Apostelgeschichte 2,14 Was Petrus nicht gesagt hat
Sehr frei aber trotzdem nach Christoph Schmitter von der City Church Würzburg
Nicht Bettbezug, sondern historischer Bezug:
Um zu verstehen, was an Pfingsten geschehen ist, hilft es, zu verstehen, was die Juden da eigentlich gefeiert haben.
Das jüdische Pfingstfest war das Wochenfest. 50 Tage nach dem Passahfest, welches an Freiheit und Befreiung erinnerte und an folgendes Ereignis erinnerte:
50 Tage nach dem Auszug erhält das Volk am Berg Gottes Weisungen von Gott, die ihm helfen sollen, nun wirklich als dieses Volk Gottes zu leben. Einen neuen Lebensstil. Eine Anweisung für ein wirklich gutes Leben.
Das feiern die Juden an Pfingsten: Die Gabe der Thora.
Nachdem Jesus auferstanden war, hoffen seine Jünger, dass jetzt die Befreiung kommt, und fragen: „Wann richtest Du das Reich wieder auf?“ Aber Jesus antwortet nicht so richtig auf diese Frage, sondern er sagt, sie sollen warten. Gott wird euch nicht hängen lassen.
Die Himmelskraft besucht diese kleine Gruppe Juden, die sich ja damals noch nicht als Christen verstanden, und es geschieht etwas ähnliches wie damals am Berg Sinai.
Am Sinai kommt Mose von einer Begegnung mit Gott vom Berg runter und bringt den Lebensstil mit, die Weisung, wie man als Volk Gottes lebt. So kommt jetzt der Heilige Geist im Auftrag von Jesus wieder, um nach der Befreiung nun auch die Möglichkeit zu geben, als Volk im Reich Gottes zu leben.
Nicht indem man Steintafeln liest und sich danach richtet, sondern indem etwas passiert, was ein jüdischer Prophet schon lange vorher angekündigt hatte.
Jeremia 31,31-34 (jawohl, der Petrus hat eine andere Bibelstelle zitiert)
31 Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da schließe ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund:
32 nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand faßte, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen, - diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich doch ihr Herr war, spricht der HERR.
33 Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der HERR: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben. Und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.
34 Dann wird nicht mehr einer seinen Nächsten oder einer seinen Bruder lehren und sagen: Erkennt den HERRN! Denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Schuld vergeben und an ihre Sünde nicht mehr denken.
An Pfingsten verschenkt Gott sein Wesen, seinen Willen, seinen Geist, damit die Menschen als sein Volk leben können.
Der Himmel gehört nicht mehr nur denen, die damals aus Ägypten befreit wurden und ihren Nachkommen und denen, welche die Gesetze vom Sinai halten, sondern der Himmel berührt die Erde von nun an in jedem, den Christus befreit hat und in dem etwas von Christi Wesen lebt. Nicht indem man steinerne Gesetze hält, sondern indem das Herz sich verändert.
Es geht an Pfingsten nicht darum, dass etwas spektakuläres passiert, sondern es geht um die Auswirkung. Denn Pfingsten ist ja eigentlich ein Kommunikationswunder. Eine Überschneidung von Gottes Welt und Menschenwelt.
Auswirkung eins:
Menschen verstehen Menschen, die sie eigentlich sonst nicht verstehen. Grenzen werden überwunden. Gräben werden zugedeckt, Mauern werden abgerissen. Das ist absolut entscheidend.
Auswirkung zwei:
Menschen erkennen Gott, wie sie ihn bisher nicht erkannten. Es scheint, wie wenn einer ein Fenster aufmacht zu einer anderen Welt. Jetzt bekommen sie Zugang zu Gott auf eine neue Weise. Bisher hatten sie Jesus, den sie anfassen und fragen konnten.
Auswirkung drei:
Menschen haben plötzlich Mut, die Message von diesem Gott zu verbreiten. Sie reden vom Himmel.
Die Himmelskraft ist der Gemeinde gegeben, damit das, was Jesus angefangen hat, weitergeht. Sich über die Welt ausbreitet. Die Menschen erreichen kann. Es geht darum, dass die Botschaft, dass Gott diese Welt zurückgewinnen will, dass diese Botschaft sich ausbreitet. Kommuniziert wird.
