Johannes 4,46-53 Frau Eisele und der königliche Beamte

Dies ist eine Geschichte, die für eine Jugendfreizeit geschrieben wurde. Die Geschichte gehört zu einer ganzen Serie von Geschichten mit Frau Eisele. Die Geschichte lebt davon, dass die Personen mit unterschiedlichen Stimmen und verschiedenen Dialekten gesprochen werden.

Frau Eisele hatte das mit dem Autofahren sowieso noch nie so gehabt. Sie hatte eh nur so einen Kleinwagen, der schon überladen ist, wenn man eine Bananenkiste reinstellt. Und vorhin war es dann geschehen, daß sie irgendwie den Rückwärtsgang reingemacht hatte und ihn einfach nicht wieder rausbekam. Frau Eisele wollte ihre Freundin Sophie besuchen, um mit ihr zusammen die Talkshow mit Herrn Pastor Fliege anzuschauen. Frau Eisele hatte nämlich ein mitfühlendes Herz und fühlte intensiv mit den vom Schicksal betroffenen Talkshowgästen. Aber nun bekam sie ja den Rückwärtsgang nicht wieder raus. Frau Eisele griff zum Handy.

„Sophiele? Bisch Dus? Ja, Du, hör emol, i bin scho underwegs zu Dir, aber i ko heut net so schnell fahre, woisch, i muß die ganze Zeit rückwärts fahre. ... Ja, i kumm vielleicht a bissele Spät, paß mer gut auf, gell, daßd mer nachher alles verzähle koscht!“

Und dann begann die Rückwärtsfahrt der Frau Eisele. Und nun sieht beim Rückwärtsfahren ja alles ein bißchen anders aus, und Frau Eisele hatte es mit dem Rücken und konnte sich nicht die ganze Zeit so umdrehen, sie orientierte sich als vornehmlich im Rückspiegel, und sie mußte ja auch auf die anderen irritierten Verkehrsteilnehmer reagieren, die ein ständig rückwärts fahrendes Auto zu komischen Reaktionen veranlaßte,  und wie es dann passiert ist weiß man eigentlich nicht, aber irgendwann fiel es Frau Eisele auf, daß es seit einiger Zeit so arg holperte und gar keine anderen Autos mehr kamen, und wie sie sich so umschaute, fuhr sie auf einem Feldweg zwischen Olivenbäumen, und in der Ferne waren ein paar Palmen zu sehen.

„Sophiele? Ja, jetzertle paß auf, i hab mer wohl verfahren, gell, i kenn mer gar nimmer aus. I fahr jetzertle zum nägste Ort un tu emol froge, wo i da bin. Gell, paß mer gut auf, daßd mer hinterher alles verzähle kosch, gell?!“

Nachdem Frau Eisele nun die ganze Zeit rückwärts gefahren war und auf diesem Feldweg auch nicht wenden konnte, fuhr sie also weiter rückwärts. Dummerweise wurde es langsam Abend, die Sonne sank, und die Pflanzen, die neben dem Feldweg wuchsen – also Frau Eisele hätte von keiner sagen können, wie sie hieß. So fremdartig alles.

Aber es sollte noch fremdartiger werden.

Pöt pöt pöt ..... und dann war Stille, und der Tritt aufs Gaspedal brachte gar nichts, der Kleinwagen stand still.

„Ja sagemal, wos isch jetz däs?“

Frau Eisele stieg aus –

„Jetzertle, was henn denn die do für a komische Luft?“

Ba, aber damit konnte Frau Eisele sich jetzt nicht aufhalten. Sie trat gegen die Reifen ihres Kleinwagens – sie hatte mal gesehen, wie ihr Nachbar das machte, und sie fand, daß das so ungeheuer professionell aussah – nur nutzte es nicht, der Wagen sprang nicht mehr an. Ein wenig pöt pöt pöt, und dann sah Frau Eisele, daß das Problem größer war, als ihre Kenntnisse in Autotechnik.

