Johannes 20,17 Warum sie ihn nicht anfassen sollte

Endlose Diskussionen.

Breiteste Rechthaberei.

Was haben wir nicht alles schon für intellektuelle Konstruktionen über die Frage gehört, warum Maria Magdalena den Jesus nicht anfassen sollte.

Vielleicht würde sie dann durch den Jesus durchfassen, weil er die Konsistenz eines Gespenstes hatte? Möglicherweise würde sie dadurch seine göttliche Aura zerstören, und aus war es mit dem Auferstehungsleib?

Oder war Jesus gerade im Stress, weil er ja noch den Geistern im Gefängnis predigen musste (1.Petrus 3,19) und dann noch auffahren zum Vater und wieder zurück und dann nach Emmaus …

Bemerkenswert ist ja vor allem, dass Thomas ihn hinterher anfassen sollte (ob er es tatsächlich gemacht hat, wird nicht gesagt), und die selbe Maria Magdalena mitsamt der anderen Maria nach Mt 28,9 die Füße des Auferstanden umfasste (was auch immer das bedeuten soll) und nicht daran gehindert wurden.

Also muss Jesus doch zwischen der ersten Begegnung mit MM und der Begegnung mit Thomas irgendwas besonderes erledigt haben – oder eigentlich schon zwischen dieser ersten Begegnung im Garten und der ersten Begegnung mit den 10 Aposteln, denn dort hat Jesus ja bereits Fischstäbchen gegessen, war also schon wieder recht materiell (Lk 24,43).

Die Wahrheit

Die Wahrheit ist so einfach wie langweilig:

Jesus musste seinen Jüngern einschließlich Maria Magdalena beibringen, dass die Beziehung zu ihm nach der Auferstehung für immer eine andere sein würde als bisher.

Mit dem Versuch, Jesus umarmen zu wollen (oder irgend so etwas ähnliches) zeigte MM aber, dass sie eigentlich die bisherige Beziehung fortsetzen wollte.

Aber das würde nicht gehen, und das musste Jesus hier zum allerersten Mal klarmachen.

Denn wir wissen mittlerweile, dass Jesus in eine andere Dimension gewechselt hat, um von dort aus die Welt viel nachdrücklicher zu regieren, als wie er das von Palästina aus gekonnt hätte.

Aber die damaligen Jünger hatten diesbezüglich keinen Plan.

(Die hatten ja schon von der Auferstehung keinen Plan.)

Aber in dem Moment, wo sie das mit der Auferstehung kapierten, musste ihnen sofort klar sein und gesagt werden, dass die Auferstehung keineswegs eine Fortsetzung des Bisherigen sein würde. Dieser Gedanke und diese Erwartung sollten gar nicht erst entstehen.

Woran man es sieht

Der Vers 17 besteht nicht nur aus der Abwehr der Umarmung der MM und der damit verbundenen Begründung, dass Jesus die Dimension wechseln würde, sondern genauso aus dem Auftrag, den anderen Jüngern eben dieses beizubringen.

Fazit

Der Vers 17 ist keineswegs dazu da, tausenden von Spekulationen die Tür zu öffnen, was Jesus noch geheimnisvolles getan hat, nachdem er Maria Magdalena getroffen und bevor er den Emmausjüngern begegnet ist.

„Ich bin noch nicht …“ will nicht sagen: „… aber danach kannst Du mich antatschen wie bisher“. Sondern es will sagen: „Du kannst eine viel innigere Gemeinschaft mit mir haben, also da kommt noch etwas viel besseres als bisher. Aber ein bisschen musst Du noch warten.“

Sie, lieber Leser, müssen übrigens nicht mehr warten. Wenn Sie wollen, können sie sofort. Oder gestern.