Johannes 21 - Der furchtbare Auftrag für Petrus
Nach dem Frühstück am See bekommt der Petrus einen gruseligen Auftrag von Jesus. Der besteht aus folgenden Komponenten:
- Weide meine Wolllieferanten!
- Folge mir nach!
- Du verlierst Deine Souveränität, was sich bis in Deinen Tod hinein auswirkt.
- Du bist der Einzige, dessen Auftrag Du kennst.
Das Bild von den Hirten Israels und den Schafen war Petrus bekannt, denn es kam im Alten Testament oft vor, und Jesus hat es auch benutzt. Es bedeutete aber, dass Petrus nicht etwa die Sturmtruppe Jesu anführen sollte („Kommandiere meine Tiger!“), sondern sich um die Schwächeren kümmern sollte. Dass er denen Gott erklären sollte, die nicht von sich aus so eine gute Beziehung zu Gott hatten wie er.
Das war also nicht unbedingt etwas, was im Temperament des Petrus schon angelegt war.
Das „Folge mir nach!“ legt den Petrus auf eine Beziehung fest. Er muss dahin gehen, wo Jesus hingeht. Er kann nicht mehr gehen, wohin er will. Er ist in seinem Wirken abhängig von dem, was Jesus gerade vorhat. Das mag einem jetzt nicht so erschreckend erscheinen, aber wenn man bedenkt, dass Jesus in das Haus von Kornelius gehen musste, was für ihn bis dahin undenkbar war, und dass er mehrfach im Gefängnis war und in die Mühlen zwischen Paulus und Jakobus geriet, dann kann man schon erraten, dass Jesus nicht immer an Orte und in Situationen ging, wo man genussvoll nachfolgte.
Der Verlust dieser Souveränität ging bis zum Lebensende, wo Johannes wohl andeutet, dass Petrus tatsächlich umgebracht wurde wegen seines Glaubens. Er würde sein Leben nicht „bis zu Ende“ leben können, sondern man würde es ihm vorher wegnehmen.
Und als Petrus dann wissen will, ob Jesus für den, den er ja lieber hat als den Petrus, auch einen Auftrag hat, bekommt er gesagt, dass es ihn nichts angehe. Die Herrschaft über die anderen ist ihm nicht gegeben, die ja damit beginnen würde, dass man über die anderen informiert ist (Wissen ist Macht).
Man mag diesen Auftrag an Petrus gruselig finden, aber Jesus hat damit ausgedrückt, dass er den Petrus brauchen kann und brauchen will. Der Lebenstraum des Petrus wird wahr: Er kann für Jesus arbeiten, und Jesus hält ihn für brauchbar. Sogar für so brauchbar, dass Petrus ein ähnliches Ende nimmt wie Jesus.
Die Alternative wäre ja gewesen, dass Jesus zu Petrus sagt: „Geh wieder fischen. Das wird nichts mit Dir. Ich kann Dich nicht brauchen, Dir fehlen die grundlegenden Eigenschaften, um für mich arbeiten zu können.“
Von daher ist die Aussage Jesu, dass er den Petrus zu 100%, also ganz und gar und sogar bis in den Tod hinein, brauchen kann, die größte Zusage und die erfreulichste Freude, die man Petrus machen konnte.