„Ja jetzt schau sich des oiner o! Das Tankometer isch a kaputt, der Zeiger isch ganz nieder!“

Frau Eisele sah ein, daß sie eine Werkstatt brauchte, und machte sich, bewaffnet mit ihrer Handtasche, auf die Suche. Sie ließ den Kleinwagen mitten auf dem Feldweg stehen und ging in die Richtung, in die sie weitergefahren wäre – denn sie war ja bisher an keiner Werkstatt vorbeigekommen.

Es ging an zu dämmern.

Sie ging also ein Stück, so vielleicht 10 Minuten, da kam sie an eine Kreuzung (von Feldwegen). Es dämmerte schon sehr.

„Ja, hen die denn koi Wegwoiser do?“

Frau Eisele schaute sich ratlos um. Doch da – wer sagt es denn – da kam ein Fußgänger von geradeaus. Der schien es sehr eilig zu haben. Und er wollte offenbar nach rechts abbiegen.

„Hallo, entschuldigetse, könne Sie mir veicht sage, wo ma do a Autowerkstatt finde ko?“

Der Mann hielt kurz an und schaute Frau Eisele verständnislos an.

Beamter: „Bitte, welchen Wunsch geruhten Sie zu äußern?“

Nun hatte Frau Eisele natürlich gesehen, daß der Mann eine Art Nachthemd oder so eine Art langes Abendkleid anhatte, und so war sie darauf gefaßt, daß der Mann vielleicht nicht durchschnittlich reagieren würde.

Eisele: „Ja wisset se, mein Autole isch kaputt, es macht nur noch pöt pöt, verstehet se, un des Tankometer kriegt gar koi Strom mehr, des isch ganz nieder, wissetse, und da bräucht i an Monteur, gell?!“

Der Mann schaute noch immer verständnislos.

Beamter: „Ihr Anliegen ist mir nicht verständlich. Ich habe auch keine Zeit, mein Sohn ist krank, ich muß mich eilends nach Kana begeben.“

Und damit ging er weiter – rechts rum, wie gesagt, und ziemlich schnell.

Eisele: „Halt, warte se doch!“

Aber der Mann wartete nicht. Frau Eisele eilte ihm hinterher.

Eisele: „Höretse, wie hoißt des, wo sie naganget?“

Beamter: „Sollte Ihre Frage darauf abzielen, zu erfahren, wie das Ziel meines Weges heißt, so ist das Kana.“

Eisele: „Ja, und höretse, denketse, da hats a Autowerkstatt?“

Der Mann ging ungebremst weiter, Frau Eisele nebenher, und Frau Eisele hatte Sorge, daß bis sie erführe, daß es in Kana keine Autowerkstatt gab, wären sie schon dort.

Beamter: „Ich weiß nicht, was das ist. In Kana befindet sich ein Herr, der meinen Sohn gesund machen kann.“

Eisele: „So, a Arztpraxis? Wenn des do a Arztpraxis hat, dann hats da auch a Werkstatt. I geh mit Eane, wenn Sie gestatten.“

Und so paßte Frau Eisele ihre Schritte denen des Mannes an und ging neben ihm auf dem Weg. Es wurde nun richtig dunkel – naja, der Mond schien ganz ordentlich. Aber angenehm war das alles nicht. Vor allem, weil der Mann so schnell ging und man den unebenen Boden so schlecht sehen konnte.

Eisele: „Sagetse, könnetse net a bissele langsamer gehen?“

Beamter: „Es wäre durchaus von Nutzen, wenn meine Ankunft in Kana vor dem Tod meines Sohnes stattfindet.“

Eisele: „Ach herrjele! So arg krank isch der? Ja, wos hatter denn?“

Beamter: „Der Name der Krankheit ist mir nicht bekannt.“

Eisele: „ja, aber wenn Sie gar net wisset, was er hot, was wollet se denn dann beim Arzt?“

Beamter: „Mein Wunsch ist, daß der Herr meinen Sohn heilt.“

Nun, das war Frau Eisele klar, und so stolperte sie schweigend neben dem Mann über den Weg.

