Johannes 15,16 Grundlage für Vollmacht.

Nein, Sie sollen nicht „in Jesu Namen Amen“ sagen.

Wir sind ja nicht bei Harry Potter.

Wo man mit Zaubersprüchen etwas bewegen kann.

Sie gehen ja auch nicht im Namen Ihrer Tante Gertrud zur Bank, um Geld von Tante Gertruds Konto abzuheben, und sagen dann zum Geldautomaten „in Tante Gertruds Namen Amen“.

Entweder Sie haben die Vollmacht, in Tante Gertruds Namen zu handeln, dann bekommen Sie das Geld. Sie können Tante Gertruds Bankkarte schweigend benutzen.

Oder Sie haben die Vollmacht nicht, dann nutzt der Zauberspruch auch nichts.

In Johannes 15,16 wird eher nebenbei erwähnt, dass Gott den Gläubigen alles geben soll, was diese im Namen Jesu erbitten.

Also die Gläubigen haben eine Vollmacht, die himmlischen Schatzkammern anzuzapfen.

Zugegeben: Das ist nicht neu. Es gibt eine ganze Reihe von Bibelstellen über das Beten in Jesu Namen und über die Garantie der Erhörung dieser Gebete.

Jede dieser Stellen betont eine andere Komponente oder Bedingung dafür, tatsächlich erfolgreich im Namen Jesu beten zu können.

Hier in Johannes 15 geht es um den Lebensstil, der Voraussetzung dafür ist, dass Gott uns als Vertreter seines Sohnes akzeptiert.

Dieser Lebensstil ist geprägt von einer bestimmten Form der Liebe.

Diese Liebe wird ab 15,9 weitergereicht: Von Gott zu Jesus, von Jesus zu den angesprochenen Jüngern, von den angesprochenen Jüngern zu anderen Jüngern.

Es handelt sich also nicht um eine Liebe, die auf Externe ausgerichtet ist, sondern um eine innergemeindliche.

Diese Liebe führt zu einer absoluten, unverbesserlichen Beziehung zu Gott. Das erkennt man an der Freude von Vers 11. Die Bibel geht davon aus, dass eine optimale Beziehung zu Gott die größte Freude ist, die ein Mensch haben kann. Und ich widerspreche jetzt mal nicht, weil mir auch keine größere Freude einfällt. Luftschokolade und ein Lottogewinn können da doch nicht mithalten.

Diese ungetrübte Beziehung zu Gott führt dazu, dass wir über die Absichten Gottes informiert sind. Wir wissen, wie Gott denkt, was er will. Und wir wissen das nicht aufgrund gründlicher wissenschaftlicher Schriftauslegung, sondern weil Gott es uns mitteilt. Darum sagt Jesus in Vers 15, dass er die Jünger nicht mehr Sklaven nennt, weil sie im Bild sind.

Exegese ist nicht gemeint

Sollten Sie jetzt aufhören wollen, diesen Artikel zu lesen, weil der blöde Autor sich gegen die gründliche Exegese ausgesprochen hat, dann wäre ein Kurs in Textverständnis ein gutes Weihnachtsgeschenk für Sie.

Ich habe mich nämlich nicht gegen gründliche Schriftauslegung ausgesprochen.

Das Problem ist nur: Das haben die Schriftgelehrten auch gemacht.

Und Theologen vieler Jahrhunderte und die Zeugen Jehovas und die Mormonen ebenfalls.

Paulus hat den Korinthern darum mal ins Stammbuch geschrieben, dass die Erkenntnis aufbläht.

Gründliche Bibelkenntnis und strategisches Erforschen der Heiligen Schrift ist wichtig und hilfreich.

Aber als einziges Mittel zur Erkenntnis des Willens Gottes taugt es überhaupt nichts. Papier ist geduldig.

Und dass Paulus nach Griechenland gehen sollte, hat er nicht durch Exegese erfahren.

Was im Bilde sein ermöglicht

Wenn Ihnen also der konkrete Wille Gottes für diesen jetzigen Augenblick und für diese Woche bekannt ist, dann können Sie entsprechend beten.

Denn das „Gebet in Jesu Namen“ setzt voraus, dass Sie den Willen Jesu in dieser Situation kennen.

Sie können ja auch nur im Namen von Tante Gertrud zur Bank gehen, wenn Tante Gertrud das tatsächlich will. Sie müssen den Willen von Tante Gertrud kennen. Ansonsten gehen Sie vielleicht mit Tante Gertruds Bankkarte, aber nicht in ihrem Namen. Sie handeln dann wie ein Handtaschendieb.

Wenn Sie in Jesu Namen beten wollen, müssen Sie wissen, was Jesus in diesem Moment beten würde.

Wenn Ihr Wille mit dem Willen Gottes übereinstimmt – und das wiederum setzt die vollkommene Freude von Vers 11 voraus – dann kann Sie natürlich nichts mehr aufhalten.

Wenn Sie und Gott einer Meinung und eines Willens sind, wer sollte Ihnen dann noch im Wege stehen können?

Und darum werden Ihre Gebete erhört, wenn Sie die im Namen Jesu sprechen, also als Beauftragte von Jesus, die seinen Willen kennen.

Voraussetzung dafür ist, speziell nach Johannes 15, ein Lebensstil, der Ihre Einheit mit Gott erkennen lässt.