Kraft und keine Energie mehr übrig sind.
Achtet auf euch selbst, dass ihr nicht denkt, es finden so ungeheuer große Umwälzungen auf der Welt statt, es kämpfen so viele Menschen mit so vielen Mitteln für irgendwelche obskuren Zwecke, was soll ich denn da mit meinem bisschen Kraft bewirken? Da kann ich es auch sein lassen und eben doch eine billige Tankstelle suchen.
Es geht nicht um Sie
Das paradoxe ist nun, dass Sie deshalb auf sich selbst achten sollen, damit Ihnen immer bewusst bleibt, dass es überhaupt nicht um Sie geht.
Das war die Gefahr dieser 4 Apostel: Dass sie denken würden, ihre Arbeit, ja genau: ihre Arbeit würde umsonst sein. Sie würden vergebens arbeiten, ihr Leben vergeuden, sich in Sinnlosigkeit verrennen.
Man würde denken: „Ich werde angegriffen“.
So drücken es viele Gläubige auch heute aus. Wenn Sie mit Schwierigkeiten überhäuft werden und Ärger sich auf Problem reiht und Unglück auf Missgeschick, dann sagen sie: „Das ist der Teufel, der greift mich an.“
Aber es geht nicht um Sie. Darum heißt es in Markus 13,9
9Ihr aber, seht auf euch selbst! Euch werden sie an Gerichte überliefern, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und ihr werdet vor Statthalter und Könige gestellt werden um meinetwillen, ...
Markus 13,13
13Und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen; wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.
Wenn den Gläubigen schlimme Dinge passieren, dann geht es nicht um die Gläubigen.
Sondern dann geht es um den Kampf zwischen Licht und Finsternis, den die Finsternis ohne Frage verlieren wird.
Achtet auf euch selbst, sagt Jesus, damit ihr nicht die Prioritäten durcheinander bringt.
Achtet auf euch selbst, dass ihr nicht denkt, ihr wäret so wichtig, dass der Teufel oder irgendwer aus seiner Mannschaft euch angreift.
Was dann ja gedanklich auch die Folge hätte, dass ihr selbst in Gefahr seid. Ihr seid aber nicht in Gefahr – außer ihr stellt tatsächlich euch an die erste Stelle und definiert die Probleme als eure Probleme, obwohl es Gottes Probleme sind. Dann seid ihr wirklich in Gefahr, wie der Vers 13 dann ja auch sagt: Wer ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.
Schlusswort
Es geschehen große und beunruhigende Dinge, sowohl irgendwo auf der Welt als auch ganz nah bei uns, in unserem Leben.
Die Gläubigen sollten aufhören, sich so wichtig zu nehmen.
Sie wurden einmal von Gott so wichtig genommen, dass Gott sie berufen hat.
Sie wurden so wichtig von Gott genommen, dass sie in den Genuss all der Privilegien kamen, die Jesus für sie erworben hat.
Sie wurden von Gott so wichtig genommen, dass Gott alle ihre Probleme von der Basis her gelöst hat. Alle Probleme müssen jetzt zum Besten der Gläubigen dienen. Die Wurzel der Probleme ist beseitigt. Das Problem sieht nur noch äußerlich wie ein Problem aus.
Und nachdem das so geworden ist, ist nur noch Gott wichtig.
Achtet auf euch selbst. Damit ihr das nicht vergesst.