Markus 1,9-13 mehr müssen Sie nicht wissen.

Es ist ja nicht so, dass Markus unbedingt den neuen Füller ausprobieren wollte, den er geschenkt bekommen hatte. Und darum hat er angefangen zu schreiben. Und so kommt es, dass wir heute diesen langen Bericht haben, den wir das Markusevangelium nennen.

Sondern Markus wollte denen, die in den Besitz dieses Berichtes kamen, etwas mitteilen.

Die sollten hinterher etwas wissen.

Es ist schon viel darüber gesagt worden, dass die Leute, für die dieser Bericht bestimmt war, offenbar keine Juden waren und vermutlich in der Nähe von Rom zu suchen sind.

Dabei belasse ich es mal, und ich führe jetzt auch nicht noch einmal alle die Gründe an, die zu dieser Einschätzung geführt haben. Wird schon stimmen.

Es gibt aber noch mehr Eigenschaften der ersten Leser, die wichtig sind.

So dürften die ersten Leser gewusst haben, was Gemeinde ist und wie sie funktioniert. Vermutlich waren sie Teil einer solchen Gemeinde.

Denn dieser Bericht von Markus ist kein Missionsaufsatz. Dafür ist er zu lang, und dafür erklärt er, wie alle Evangelien, viel zu wenig.

Der Bericht ist für Leute, die vermutlich noch nie ein Evangelium gelesen haben, und die auch mit dem Alten Testament nicht bewandert sind. Aber den Jesus kennen sie, und das, was Gemeinde so ausmacht, ist ihnen aus Erfahrung bekannt.

Und jetzt wird hier am Anfang vom Markusevangelium kurz was über diesen Jesus gesagt, damit die Leser genauer wissen, mit wem sie es zu tun haben. Ein bisschen was wussten die ja schon über Jesus, aber jetzt wird systematisch aufgerollt, was nun Sache ist.

Das Markusevangelium erzählt vor allem, wie Jesus die Machtstrukturen dieser Welt aufgerollt hat. Es berichtet vom Sieg Jesu. Und das war ja durchaus auch das, was die Christen im ersten Jahrhundert erlebt haben, sowohl in ihrem eigenen Leben als auch in ihrem Gemeinden und bei den Feinden der Gemeinde.

Aber warum funktioniert das? Warum hat das damals in Palästina funktioniert, und wird das auch weiterhin so funktionieren?Markus 1,9

Informationen des Täufers

Zuerst gibt Markus wieder, was der Täufer an Informationen über Jesus rausgelassen hat, bevor Jesus überhaupt aufgetaucht war.

Mk 1,7-8

7 Und er predigte und sagte: Nach mir kommt der, der stärker ist als ich; ich bin nicht würdig, <ihm> gebückt den Riemen seiner Sandalen zu lösen. 

8 Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit Heiligem Geist taufen.

Wir erfahren drei Dinge:

  • der, der da kommen soll, ist stark
  • der Kommende ist so hoch, dass der Täufer noch nicht einmal als niedrigster Sklave für ihn taugen würde. Also der Kommende ist nicht nur königlich. Der ist mehr als jeder König. Der ist göttlich.
  • der Kommende wird die Gläubigen mit Heiligem Geist taufen.

Da hätte man natürlich schon einiges anderes sagen können. Denn der Täufer hat auch erzählt

  • vom Gericht, das Jesus bringen wird
  • vom Lamm Gottes, das die Sünden der Welt wegnimmt
  • von der Rettung für die Guten
  • von der Göttlichkeit Jesu

Das lässt Markus aber alles weg. Das ist für seine Leser nicht so wichtig. Stärke, Unantastbarkeit, und dass er mit Heiligem Geist tauft, darauf kommt es an.

Auftritt Jesus

Dann kommt Jesus an den Jordan, und die römischen Gläubigen erfahren noch ein paar Dinge über ihn: Mk 1,9

9 Und es geschah in jenen Tagen: Jesus kam von Nazareth in Galiläa und wurde von Johannes im Jordan getauft.

Wenn Jesus aus Nazareth in Galiläa kommt, dann kann er aus jedem Dorf kommen. Das wäre etwas anderes, wenn Jesus aus Rom oder aus Alexandria oder aus Konstantinopel gekommen wäre. Tat er aber nicht, was uns sagen will: Herkunft oder Hintergrund sind hier völlig egal. Jesus hat keinen irdischen Hintergrund, der eine Rolle spielen könnte. Himmlische Macht ist wichtig, nicht irdische.

