Apostelgeschichte 19,21 Paulus will nach Rom

Die Geschichte, um die es heute geht, spielt in Ephesus, etwa um das Jahr 54 nach Christus.

Ephesus war damals eine der drei heiligen Städte des römischen Reiches zusammen mit Jerusalem und Athen, und Ephesus war die bedeutendste Stadt auf dem Gebiet der heutigen Türkei.

So besonders heilig war die Stadt, weil sie das Zentrum der östlichen Mysterienkulte war, was man in der Bibel an der Bedeutung des Tempels der Diana sieht. Wenn wir das mit unserer heutigen Zeit vergleichen, dann war Ephesus das Mekka der damaligen Zeit.

Zudem gab es in Ephesus mehrere Tempel für römische Kaiser. Also religiös war da ordentlich was los.

So ist es nicht verwunderlich, dass Paulus schon zwei Jahre in Ephesus war, als er den Beschluss fasste, auch nach Rom zu reisen.

Dieser Beschluss hing mit den Ereignissen in Ephesus zusammen.

In Ephesus zeigte sich die Macht Gottes und damit die Macht der Auferstehung Jesu ganz besonders stark.

Man konnte sogar die Unterwäsche des Paulus auf Menschen legen, so dass die Kranken gesund wurden und von den Besessenen die Dämonen ausfuhren. Also dass man einen Dämon mit Unterwäsche verjagt, ist ja doch ein bemerkenswerter Vorgang.

Und dann waren da noch die 7 Söhne eines jüdischen Hohepriesters, die schon immer ihr Geld mit Exorzismus verdient hatten, und die jetzt meinten, mit dem Namen Jesu eine noch kräftigere Waffe gegen die Dämonen und für das Geldverdienen gefunden zu haben als bisher.

Und sie handelten damit ganz im Sinne der üblichen Zauberer und der Mysterienkulte, nämlich dass man den richtigen Zauberspruch kennen musste, das richtige Rezept, und dann hat man eine Waffe gegen die Götter, gegen diese Belastung des Schicksals.

Und so benutzten sie den Zauberspruch „im Namen Jesu“ und wollten damit die Dämonen austreiben, aber es funktionierte nicht, sondern sie selbst wurden ausgetrieben und mussten vor dem Dämon fliehen.

Und da fasste Paulus den Entschluss, eines Tages nach Rom zu reisen.

Von „Liebe“ ist übrigens in diesen Kapiteln überhaupt nicht die Rede.

Dafür ist aber davon die Rede, dass die Machtverhältnisse sich geändert haben.

Beispiele für Aberglauben

Also ich sage mal „toi toi toi » und würde auch auf Holz klopfen, wenn welches da wäre. Denn man soll es ja nicht beschreien.

Wo es doch praktisch keinen Kuckuck mehr gibt und darum die finanzielle Situation deswegen so prekär ist, denn die Regel ist ja, dass man soviel Geld, wie man beim ersten gehörten Kuckucksruf im Frühjahr am Körper trägt, dass so die finanzielle Situation im ganzen Jahr sein wird.

Aber dafür habe ich sehr viel Glücksklee im Garten, vierblättrige Kleeblätter, so eine mexikanische Sorte, die immer vierblättrig ist, und den Schornsteinfeger angefasst habe ich dieses Jahr auch schon.

Prinzipiell habe ich ja den Vorteil, dass ich mir mein Leben so einteilen kann, dass ich am Freitag den 13. nicht aus dem Haus gehen muss und auch sonst keinerlei Aktivitäten auszuüben brauche.

Auch Zugfahren ist relativ ungefährlich, denn nach Wagen 12 kommt immer Wagen 14, und einen Sitzplatz mit der Nummer 13 gibt es auch nicht.

Was mein Sternzeichen angeht, kann ich mich auch nicht beschweren: Pinguin mit Aszendent Schildkröte, das weist auf langes Leben und viel Geld und verschafft mir einen ruhigen, bewegungsarmen Charakter.

Glücklicherweise bin ich auch nicht im Jahr der Ratte geboren, und nur die schwarze Katze vom Nachbarn macht mir Sorgen. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht mit ihr zusammentrifft.

Allerdings habe ich mein Bett so aufgestellt, dass es nicht von Erdstrahlen getroffen werden kann, die von einer Wasserader irritiert wurden.

Und was meine Voodoo-Puppen angeht – wer mich ärgert, wird es zu spüren bekommen.

Die armen Menschen

Für uns hier im Westen ist das Leben ja schon unberechenbar.

Aber für die Menschen damals, ohne nennenswerte Medizin, mit Kriegen, ohne eine wirkliche Rechtsstaatlichkeit in einer Diktatur, ohne Rentenversicherung und Unfallversicherung, ohne Sozialsystem und ohne Verständnis für Wetter und Himmelsphänomene  -

das einzige, was die machen konnten, um sich irgendwie zu schützen im Leben, war der Versuch, die unsichtbaren Kräfte zu manipulieren.

Die Götter und die Geister, die personifizierten Naturkräfte und die Sterne.

Und das ist heute in Ostasien ja immer noch ein großes Thema, und in Nepal sind die Geister stärker als das politische System.