Der Auftrag der Gemeinde
Die geisterfüllte Gemeinde soll genau denselben Auftrag erfüllen, den Jesus erfüllt hat: Den Himmel auf der Zunge tragen.
Jesus hat Gott so gekannt, wie kein anderer vor ihm, und er hat so von Gott gesprochen wie kein anderer vor ihm. Diese Begabung hat Jesus an Pfingsten auf die Gemeinde übertragen.
Folglich ist es die Berufung eines Christen, ein Mensch zu sein, durch den Gott diese Welt betreten kann.
Oder anders gesagt ist dieses der Grund des Kommens des Heiligen Geistes: Menschen eine Tür zu öffnen zur Welt des Himmels.
Methodische Hinweise
Wie kann das geschehen, den Himmel auf der Zunge zu tragen?
Erstens:
Wir müssten wissen, wovon wir reden. Wir müssten den Himmel kennen, wenn wir ihn auf der Zunge tragen wollen. Fragen nach Gott haben viele Menschen, aber gibt es auch Antworten? Die Christen sollten an dieser Stelle nicht zu schnell „Ja“ denken. Denn vieles von Gott kann man nicht verstehen; es ist nicht oft ersichtlich, warum Gott so und nicht anders handelt.
Manche Christen machen Gott klein, indem sie sich der Illusion hingeben, zu glauben, sie wüssten, wie Gott ist. Ihre theologischen Betrachtungen hätten das so weit verstanden, dass man das auf ein paar Punkte zusammendampfen kann, auf einen Flyer drucken und an Türen verteilen. Ja, man kann Gott kennen, aber Gott bleibt immer auch ein Stück der Rätselhafte, der überraschend doch ganz Andere, manchmal und gar nicht so selten auch der Verborgene, der Geheimnisvolle.
Wenn Gott wirklich Gott ist und wir versuchen, ihn zu erkennen, dann ist das, als wenn du in die Sonne schauen willst. Du wirst erblinden, und es wird sofort dunkel. Wir sollten nicht so tun, als wenn unser kleines Christengehirn Gott begriffen hat. Das macht uns eher lächerlich.
Gott zu kennen und mit Fragen zu kämpfen gehört zusammen. Wenn Du irgendwann mal keine Fragen mehr hast an Gott, dann musst Du anfangen, dir Gedanken zu machen. Dann mag dein Bild von Gott ein schönes sein, aber es entspricht nicht der Realität.
Andererseits: man kann Gott kennen, und das ist genau das, was die Himmelskraft in uns bewirken will. Als Jesus die Himmelskraft ankündigte, nannte er sie den Geist der Wahrheit. Und er sagte: Der wird euch die Augen öffnen. Er wird euch helfen, die Sonne zu schauen. Er wird euch in die Wahrheit hineinleiten. Weniger: Er wird sie euch erklären, dass ihr sie logisch versteht. Er wird euch da reinleiten. Er wird über Gott zu euch reden. Und das ist mehr eine Form von Kennen, das ist nicht dasselbe ist wie verstehen, sondern mehr wie lieben.
Paulus sagt: Der Geist Gottes bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Gott kennen wie Kinder ihren Vater erkennen, aber Kinder verstehen ihren Vater nicht immer.
Zweitens:
Was ist eigentlich die Message? Was haben wir eigentlich zu sagen? Was war Jesu Message?
„Gott kommt in die Welt, um sie zu verändern, also ändert Ihr euch! Gott liebt uns viel zu sehr, als dass er uns so lassen will, wie wir sind.“
Die Message bist eigentlich du selbst. Das ist zumindest die Idee. Der Geist Gottes macht dich zu einem Menschen, in dem sich Himmel und Erde berühren. Darum ist nicht das, was du sagst, die Message, sondern das was du bist. Das was du tatsächlich lebst. Darum hat Gott seinem Volk einen Lebensstil gegeben und auch ermöglicht. Jetzt soll unser Leben sich nicht mehr an Gesetzen ausrichten, sondern an einem veränderten Herzen.
Das Gegenteil von „die Message bist du selber“ ist furchtbar: Leute, die christlich reden, aber irgendwie bist du immer gerne woanders als wo sie sind. Wenig ist ekliger als ein Mensch, der vom Himmel redet, aber irgendwie nach Hölle riecht. Oder der vom Leben redet und irgendwie schon tot wirkt.