Von dem, was der Täufer und Jesus miteinander reden, erfährt der Leser nichts. Johannes tauft Jesus, Johannes gibt also sein O.K..

 10 Und sobald er aus dem Wasser heraufstieg, sah er die Himmel sich teilen und den Geist wie eine Taube auf ihn herabfahren.

Die emotionslose Sachlichkeit dieser Berichterstattung ist kaum zu überbieten. Immerhin bekommen die Leser die Information, dass alles, was wirklich an Bedeutsamen passiert, nach der Taufe passiert.

Und dass der Himmel irgendwie aufgeht und Gottes Geist auf Jesus herabkommt. Und zwar nicht zögerlich und unentschlossen, sondern recht zügig.

 11 Und eine Stimme kam aus den Himmeln: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.

Nicht „Das ist mein geliebter Sohn“. Sondern „Du“. Das ist eine Sache zwischen Gott und Jesus. Ja, die anderen dürfen es wissen. Aber erstmal muss Jesus es wissen.

12 Und sogleich treibt ihn der Geist in die Wüste hinaus.

Das erste, was der Heilige Geist macht, ist dafür zu sorgen, dass die relevanten Personen erfahren, wie heilig Jesus wirklich ist.

13 Und er war vierzig Tage in der Wüste und wurde von dem Satan versucht; und er war unter den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm.

Nein, die Leser in Rom müssen nichts erfahren über die Art der Versuchung, Steine zu Brot oder von der Tempelzinne springen. Auch das Ergebnis der Versuchung erfahren sie nur indirekt, nämlich dadurch, dass Jesus hinterher noch handlungsfähig ist. Hätte er gegen den Satan verloren, wäre er das nicht.

Und damit ist die Vorstellung von Jesus zuende. Als nächstes wird von Jesu Arbeit berichtet, und die Leser wissen jetzt, warum die so erfolgreich war und es auch weiterhin bleiben wird.

Die Frage eben

Warum ist Jesus in der Lage, die Welt aus den Angeln zu heben?

  • Er hat die Zustimmung der wahrhaft Gläubigen, hier vertreten durch den Täufer.
  • Er hat die Zustimmung von Gott.
  • Er hat den Heiligen Geist.
  • Er hat die Zustimmung vom Teufel. Diese gab es nur unfreiwillig, aber indem der Teufel Jesus als den stärkeren anerkannt hat, hat er zu seinem eigenen Bedauern zustimmen müssen, dass Jesus Sohn Gottes und alles dazugehörende ist.

Damit hat Jesus die Zustimmung von allen Personen, auf die es ankommt.

Da fehlt keiner.

Natürlich fehlt die Regierung. Egal ob sie demokratisch oder diktatorisch ist: Sie wird nicht gefragt. Gott macht sein Handeln nicht von Regierungen abhängig und nicht von irgendeiner Charta der Vereinten Nationen.

Natürlich fehlt der Zeitgeist. Und mit ihm alle die, die glauben, sie hätten das Recht, den Zeitgeist zu formen. Die Impfgegner und die, die sich impfen lassen. Die Verfechter der Geschlechtergerechtigkeit und die, die nicht gendern mögen. Es fehlen die Opfer und diejenigen, die das Klima retten wollen.

Natürlich fehlen die Mächtigen. Seien es die Reichen – sie haben nichts zu melden. Der Präsident des Bauernverbandes wird genauso wenig gefragt wie Herr Geselski von der Lokführergewerkschaft. Google und Amazon sind außen vor, Facebook und Microsoft auch.

Es fehlen die Moralischen und die politisch korrekten. Auch die Tradition wird nicht gefragt und ob nicht geschichtlich Gewachsenes zerstört wird. Die indigenen Völker müssen es nehmen, wie Gott es macht, und Gott hat wenig Respekt vor allem, was die Menschen „Kultur“ nennen.

Gott nimmt keine Rücksicht.

Gott hat beschlossen, die Welt aus den Angeln zu heben, aber er fragt die Welt nicht, ob sie wohl aus den Angeln gehoben werden will.

