Abrahams Kinder in Johannes 8
Als die Juden in Johannes 8 darauf bestanden, dass sie Abrahams Kinder sind, haben sie Jesus unbeabsichtigt eine Steilvorlage geliefert.
Denn Abraham hatte keinerlei religiöse Vorschriften. Er wusste nichts über Gott. Er war auf das angewiesen, was Gott ihm von Mal zu Mal sagte oder zeigte.
Und diese Dinge, die Gott dem Abraham sagte, waren jedes Mal unerwartet und absurd. Sie passten in das Bild, das Abrahams Umgebung von einem Gott hatte, nicht hinein.
Und nun handelt Jesus an den Juden genauso. Er bringt Gott, aber auf so unerwartete Art und Weise, dass man zwar das absolut Göttliche erkennen könnte, wenn man unvoreingenommen hinschaut und sich, wie Abraham, darauf einlässt.
Aber die Juden können nicht unvoreingenommen schauen. Sie haben ein bestimmtes Bild, wie der Gesandte Gottes zu sein hat und zu handeln habe, und dummerweise hält Gott sich nicht an dieses Bild. Aus diesem Grunde hatte schon Johannes der Täufer die Juden zur Umkehr aufgefordert, denn mit ihrer Art, über Gott zu denken, würden Sie Gottes Gesandten nicht erkennen können.
Und so kam es, dass Abraham die Gesandten Gottes, die zu ihm kamen, trotz ihrer sehr seltsamen Botschaften akzeptierte und bewirtete, während die Juden den Gesandten Gottes zu töten versuchten, als er sie mit einem unerwarteten Gott konfrontierte.
Joh 8,40
40 jetzt aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht getan.
Die Steilvorlage, die die Juden Jesus hier lieferten, bestand darin, dass sie sich auf die Abstammung von einem Mann beriefen, der Gott nur durch persönliches Erscheinen kannte. Und der das Erscheinen Gottes immer so nehmen musste, wie es kam. Der keine Möglichkeit hatte, Gott an irgendwelchen Maßstäben zu messen und zu kritisieren.
Aber genau das machen die Juden hier in Johannes 8: Sie bemängeln Gottes Erscheinen in Jesus. Gott hält sich nicht an seine eigenen Regeln. Gott macht nicht, was die Juden von ihm erwarten.
Abrahams Kinder wären die Juden, wenn sie Gottes gutes und großzügiges Handeln anerkennen würden. Dazu müssten sie das anerkennen, was Abraham als einzige Sache von Gott wusste: Dass Gott gut ist, absolut gut.
Aber das war ihnen dann doch zu strange.