Aber ein Mensch, der einen Funken von Gott in sich trägt, der Himmel erlebt hat; ein Mensch, den Gott verändert hat, der ist die Botschaft selbst. Wenn die Leute nur dein Leben hätten und kennen würden, und jemand würde sie fragen: „Ist Jesus von den Toten auferstanden?“ Was würden sie sagen? Ist er? Trägst du etwas von der Auferstehungskraft in dir, kann man das in dir sehen, also diese Kraft zur Veränderung oder zur Hoffnung, die von Gott kommt?
Siehst du um dich rum Menschen, die verändert werden? Durch dich?
Drittens:
Was bewirkt dann eigentlich wirklich Glaube? Wenn sich das ausbreiten soll, was bewirkt diese Ausbreitung?
Wodurch geschieht das eigentlich, dass ein Mensch plötzlich Gott kennenlernt? Wie kommt die Message an?
Was lässt Menschen ahnen, dass der Himmel nah ist?
Vielleicht sind es logische Beweise, dass Gott da ist. Sollten wir die auf der Zunge tragen? Für mich ist schon wichtig, dass der Glaube sinnvoll nachvollziehbar ist. Aber wir kommen nicht sehr weit mit Logik in Blick auf Gott. Kaum einer glaubt, weil die Argumente einfach erdrückend waren.
Also ich finde, es gibt in dieser Welt mehr Argumente dafür, dass wir allein sind. Deshalb könnte man denken: Vielleicht mehr Wunder, also Erlebnisse mit dieser Himmelskraft, die unübersehbar sind, die ich nicht wegreden kann, die mich überwältigen. Mancher verbindet auch genau das mit dem Geist Gottes: Wunderheilungen, weinende Madonnen, weggeworfene Krücken. Und in der Tat, ich will die Kraft Gottes schon als etwas erleben, was man auch tatsächlich erleben kann. Und Gebete, die nichts bewirken, lassen uns zurecht anfangen zu zweifeln. So auf Dauer.
Aber wegen Wundern glauben Menschen auch selten, vor allem selten lange. Denn es gibt viel wundersames in dieser Welt, und nicht alles, was zwischen Himmel und Erde an Merkwürdigem passiert, hat direkt mit Gott zu tun, und als Internetgeneration sind wir es gewohnt, dass es Illusionen gibt und dass vieles ein Fake ist. Ich glaube nicht, dass Wunder das Ding sind.
Man könnte auch sagen: Menschen kommen zum Glauben durch Emotionen. Sind es also Gefühle, die uns an Gott glauben lassen? Dann verfliegt der Glaube aber sehr oft wieder, wenn das Gefühl verfliegt, und dieser Tag wird kommen.
Was also ist die Sprache der Himmelskraft, die zu uns redet und die zu anderen redet? Wenn nicht Logik, wenn nicht Wunder, wenn nicht Gefühle, jedenfalls wenn das nicht die eigentlichen Dinge sind.
Ich glaube, es ist Liebe. Wenn einem Menschen alles wegbricht: Logik, Erfahrungen, Gefühle, und wenn er dann trotzdem noch glaubt, dann wahrscheinlich deshalb, weil er weiß, da ist immer noch diese Liebe, die mich trägt.
Ich verstehe Gott nicht mehr, ich sehe ihn nicht, ich fühle ihn auch nicht mehr, aber ich weiß irgendwie, er liebt mich.
Logisch ist das nicht, ich erlebe das eher als etwas, das mir einfach geschenkt ist. Wo ich auch nicht einfach beschreiben kann: Warum glaube ich das? Und es glauben zu könne, ist dann tatsächlich ein kleines Wunder, und irgendwie ist es auch sinnvoll, und es hat natürlich mit Gefühl zu tun.
Liebe, das ist das, was durch dein Leben zu anderen kommen muss, wenn du den Himmel auf der Zunge tragen willst. Erleben die Leute in deiner Nähe Gottes Liebe, dann erleben sie eigentlich alles, was sie erleben sollten.
Liebe weckt Glauben. Liebe ist das, was unseren Charakter ausmachen soll. Und oft kommt diese Ausstrahlung aus dem Erkennen eigenen Versagens und trotzdem geliebt seins. Und dann entwickeln die Worte ihre Kraft. Dann transformiert die Himmelskraft uns selbst und andere Menschen. Und dann entsteht Glaube, manchmal unerklärlich.