Johannes 19, 19-22 Der Zettel am Kreuz

Am Kreuz sah es dann so aus, als hätte Jesus verloren und die jüdische Administration gewonnen.

Wenn da nur nicht das Schild gewesen wäre. „Der König der Juden“.

Und die Pharisäer verstanden, dass das Schild nicht gut für sie war.

Denn zum Einen sagte es, dass Jesus nach römischen Recht zum Tode verurteilt worden war, aber nicht nach jüdischem. Darum wollten die Pharisäer, dass Pilatus schrieb, dass Jesus behauptet habe, dieses zu sein. Nicht, dass er es war. Dann hätte man es auch als Verurteilung nach jüdischem Gesetz verstehen können.

Zum anderen, weil Pilatus damit einen politischen Sieg über die jüdische Administration dokumentierte. Wenn er den König der Juden beseitigt hat, sind die Juden besiegt.

Errungen hatte Pilatus diesen Sieg schon vorher (Vers 15), als die Juden offiziell verkündeten, sie hätten keinen König außer dem römischen Kaiser.

Und letztlich gibt Pilatus dem Jesus hier wenigstens die Würde und das Recht zurück, dass Pilatus genau und zutreffend schreibt, warum Jesus eigentlich sterben musste. Weil der hohe Rat befürchtete, er wäre der neue König. (Die Hohepriester hatten das in Vers 12 formuliert.)

Merke: Wer gegen Gott oder gegen einen von Gottes Gesandten handelt, der verliert.

Sieht vielleicht auf den ersten Blick nicht so aus. Jesus hängt ja am Kreuz.

Aber schon auf den zweiten Blick wird es sichtbar, dass die Juden auf der politischen Ebene verloren haben.

Und später wird – nicht für die Juden, aber für die Christen – sichtbar, dass sie auch auf der geistlichen Ebene verloren haben. Sie haben Jerusalem, Israel und den Tempel verloren.

Das Muster stammt schon aus dem Alten Testament. Wer Gottes Leuten etwas tut, dem tut Gott etwas. Darum gibt es die vielen Drohreden der Propheten gegen Israels Nachbarvölker. Die bekamen Ärger mit Gott nur aus dem einen einzigen Grund: Weil sie Gottes Leute angegriffen hatten.

Und Gott macht hier deutlich: Dieses Muster gilt im Neuen Bund noch genauso.

Wobei das Neue Testament auch die positive Formulierung kennt: Wer Gottes Leuten hilft, dem wird geholfen. Wer Euch einen Becher Wasser reicht, weil Ihr zu Jesus gehört, wird seinen Lohn nicht verlieren (Mt 10:42 und Mk 9:41). Was Ihr einem der Meinen getan habt, das habt Ihr mir getan.

Gott steht ziemlich treu zu seinen Leuten. Darauf kann man sich verlassen.