Lukas 16, 1-12 - Was die Töchter des Lichts nicht wissen

Jesus kann ja froh sein, dass er das Gleichnis von Lukas 16 nicht dort erzählen musste, wo schwäbisch gesprochen wird. Das hätte einen Shitstorm gegeben! Die Pharisäer haben Jesus am Ende dieser Geschichte nur ausgelacht. Aber die hatten die Geschichte auch nicht verstanden.

Zuerst hat Jesus drei Gleichnisse an die Pharisäer hinerzählt, die damit zusammenhingen, dass die Zöllner und die Sünder Jesus hören wollten und er auch zu denen sprechen wollte, obwohl das in den Augen der Pharisäer verschwendete Zeit war.

In den drei Gleichnissen an die Pharisäer handelt Gott völlig absurd. Denn niemand lässt 99 Schafe allein in der Wüste, wo sie den Hyänen und den Löwen ausgeliefert sind, um ein einziges Schaf zu suchen. Und kein Vater, der etwas auf seine Ehre hält, hätte den verlorenen Sohn, der ihm so auf der Nase herumgetanzt ist, wieder aufgenommen.

Nach diesen 3 Gleichnissen, die den Pharisäern zeigen sollen, dass Gott anders handelt als die Pharisäer es ihrer Natur nach tun würden, folgt jetzt ein Gleichnis für die Jünger. Es ist ebenso absurd wie die vorhergehenden, aber es erklärt speziell den Jüngern, welches Verhalten Gott von ihnen erwartet.

Das Gleichnis daselbst

Lukas 16,1–12

1Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der einen Verwalter hatte; und dieser wurde bei ihm angeklagt, als verschwende er seine Habe.

Der reiche Mann steht hier für Gott. Es ist ja ein Gleichnis darüber, wie Gott handelt und wie seine Leute handeln können.

Der Verwalter ist vom Eigentümer mit der Verwaltung von dessen Besitz beauftragt. Das Zeug gehört ihm nicht, aber er hat die Vollmacht darüber. Er kann damit machen, was er für richtig hält.

Der Verwalter arbeitet schlampig. Er ist kein Betrüger. Er ist nur nicht sehr genau. Er handelt nicht ernsthaft so, dass sein Herr einen Gewinn hat, sondern er gibt hier zu viel aus und treibt dort zu wenig ein. Er legt Schwerpunkte an Ecken, wo es für den Eigentümer gar nichts bringt.

2Und der Herr rief den Verwalter und sprach zu ihm: Was ist es, das ich von dir höre? Lege die Rechnung von deiner Verwaltung ab! Denn du wirst nicht mehr Verwalter sein können.

3Der Verwalter aber sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Denn mein Herr nimmt mir die Verwaltung ab. Graben kann ich nicht, zu betteln schäme ich mich.

4Ich weiß, was ich tun werde, damit sie mich, wenn ich der Verwaltung enthoben bin, in ihre Häuser aufnehmen.

Die Pächter

Der Verwalter ruft jetzt die Pächter des reichen Herrn. Man zahlte die Pacht damals nicht per Überweisung oder SEPA-Lastschrift, sondern in Naturalien. Einmal im Jahr war das in der Regel abzuliefern.

5Und er rief jeden einzelnen der Schuldner seines Herrn herbei und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?

6Der aber sprach: Hundert Bat Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief und setze dich schnell hin und schreibe fünfzig!

Der Pächter hat 4000 Liter Öl abzuliefern. Wenn man bedenkt, wie viele Tropfen Öl aus so einer Olive rauskommen, ist das viel. Im Grunde ist das kaum zu leisten. Und die Ermäßigung um die Hälfte ist eine enorme Erleichterung.

7Danach sprach er zu einem anderen: Du aber, wie viel bist du schuldig? Der aber sprach: Hundert Kor Weizen. Und er spricht zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief und schreibe achtzig!

Hier werden 40.000 Liter Weizen verlangt. Das ist unglaublich viel. Und eine Ermäßigung um 8000 Liter ist da schon hilfreich.

Das Lob der Klugheit

8Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts gegen ihr eigenes Geschlecht.

Der Herr benimmt sich jetzt so absurd wie der Vater des verlorenen Sohnes.

Der Herr ist hier der reiche Mann, dem das Geld gehört und dem nun Öl und Weizen durch die Lappen gehen.

„Der Herr“ ist nicht Jesus, denn Jesus erzählt diese Geschichte ja, und Jesus sagt hier von sich „ich“, nicht „der Herr“.

Der Verwalter hatte klug gehandelt, indem er die Schulden der Abhängigen bei dem reichen Herrn reduzierte. Ob die Pächter den Verwalter dann ihre Häuser aufnehmen, weil sie durch diesen großzügigen Schuldenerlass erpressbar geworden sind, oder weil sie so dankbar sind für die jährliche Ersparnis und es sich darum spielend leisten können, einen Menschen mehr durchzufüttern, ist für die Geschichte egal.

Und natürlich ist es unsinnig, dass der reiche Mann den Verwalter lobt. Schließlich bringt das Verhalten des Verwalters ihn um große Summen.