Es kam ein großes Waldstück, und es ging steil bergauf. Die Bäume ließen das Mondlicht nicht durch, es war sehr dunkel. Irgendwelche Tiere machten Geräusche, die Frau Eisele noch nie gehört hatte.

Eisele: „Sagetse, isch es no arg weit?“

Beamter: „Sie meinen die verbleibende Entfernung bis Kana? Das sind noch etwa 119 Stadien.“ (1 Stadion sind 185m)

Eisele: „Wieviel macht des denn in Kilometer?“

Aber der Mann hatte noch nie etwas von Kilometern gehört. So griff Frau Eisele zum Handy.

„Sophiele? Höremol, schau doch amol ....... . .. Noi, i kumm heit nimmer. ...... Des verzähl i Dir a andermol. Jetzt horch emaol: Schau doch emol in Dei Lexikon, wieviel Kilometer 119 Stadien sin, und ruf mer dann sofort wieder o!“

Man eilte weiter durch die Nacht. Frau Eisele war es unheimlich, sie versuchte, Konversation zu machen.

Eisele: „Sagetse, was sin se denn so von Beruf?“

Beamter: „Ich bin Beamter des Königs.“

Nun wußte Frau Eisele aus dem goldenen Blatt, daß es in Deutschland auf jeden Fall keinen König mehr gab. Deshalb fragte sie nach:

Eisele: „Von welchem König?“

Beamter: „Von dem amtierenden natürlich.“

Frau Eisele wurde es immer unheimlicher, sie traute sich nicht, weiter zu fragen. Einige Minuten später:

(Bayern 3) „Sophiele? Hasches rausbekommen? Ja, sag ....... Na, Sophiele, des ko net seoi. Do hosch Di verrechnet. 22 Kilometer! Da müßt i ja die ganze Nacht lahfe! ....... Na, Sophiele, jetzt schau nochemol nach, un dann tu mal mit de Taschenrechner rechne, net im Kopf. Und dann rufsch mer wieder o.“

Der Wald war noch immer dunkel, der Weg ging bergauf, rechts waren Felsen.

Eisele: „Sagetse, wann kumme mer denn nach Kana?“

Beamter: „Nun, ich denke, bei Sonnenaufgang können wir es sehen.“

Eisele: „Aber do müsse mer ja denn die ganz Nacht laafe!“

Beamter: „Es steht Ihnen ja die Möglichkeit offen, zurück zu gehen.“

Eisele: „Bin I bleed? I gang do net mitten in der Nacht alloi durch d’Wald!“

Frau Eisele dachte im Weitergehen nach. Dann blieb sie einige Schritte hinter dem Mann zurück und griff zum Handy.

„Sophiele? Jetzt horch! Wenn i net wiederkumm, dann sag de Polizischte, daß i mit am Mann der wo an Nachthemd ohot durch an Wald ganga bin ..... jetzt unterbrich mer net, i hob nix trunke, also mer ganget angeblich in an Dörfle mit Namen Kana, und do ..... Noi, net ‚Kanada’, sondern Kana. Un dea Mann secht, daß er Beamter des Königs isch, i hob aber net rausbekommen, von welchem König. ...... Jo, i denk a, daß i in großer Gefahr bin, isch wahrscheinlich a Luschtmörder oder so ebbes. ........ Na, brauchscht nimmi weiter zu rechne. ......... Jo, des machst. Adele, Sophiele!“

Weiter ging es, bergauf und bergab, durch Felder und Wälder, und bis zum Sonnenaufgang geschah nichts weiter, als daß Frau Eisele alle Viertelstunde fragte:

Eisele: „Könne mer net a klois Päusle einlege? Mei Fieß könne nimmi!“

Und der Mann antwortete jedesmal:

Beamter: „Mein Sohn liegt im Sterben, und der werte Herr ist in Kana, da darf man keine Zeit verlieren.“

