Johannes 20 - Unverfügbarkeit

Sowas passiert, wenn man keine Beratungsfirma engagiert. Dann endet die Markteinführung eines neuen Produktes im Chaos. So geschehen bei der Markteinführung des neuen Produktes Auferstehung. Die Sache selbst geschah heimlich, denn man hatte es wohl versäumt, Journalisten und Kamerateams dazu einzuladen. Darum wissen wir bis heute nicht, wie der Auferstandene aus den Leintüchern herausgekommen ist. Und ob das Grab schon leer war, als der Stein wegrollte, oder ob Jesus dann durch die Öffnung herausgetreten ist.

Dann traf Jesus, als Gärtner verkleidet, auf Maria Magdalena, die ihn aber nur an seiner Stimme erkannte. Im Unterschied zu denen, die ihn in Emmaus offensichtlich nur an der Art erkannten, wie er das Brot brach. An der Stimme erkannten die ihn nicht. Die Frauen, die ins Grab hinein schauten, sahen einen oder zwei Engel. Als Petrus und Johannes hinein schauten, sagen sie niemanden. Maria Magdalena dufte Jesus zuerst nicht anfassen, weil er noch nicht aufgefahren war, aber später konnte man ihn ja doch anfassen, aber wann er aufgefahren ist und was das sollte, erfahren wir nicht.

Dann tritt Jesus durch irgend welche verschlossenen Türen ein, er wird also sichtbar, während es in Emmaus genau umgekehrt war, da wurde er unsichtbar. Und mal trifft man den Auferstandenen in Emmaus, mal in Jerusalem, mal in Galiläa.

Aber da, wo man gedacht hätte, dass er da als erstes erscheinen müsste, bei einem der Hohepriester oder vor dem gesamten Hohen Rat, oder auf der Zinne des Tempels, dass alle ihn sehen können – da hat er sich niemals sehen lassen. Eine vernünftige Öffentlichkeitsarbeit sieht irgendwie anders aus.

Die ganze Geschichte mit der Auferstehung ist so, dass man nie weiß, was jetzt eigentlich als nächstes kommt. Jeder neue Vorgang war überraschend. Es gab keinen Fahrplan, auf dem man schauen konnte, wann der Bus wo ist. Jeder Haltestelle eine Überraschung, irgendwann noch mal ein großer Fischfang, wobei man mit Wiederholungen jetzt eigentlich gar nicht gerechnet hatte, und am Ende das Auffahren in einer Wolke, Elia lässt grüßen.

Was wir da sehen, ist die Unverfügbarkeit des Auferstandenen.

Über den verfügt man nicht.

Den kann man nicht kalkulieren.

Da, wo er ein Versprechen gegeben hat, ist er treu. Ohne Wenn und Aber.

Aber da, wo er kein Versprechen einhalten muss, ist er kreativ. Einfallsreich. Nicht vorhersagbar. Durch nichts begrenzt in seinen Ideen. Phantasievolle und erfinderisch, schöpferisch eben.

Wenn Sie, lieber Leser, sich also bitte daran erinnern würden, dass die Grenzenlosigkeit in unser Leben eingetreten ist.

Dass alles möglich ist.

Und die, die immer schon vorher wissen, was der Wille Gottes ist, haben schon damals Unrecht gehabt und werden es auch in Zukunft haben.

Die Grenzen, die das Böse und das Irdische uns gesetzt hatten, sind nicht mehr da.

Das Dumme ist nur, dass wir als Menschen nicht grenzenlos denken können. Und eben deshalb entzieht sich uns die Kalkulation dessen, was Gott machen will.

Grenzenlos können wir nur erleben. Aber das können wir. Wenn wir Gott erlauben, zu machen, was er will.