Aber die Geschichte ist ja ein Gleichnis, in dem Gott eine zentrale Rolle spielt. Und Gott handelt nun mal aus Sicht unserer Welterfahrung absurd.

Die Söhne

Da die ganze Geschichte als Geschichte rein weltlich ist – Gott kommt ja namentlich nicht vor, ich habe nur im Vorgriff schon bemerkt, dass der reiche Mann mit Gott gleichzusetzen ist – die ganze Geschichte ist rein irdisch, ohne irgendeinen religiösen Bezug – es kommt kein Priester vor und kein Engel und kein Tempel - darum kann der Verwalter jetzt als ein Prototyp der „Söhne dieser Welt“ betrachtet werden.

Und darum heißt es hier, dass die Söhne der Welt klüger sind gegen ihr eigenes Geschlecht als die Söhne des Lichts.

Denn der Verwalter wusste, dass er mit dem Eigentum des Reichen recht großzügig umgehen konnte.

Das wissen die Söhne der Welt.

Bei der Bundeswehr verschwindet ständig Munition. Im Gemeindehaus verschwinden Tupperware und Geschirrteile, als wenn da irgendwo ein schwarzes Loch wäre. Im Betriebsratsbüro verschwanden ständig Briefumschläge. Aber die Rhein-Neckar-Zeitung ist so reich, was machen da ein paar Briefumschläge?

Die Söhne der Welt wissen, dass man mit dem Eigentum der Reichen großzügig umgehen kann. Die Wohlhabenden haben ja genug. Denen tut das nicht weh.

Der ganze Virecard-Skandal dreht sich um Geld anderer Leute, das man verwalten sollte und mit dem man recht großzügig war.

Die Söhne der Welt wissen, dass sie das Geld ihrer Vorgesetzten üppig verschwenden dürfen, dass sie es zu ihrem eigenen Nutzen einsetzen können. Das hat Jakob schon mit den Ziegen von Laban so gemacht.

Die Söhne der Welt wissen, dass der Reiche nicht pleite geht, wenn man 2000 Liter Öl in eine andere Richtung lenkt. Sie wissen, dass der Reiche keine schlaflosen Nächte bekommt, wenn man ein paar hundert Euro abzweigt.

Die Versager des Lichts

Aber die Söhne des Lichts wissen es nicht.

Die Söhne und Töchter des Lichts sind die Verwalter von Gottes Besitz. Sie haben die Vollmacht

  • über Gottes Wort

  • über Gottes Geld

  • über Gottes Gnade

  • über Gottes Reich.

Die Söhne und Töchter des Lichts können mit Gottes Wort machen, was sie für richtig halten. Niemand wird sie an einer Verdrehung von Gottes Wort hindern.

Die Söhne und Töchter des Lichts können mit Gottes Geld machen, was sie für richtig halten.

Die Söhne und Töchter des Lichts können mit Gottes Gnade machen, was sie für richtig halten. Sie können sehr sparsam damit umgehen oder sehr großzügig.

Tatsache ist: Die Söhne und Töchter des Lichts gehen in der Regel davon aus, dass Gott extrem knapp bei Kasse ist. Wenn man die Gläubigen so hört, dann könnte Gott in Deutschland vermutlich einen Antrag auf Hilfe zum Lebensunterhalt stellen, und dem Antrag würde stattgegeben.

Die Töchter und Söhne des Lichts wissen nicht, dass Gott unendlich reich ist. Und dass es überhaupt nichts macht, wenn man sein Geld oder seine Gnade gelegentlich so ausgibt, dass es scheinbar nicht zielführend ist.

Nein, die Töchter und Söhne des Lichts sind sehr sparsam. Man will ja schließlich nichts falsch machen und sich versündigen, weil man jemandem Gnade erwiesen hat, der es gar nicht wert war.

Die Töchter und Söhne des Lichts sind sehr darauf bedacht, dass sie die Vergebung nicht verschleudern an Leute, die sie nicht verdient haben. Denn soviel Vergebung hat Gott nicht, und wenn die Vergebung aufgebraucht ist, was dann?

Anwendung auf das Geld

Jesus erzählt jetzt noch ein Beispiel. Damit die Apostel das Gleichnis auch wirklich richtig verstehen.

Und Jesus wählt als Gegenstand des Beispiels das allergeringste, was Gott seinen Gläubigen anvertraut hat. Die Gläubigen sind die Verwalter Gottes, und das wertloseste und unbedeutendste, das Gott den Gläubigen anvertraut hat, das dient jetzt als Beispiel.

Und das Geringste, was Gott den Gläubigen anvertraut hat – also das, was nun wirklich am wenigsten zählt und am wenigsten Wirkung zeigt und die geringste Bedeutung von allem hat – das ist nicht Straßenstaub und Taubendreck, sondern es ist das Geld.

9Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, man euch aufnimmt in die ewigen Zelte!

10Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht.

11Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen?

12Und wenn ihr mit dem Fremden nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Eure geben?

Das Geld ist also der Test.

