Johannes 8,24 na und?

Jesus drohte den Juden im Falle seiner Nichtanerkennung als Messias mit Folgendem: Johannes 8,24

24 Daher sagte ich euch, dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glauben werdet, dass ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.

Da fiel mir nur ein: „Na und?“

Wenn es so käme, würde das bedeuten, dass diese Menschen für immer sterben. Also nicht in den Himmel kommen. Nicht das ewige Leben haben, sondern das ewige Nichts. Ihre Existenz erlischt, sie „gehen verloren“.

Sollten Sie jetzt denken, diese Menschen kommen dann in die Hölle, so sagt die Bibel das nicht. Die Hölle und das Feuer, das für immer brennt und wo der Wurm nicht stirbt und wo Heulen und Zähneknirschen ist, ist für Gläubige: Die dummen Brautjungfern, den falsch gekleideten Hochzeitsgast, und wenn man ein Talent Silber versteckt, anstatt es zu investieren.

Auch Jesus sagt hier nicht, dass die Juden im Falle der Nichtanerkennung seiner Person im höllischen Feuer schmoren werden. Sie werden in ihren Sünden sterben, und folglich werden sie weder jetzt noch in Ewigkeit in die Nähe Gottes kommen.

Und ich frage mich, was daran so schlimm sein soll.

Denn der Verlorengegangene kann ja anschließend nicht mehr bedauern oder leiden. Seine Existenz ist ausgelöscht. Er kann seinen Zustand nicht mehr beurteilen. Er kann nicht mehr vergleichen zwischen dem, was er hat, und dem, was er haben könnte.Johannes 8,24

Falls es das Endgericht gibt

Über die Zeit nach dem Tod des Menschen wissen wir fast gar nichts. Das Einzige, was klar zu sein scheint, ist, dass es eine Bewertung des Menschen (eigentlich: der Seele) aufgrund des auf der Erde gelebten Lebens gibt.

Welche Form dieses „Endgericht“ haben wird, wissen wir nicht. Alle Berichte der Bibel über diesen Vorgang sind Gleichnisse, Allegorien. Sie beschreiben in Bildern einen Vorgang, dessen Realität sich nicht beschreiben lässt.

Es werden sicher keine Bücher geöffnet, denn Gott hat längst das papierlose Büro, und es müssen auch nicht alle Toten wie eine Schafherde antreten und dann nach links oder rechts gehen.

Da es in Gottes Welt keine Zeit gibt, ist noch nicht einmal klar, ob das Endgericht zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfinden wird, bis zu dem alle bis dahin gestorbenen irgendwo warten müssen, oder ob das Urteil sofort mit Eintreten des Todes gesprochen wird. (Auf die Berichte der Wiederbelebten will ich mich hier nicht verlassen, denn die Ursache für deren Erleben ist nicht belegbar.)

Falls es das Endgericht gibt und es für die Seelen auch wahrnehmbar ist, wäre es also denkbar, dass der Verstorbene einen letzten unangenehmen Moment erlebt. Da er sich später an diesen Moment nicht mehr erinnern kann, weil er ja verloren gegangen ist, ist dieser kurze Moment aber vernachlässigbar. Er führt ja nicht zu jahrelangem Leiden. Sondern zu nichts.

Erpressung mit Angst

Im übrigens habe ich eigentlich keine Lust, mich mit dem Mittel der Angst erpressen zu lassen. „Wenn du Jesus nicht anerkennst, wird das ganz furchtbare Konsequenzen haben“ ist eigentlich nicht das, was ich als Grundlage für eine richtige, lebensbejahende Entscheidung anerkennen will. Es scheint mir auch fraglich, ob Gott von solchem Format ist, dass er die Leute mittels Angstmacherei an sich bindet.

Angst ist ein schlechter Ratgeber.

Warum es für Jesu Zuhörer unangenehm sein könnte

Die Leute, mit denen Jesus hier im Johannesevangelium streitet, sind Gläubige.

Sicher sind eine ganze Menge dabei, denen es nur um die Religion geht und gar nicht um Gott. Dieses Problem existiert, seitdem sich Gott auf der Erde bemerkbar gemacht hat.

Aber da sind eben auch die anderen, die ihre Sünden gerne los sein möchten, weil sie Gott gefallen wollen oder weil ihnen die Nähe Gottes wichtig wäre.

Es sind Pharisäer dabei, die ja extra einen Lebensstil propagieren, der möglichst ohne Sünde sein soll. Und das, was sie sich von diesem Lebensstil erwarten, ist Segen von Gott, in welcher Form auch immer.

Und nun sagt Jesus ihnen hier, dass ihr Lebenswunsch niemals in Erfüllung gehen wird. Sie werden ihre Sünden niemals los, bis zum Ende nicht. Es sei denn, sie anerkennen ihn als Sohn Gottes.

Damit wäre natürlich der ganze Sinn des Lebens für diese Leute dahin. Sie hätten umsonst gelebt, denn sie haben ihr Ziel nicht erreicht.

Und falls diese Menschen Gott tatsächlich lieben – und solche hat es sicher unter ihnen gegeben, und auch die Apostel Jesu und der Täufer gehören wohl in diese Kategorie – falls sie Gott also wirklich lieben, verlieren sie mit dem Tod das, was sie lieben.

Sicher, kann man verschmerzen. Aber muss ja nicht sein.

Warum es mir vielleicht nicht egal sein sollte.

Johannes achtVielleicht sollte mir die Sache mit der ewigen Seligkeit deshalb nicht egal sein, weil sie Gott nicht egal ist.

Das Leben nach dem Tod ist ja eine Erfindung von Gott. Niemand hat ihn darum gebeten. Aus eigener Initiative hat Gott dieses Feature eingeführt.

Meine Betrachtungsweise, was ich davon habe, ist eigentlich recht egoistisch. Und diese Betrachtungsweise trifft auch nicht den Punkt.

Es scheint, als wenn mein Weiterleben nach dem Tod in erster Linie einmal für Gott von Bedeutung ist.

Und wenn ich Gott liebe, dann bemühe ich mich auch, das zu lieben, was Gott wichtig ist.

Und Gott hat offenbar unserem Leben den Sinn verliehen, dass wir die Ewigkeit mit ihm verbringen. Der Sinn des irdischen Lebens ist, dass wir dabei das himmlische Leben erlangen.

Und wenn das der Wille Gottes ist, wenn das der Hintergedanke Gottes bei all dem ist, dann werde ich das gut finden. Weil Gott es gut findet. Und ich habe mittlerweile soviel Vertrauen zu Gott, dass ich weiß, dass das, was Gott gut findet, am Ende auch gut ist. Unabhängig davon, ob mir das im Moment einleuchtet.

Und im übrigens habe ich keine Lust darauf, das Leben sinnlos vergeudet zu haben. Ergebnislos die Luft auf der Erde verpestet zu haben. Wenn es einen Sinn hinter dem Leben gibt, dann wünsche ich ihn zu erfüllen.

Alles andere wäre verschwendetes Leben.

Darum nehme ich mein „na und?“ vom Anfang zurück. Es scheint wichtig, richtig, sinnvoll und gut zu sein, nicht in den eigenen Sünden zu sterben.

(Was das am Ende genau bedeutet, werden wir dann sehen, wenn es soweit ist. Aber vor B kommt A. Wenn man erfahren will, was das mit dem Leben nach dem Tod auf sich hat, muss man vor dem Eintreten des Ereignisses Jesus als Erlöser anerkennen.)