Außerdem kam Frau Eisele so gegen 4 Uhr in der Früh noch eine tolle Idee:

Eisele: „Wisset Se, es gibt do doch die Talkshow mit dem Pfarrer Fliege. Da gahts immer so um a bestimmtes Thema, verstehet se? Da könne Se sich doch amol bewerbe zum Thema „Eltern haben ihr Kind verloren“. Sowas isch doch herzergreifend, des rührt doch de Leut.“

Der Mann sagte aber gar nichts dazu, und Frau Eisele meinte sogar eine gewisse Aggressivität zu verspüren, und darum redete sie auch nicht weiter darüber.

Irgendwann ging die Sonne auf, und sie waren furchtbar viele Berge und Hügel rauf und runter gelaufen, und Frau Eisele tat so ziemlich alles weh. Und dann, endlich, kam ein Ort in Sicht.

Eisele: „Isch des jetzt Kana?“

Beamter: „Ja, das ist Kana.“

Frau Eisele schaute sich den Ort beim Nähekommen genau an, sie hoffte, schon aus der Entfernung eine Werkstatt ausmachen zu können. Sie merkte aber sehr schnell, daß der Ort für ihre Verhältnisse ärmlich war, und als sie dann drinnen waren, sah sie keine einzige asphaltierte Straße.

 

Eisele: „Wissetse denn, wo der Doktor wohnt?“

Beamter: „Er wohnt hier nicht, er ist hier irgendwo zu Besuch.“

Eisele: „Ach, dann wissetse gar net, wo der isch? Na, i helf Eane schnell suche. Der muaß ja in oaner besseren Wohngegend soi, Ärzte henn ja viel Geld.“

Und Frau Eisele schaute ringsrum, ob sich irgendwo eine bessere Wohngegend ausmachen ließ.

Derweil hatte der Mann aber schon einen Bauern gefragt, der da mit zwei Eseln entlang kam, und der hatte sie in eine schmale Gasse ziemlich am Ende des Dorfes verwiesen. Dort gingen sie hin.

Eisele: „Höretse, des ko doch net soi! Die henn do jo nettemol Kanalisation, schauetse doch, des lauft jo alles uf die Stroß! Do ko doch koi Arzt wohne! Des isch gewiß falsch!“

Beamter: „Das siebte Haus auf der linken Seite, hat der Bauer gesagt.“

Eisele: „Ja scho, aber do net in dieser Stroß! Des sin do koi Häuser, des san doch höchstens Baracken!“

Aber der Mann ließ sich nicht irritieren und klopfte beim siebten Haus auf der linken Seite an den Türpfosten – es gab nämlich keine Tür, sondern ein Vorhang hing in der Türöffnung.

Der Vorhang wurde von einer großen Hand beiseite gemacht, und der Mann, der zu der Hand gehörte, wurde sichtbar. Er war groß, und breit wie ein Schrank, und hatte massenweise schwarze Locken, auch im Gesicht.

Petrus: „Jo wos?“

Beamter: „Ich möchte den Meister sprechen.“

Petrus: „Kommt rein.“

Sie gingen hinter dem Mann her in das Innere dieser Hütte.

Eisele: „Henn se gerochen, wie der nach Fisch riacht? Gell, des isch scho unglaublich, wie oaner so arg noch Fisch riearche ko!“

An einem Tisch saß, mit vielen anderen Leuten, ein großer schlanker Langhaariger. Auf dem Tisch brannte so komische Öllampen. Der Beamte trat auf den Langhaarigen zu und sagte:

Beamter: „Mein Herr, kommen Sie mit mir nach Kapernaum, mein Sohn liegt im Sterben, und Sie können ihn heilen.“

Jesus: „Es ist wie immer: Wenn Sie nicht ein Zeichen oder ein Wunder sehen, dann glauben Sie mir nicht.“

Eisele: „Na höret se, zeiget se liaber mol ihre Urkunde, daß Sie überhaupt Arzt sind! Dann glaube mer Eane! Aber ein Arzt mit so lange Hoar in so oaner Baracke, hat man denn so ebbes schon ghört?“

Beamter: „Frau, Sie sind jetzt mal leise. Herr, kommen Sie doch mit, mein Kind stirbt doch!“

Jesus: „Gehen Sie nach Hause. Ihr Sohn lebt.“

Der Beamter bedankte sich, ging an Frau Eisele vorbei und verließ die Hütte.