Gott pfeift auf ein gutes Verhältnis zu den Schriftgelehrten und auf eine friedliche Beziehung zu Herodes oder Pilatus. Jüdische Innenpolitik ist Gott genauso egal wie irgendwelche Kompromisse aktueller Kirchen und Gemeinden.

Gott will eine neue Welt. Auch wenn ein Großteil der Welt das nicht will.

Gemeindeanwendung

Markus 1,13Das Mittel, mit dem Gott heute die Welt aus den Angeln heben will, ist die Gemeinde. Sie ist bekanntlich der Leib Christi.

Um durch die Gemeinde die Zustände zu verändern, werden nur die Dinge benötigt, die Markus hier erwähnt:

  • Man braucht die Zustimmung von Gott, denn um sein Reich geht es.
  • Man braucht die Zustimmung der Gläubigen. Wenn die Gläubigen es nicht genehmigen, wird es nicht stattfinden.
  • Man braucht die zähneknirschende Zustimmung des Teufels, der den Mächtigeren anerkennen muss.
  • Man braucht den heiligen Geist. Gottes neue Welt wird nicht mit natürlichen Mitteln gebaut.

Diese Zutaten haben im Jahr 30 gereicht, und sie genügen heute genauso.

Private Anwendung

Nun könnte es sein, dass Jesus meine eigene kleine Welt aus den Angeln heben will.

Das könnte gelegentlich sehr nützlich sein. Weil ich selbst nicht über meinen eigenen Schatten springen kann. Weil nur jemand die Welt aus den Angeln heben kann, der außerhalb der Welt steht. Weil folglich auch nur jemand mein Leben aus den Angeln heben kann, der außerhalb meines Lebens steht.

Dann braucht Jesus die Erlaubnis von mir. Ohne meine Erlaubnis wird er es nicht machen.

Er braucht die Genehmigung von Gott. Was Erlösung und Freiheit angeht, da führt kein Weg an Gott vorbei. Die Sache muss Gottes Willen entsprechen.

Jesus braucht die zähneknirschende Zustimmung des Teufels. Der Teufel muss kapiert haben, dass er keine Macht über mich hat, wenn ich Jesus erlaube, dass er die Macht hat.

Und es braucht Heiligen Geist. Das war ja das seltsame, dass Markus den Täufer nur eine einzige Tätigkeit von Jesus beschreiben lässt: Dass der mit heiligem Geist taufen wird.

Es muss einen Punkt in mir geben, wo Jesus andocken kann. Übernatürliches funktioniert nicht, wenn ich nicht übernatürlich bin.

Es muss einen Punkt geben, wo das übernatürliche sich manifestiert. Denn wer sein Leben auf natürliche Art und Weise aus den Angeln heben will, der muss Drogen nehmen oder eine langwierige Therapie machen oder ein teures Coaching oder alle Brücken hinter sich abbrechen und seinen Wohnsitz auf den Inseln vor dem Wind nehmen.

Noch dazu ist Jesus ja nicht gekommen, um irgendwas besser zu machen. Er ist gekommen, um etwas neu zu machen. 

Nicht benötigt

Was zum Umbau meines Lebens nicht benötigt wird, ist die Zustimmung von Tante Gertrud. Kein einziger Mensch außer mir muss den Umbau meines Lebens genehmigen. Auch Verstorbene haben kein Mitspracherecht.

Auch die Zustimmung meiner inneren Werte ist nicht nötig. Für die meisten meiner inneren Werte habe ich mich gar nicht selber entschieden. Sie wurden mir anerzogen und damit aufgezwungen.

Die Zustimmung meines Gewissens ist nicht nötig. Auch mein Gewissen wurde in den ersten Lebensjahren geprägt, und zwar nicht von mir; und dann kommen noch die Einflüsse des Zeitgeistes hinzu, die es mir verbieten, Dinge wegzuwerfen, die vielleicht noch wer anders brauchen kann. Oder dass man kein Wasser verschwendet und keinen Strom.

Mögen diese alle zur Kenntnis nehmen: Ich habe nur einen Herrn und nicht siebzehn verschiedene.

Schlusswort

Tja, und darum hat Markus die Ausrüstung von Jesus hier so kurz und knapp vorgestellt: Weil es nicht viel braucht, um die kleine oder die größere Welt aus den Angeln zu heben.

Aber alles, was es braucht, ist übernatürlich.