Denn Gott hat natürlich noch viel wertvollere Dinge, die die Gläubigen verwalten können, als nur so etwas minderwertiges wie Geld.

Der Vers 11 begründet das auch: Das Geld ist in Jesu Augen ungerecht. Der allergrößte Teil der Ungerechtigkeit, die auf dieser Welt herrscht, wird von Geld verursacht oder drückt sich in Geld aus. Wir kennen den Spruch, dass Geld nicht glücklich macht, und ob Geld tatsächlich für Sicherheit sorgt, zieht Jesus mit dem Gleichnis vom reichen Kornbauern in Zweifel.

Das Geld ist laut Jesus „ungerecht“. Das Gegenteil vom Ungerechten ist das Wahrhaftige. Das bekommt man aber nur, wenn man das ungerechte Geld so eingesetzt hat, wie es sich für einen Verwalter von Gottes Geld gehört.

Und das Wahrhaftige ist nicht der Himmel oder das ewige Leben. Denn das Wahrhaftige wird uns anvertraut, also zur Verwaltung gegeben. Unsere ewige Seligkeit können wir nicht verwalten, und wenn wir mal im Himmel sind, gibt es nichts mehr zu verwalten.

Das Wahrhaftige ist immer gut, es führt nie zu Ungerechtigkeit, es zerstört nicht Leben oder auch nur Charakter.

Das Fremde

In Vers 12 heißt das Geld „das Fremde“. Das Geld ist keine Erfindung von Gott. Selbst in der Wüste, nach dem Auszug aus Ägypten, wo man ja doch gelegentlich recht knapp dran war, hat Gott den Israeliten kein Geld gegeben.

Geld haben andere erfunden. Gott braucht kein Geld. Gott kann Geld benutzen, so wie er auch den Buchdruck benutzen kann oder TicToc oder Kirchengebäude oder Werbetafeln.

Und Jesus hat auch nie jemandem Geld gegeben. Denn das war für ihn das Fremde. Das war nicht das, weswegen Jesus auf die Erde gekommen war.

Geld können alle Menschen haben. Aber dann gibt es Dinge, die können nur Gläubige haben. Darum sagt Vers 12, dass man uns das Unsrige nicht geben wird, wenn wir das schon mit dem Geld nicht vernünftig hinbekommen. Das Unsrige, das ist das, was nur Gläubige haben können.

Aber die Gläubigen bekommen dieses exklusive Gut nicht nur Verwaltung, wenn sie schon an so etwas Geringem wie dem Geld scheitern.

Die Treue

In Vers 10 und 11 und 12 heißt es jeweils, dass man treu sein soll mit dem Geld. Natürlich soll man, falls man das den Gläubigen Eigene bekommt, damit auch treu sein. Aber anfangen tut es erstmal mit dem Geld.

Stellt sich ja die Frage, was „treu“ in diesem Fall heißt.

Der Verwalter im Gleichnis war ja am Anfang gar nicht treu. Er war schlampig.

Wäre er aber treu gewesen, hätte ihn niemand gelobt. Man erwartet von einem Verwalter selbstverständlich, dass er treu ist. Das gehört zu dem Verwalterjob elementar dazu. Ein Verwalter, der treu ist, tut einfach nur seine Pflicht. Dafür gibt es keinen Applaus.

Wenn Jesus hier also vom treu sein redet, meint er nicht treu sein nach menschlichen Maßstäben, also scharf kalkuliert, auf den Cent gerechnet, sparsam gewirtschaftet und genau an den Budgetplan gehalten.

Denn Gott steht nicht kurz vor der Pleite.

Gott hat doch nicht seinen Kreditrahmen bis ans Limit ausgenutzt, und jetzt ist Geld oder Gnade nur noch entweder für das eine Projekt oder die andere Person vorhanden. Oder es gibt für alle nur noch halben Segen, weil für ganzen Segen reichen die begrenzten Mittel nicht.

Gott ist milliardenfacher Milliardär, und Gott will ja schenken, Gott will ja überreich segnen, Gott will ja die Fülle. Jesus macht Wasser zu Wein, speist die 4000 und die 5000, das Geld für die Tempelsteuer kommt per Fisch, und schon im Alten Bund bekamen die Israeliten ein Land, wo man die Weintrauben zu zweit trage musste und in der Wüste gab es Manna und Brathähnchen, und am Ende sagt Gott zum Volk Deuteronomium 8,4 (ELB 2006)

4Deine Kleidung an dir ist nicht verschlissen, und dein Fuß ist nicht geschwollen diese vierzig Jahre.

Definition

Treu sein heißt zu wissen, dass Gott milliardenfacher Milliardär ist. Dass Gott unendlich Zeit, unendlich Geld, unendlich Liebe, unendlich Segen, unendlich viel Leben hat, dass man darum gegenüber den anderen Menschen, insbesondere aber gegenüber den anderen Gläubigen, so unglaublich großzügig sein kann und keine Angst haben muss, wenn ich es weggebe, dann ist ja nichts mehr da.

Denn wir geben ja nicht unser Zeug weg, sondern Gottes. Wir sind nicht Eigentümer, wir sind Verwalter.