Eisele: „Jo Halt amol, wartese!“

Frau Eisele stürzte dem Mann hinterher, rannte und hielt ihn an seinem Nachthemd fest.

Eisele: „Höretse, was soll denn des? Wieso ganget Sie denn wieder fort?“

Beamter: „Der Herr hat gesagt, daß mein Sohn gesund ist. Also kann ich nach Hause gehen.“

Eisele: „Un des glaubetse, nur weil des gsogt hett? Henn Se dadafür de weite Weg gmocht, daß so a Langhaariger Eane sagt, daß Ihr Sohn gsund isch?“

Beamter: „Was ist daran falsch?“

Eisele: „Was daran falsch isch? Der hot Eane noch neddemol a Quittung gäbe, damit Sie im Zweifelsfall a Garantie henn! Und iiberhaupt, was sollt denn des soi? A Fernheilung vielleicht? Wo gibt’s denn so ebbes? Kommetse, mer ganget wieder nei und verlanget a Quittung! Oder der Kerl soll mitkumme! Los, aafi!“

Und sie zog an dem Beamten rum, aber der schüttelte sie dann doch ab und ging in die Richtung, wo sie hergekommen waren.

Eisele: „Sie san do blöd wie a Pfund Butter! Na, mir kanns gleich soi. Könne se mer jetzt wenigschtens helfe, a Autowerkstatt zu finde?“

Aber Frau Eisele sah bald ein, daß es in diesem ganzen Ort keine Autowerkstatt geben konnte, denn sie sah überhaupt kein einziges Auto, auch kein Mofa und keinen Traktor, und die Straßen konnte man wirklich nicht als solche bezeichnen, es waren Feldwege im Dorf.

So ging sie sehr frustriert mit dem Beamten wieder zurück, diesmal ging es etwas langsamer, aber Frau Eisele hatte Hunger und Durst, und ihre Füße taten ihr arg weh. Aber sie hatte keine Wahl, sie mußte ja ihr Auto wiederfinden.

Nach einiger Zeit fiel Frau Eisele wieder eine Frage ein:

Eisele: „Saget se, wos hot der eigentlich dafür verlangt?“

Beamter: „Ich kann den Sinn Ihrer Frage nicht verstehen.“

Eisele: „No, wos hot des ganze koschtet?“

Beamter: „Sie meinen die Heilung durch den Herrn? Nichts natürlich.“

Eisele: „Nichts? Na, des ko ja nichts tauge. Wo hot ma denn schoamol ghört, daß ebbes kostenloses ebbes getaugt hett? Koschtenlose Fernheilung! Der hot no net amol gefragt, was Ihr Sohn für a Krankheit hot!“

Frau Eisele schüttelte noch 500 Meter lang den Kopf, so fassungslos war sie über das Ganze.

Eisele: „Wenn er wenigschtens mitkomme wär! Aber dem isch die Krankheit Ihres Sohnes do völlig wurscht!“

Beamter: „Man sagt aber, daß er die Menschen liebt.“

Eisele: „Des hot ma gsehn! Der kummt doch no neddemol zum Begräbnis von ihrm Sohn!“

Nach weiteren hundert Metern Kopfschütteln griff Frau Eisele zum Handy.

Eisele: „Sophiele? Jo, i binns. ...... No, frag net. Horch emol her: Mer henn uns doch amol die Adress uffgschriebe von dem Pfarrer Fliege, wo man sich do für die Talkshow bewerbe ko. ..... Ja, genau. Jetz paß uff: I han do oan Herrn kennegelernt - ....... – na, net was Du denkscht! Also, den könne mer do anmelde, un mer zwo ganget dann als seine Managerinnen mit. ....... Ja, i sog Dirs Thema: ‚Wie I auf an Wunderheiler reingfalle bin’. Sowas rührt die Leut doch enorm. ..... Na, i ko Dea jetzt net die ganze Story verzähle, i gang jetzt no a weng recherchiere in dera Sach, und wenn i dann heimkumm, verzähl i Dr alles. ........ Genau so, gell? Adele, Sophiele!“

Weiter gings zurück Richtung liegengebliebenes Auto von Frau Eisele. Immer wieder fing Frau Eisele an, sich aufzuregen.

Eisele: „Höretse, des will mer net inde Kopp, daß Sie de weide Weg nur gmacht henn, damit dieser Langhaarige oine Satz zu Eane sagt, und dann no so an Unfug, und dann ganget se wieda hoim! „Gangetse hoim, Ihrn Sohn isch gsund“ hätt ja genausogut I sage könne! Hätte Se net so weit laafe misse!“

Naja, und so weiter. Der Beamte sagte aber gar nichts mehr dazu, der wollte nur nach Hause, und irgendwann ging Frau Eisele auch die Puste aus, sie brauchte ihre Kraft zum Gehen.

Nach vielen Stunden, schon gegen Mittag, kamen sie an die Quelle, wo man so schöne Aussicht hatte, und machten eine Pause, um was zu trinken und die Beine ein bißchen auszuruhen.

Eisele: „A schees ruhigs Plätzle isch des do. So idyllisch und ....... Ach herrjele, schon vorbei. Schauetse, da hinten kummt a Reisegruppe. Vorbei isches mit de Ruhe.“

Der Beamte schaute dahin, wo Frau Eisele die Reisegruppe ausgemacht hatte, und er sprang auf:

Beamter: „Das sind meine Angestellten! Das sind der Sepp und der Hanno und der Sergio! Die sind mir entgegen gegangen!“

Eisele: „Au weiale! Dann isch gewiss ebbes schlimmes gschehn! Au weiale, au weiale!“

Der Beamte rannte los, den Leuten entgegen, auch Frau Eisele begab sich wieder auf ihre Füße und ging dem Beamten hinterher. Schließlich erreichte sie die Gruppe, die aufgeregt durcheinander sprach.

Eisele: „So, grüß Gottle, des isch aber nett, daß sie Ihrem Chef entgegen gange san!“

Beamter: „Stellen Sie sich vor, Frau, mein Sohn ist gesund!“

Eisele: „Ja, sagetse, wie isch denn des kumme?“

Sergio: „Gestern um 16.15 Uhr, wir hatten gerade ein Huhn geschlachtet, da kam er in den Hof und war gesund. Einfach so.“

Beamter: „Um 16.15 Uhr, verstehen Sie, da waren wir doch ......“

Eisele: „Wartese, wartese. Gestern um 16.15 Uhr, da sin mir grad wieder bei dem Langhaarige raus. Ja, welch ein Zufall! Grad zu der Zeit, wo wir bei dem Langhaarigen raus sin, isch der Bua wieder gsund gworde! Gell, was es doch für Zufälle gibt! Also manchmal kann ma doch wirklich nur staunen, was alles so passiert! Aber beim Pastor Fliege, da heddes a schon amol so a Gesprächsrunde gegeben, wo die Leut a drüber geredet henn, was für Zufäll so passieret auf derer Welt. Des war a mit Parapsychologie. War schon beeindruckend. Un jetzertle erlebe mer selbscht so ebbes! Also wenn i des Sophiele verzähl, daß I dabei war, wie so a unwahrscheinliches Zufall geschehen ist, na die wird schauen aua was machet sie da?! Hilfe! Nehme se doch die Händ von meim Hals! Hilfe! Aua! Loslassen! I henn doch gar nichts gmacht! Lassese doch mein Hals los! I krieg ja koa Luft! Hilfe! Was soll denn das?“