Das Leben war damals so unsicher und so unverständlich, dass man die Sicherheit eben auch und besonders dort suchte, wo man dachte, dort werden irgendwelche Weichen gestellt und dort sei vielleicht die wahre Macht vorhanden – denn man selbst hatte ja keine Macht, man war Spielball aller möglichen Einflüsse.

Und infolge dessen war man natürlich auch den entsprechenden Medizinmännern und Wahrsagern ausgeliefert, die viel Geld dafür nahmen, dass sie einem einen Anschein von Sicherheit gaben.

Wenigstens ein bisschen Macht über das Schicksal.

Und jetzt passiert es

Und jetzt war hier in Ephesus, im Zentrum des Aberglaubens und der Magie, am Dreh- und Angelpunkt des Götterglaubens, das Unfassbare passiert:

Die Dämonen wurden besiegt, und die Dämonen wurden in ihren Fähigkeiten weit übertroffen: Die Kranken wurden schon durch das Auflegen bestimmter Unterwäsche geheilt – dafür waren früher teure Rituale mit geschlachteten Fledermäusen nötig, und selbst dann war das Ergebnis eher ungewiss.

Die Zaubersprüche funktionierten nicht mehr – die Macht über das Böse und über das Schicksal war plötzlich an Menschen gebunden und nicht mehr an Sprüche, und als die Söhne des Hohepriesters den Zauberspruch anwendeten, da wendete sich der Dämon gegen sie und erklärte ihnen, dass er den Jesus kennt und den Paulus kennt, aber sie nicht. Und darum kann er sie besiegen.

Die Macht geht nicht mehr von Zaubersprüchen oder Ritualen aus, sondern sie gehört den Menschen, die zu Jesus gehören, und das ohne Zauberspruch und Ritual!

Und die Dämonen wissen das! Apg 19,17-19

17 Dies aber wurde allen bekannt, sowohl Juden als auch Griechen, die zu Ephesus wohnten; und Furcht fiel auf sie alle, und der Name des Herrn Jesus wurde erhoben. 

 18 Viele aber von denen, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten und gestanden ihre Taten. 

 19 Zahlreiche aber von denen, die Zauberei getrieben hatten, trugen die Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen; und sie berechneten ihren Wert und kamen auf 50 000 Silberdrachmen. 

Und von Liebe ist hier nicht die Rede.

Aber Paulus entschließt sich jetzt, eines Tages nach Rom zu reisen.

Die Leute hier verbrannten ihre teuren Zauberrezepte.

Die Zaubersprüche, mit denen man Warzen besprach.

Die Regeln, nach denen das Pendel auf Tod oder auf Genesung hinwies.

Die Anweisungen, wie man Kontakt zu den Verstorbenen aufnahm.

Denn jetzt war für alle deutlich geworden, wo die wahre Macht lag.

Jetzt war es offenbar geworden, in wessen Hand das Schicksal und die Welt lagen.

Es war jetzt keine Frage mehr, wer hinter den Kulissen die Fäden zieht.

Und es war völlig offensichtlich, wer im Zweifelsfall immer der Stärkere sein würde.

Von Liebe ist hier übrigens nicht die Rede.

Die ganze Kraft des Teufels, die ganze Macht der Götter und Geister war nicht in einem abgelegenen Dorf in Sibirien besiegt worden, sondern Ephesus, im Machtzentrum dieses Systems.

Aber wenn die unsichtbaren Kräfte in ihrer eigenen Hauptstadt besiegt waren, dann waren sie natürlich überall besiegt. Wenn die Hauptstadt gefallen ist, ist das ganze Reich gefallen.

Apg 19,20

20 So wuchs das Wort des Herrn mit Macht und erwies sich kräftig.

Von Liebe ist hier übrigens keine Rede.

Aber von Macht und von Kraft.

Apg 19,20

20 So wuchs das Wort des Herrn mit Macht und erwies sich kräftig.

Nein, es ist nicht von Liebe die Rede.

Denn was soll man mit Liebe, wenn man keine Macht hat?

Liebe, die keine Macht hat, ist für den Eimer!

Liebe, die nichts umsetzen kann, ist für die Katz!

Wenn ich den Geschwistern einen Kuchen backen will, weil ich sie so liebe und ihnen meine Liebe zeigen will damit, dass ich ihren Gaumen umschmeichele mit einem wunderbaren Kuchen, mit Schokoladenstücken drin, denn ich liebe die Geschwister so sehr, aber ich habe überhaupt keinen Backofen – mir fehlt schlicht die Macht und die Möglichkeit, den Kuchen zu backen – aber ich rede in wärmsten Worten von diesem Kuchen, den sich die Geschwister durch ihre Liebe verdient haben und der Ausdruck meiner Beziehung zu meiner Gemeinde ist – wenn man keinen Backofen hat, kann man das Backpulver den Ameisen geben und mit dem Mehl den Garten düngen.

Liebe ohne Macht ist Quatsch hoch drei.

Sie ist wirkungslos.

Die Pharisäer haben Jesus auch nicht umgebracht wegen der Liebe. Sondern wegen der Macht.

Nicht die Liebe war das Gefährliche für die Pharisäer, sondern dass Jesus die Macht hatte, diese Liebe umzusetzen.

Und als die Pharisäer dann Jesus schließlich umgebracht hatten, hat Gott ihnen auch nicht mit Liebe geantwortet. Sondern mit dem, was sie am meisten fürchteten: Mit Macht.

Die Auferweckung von Jesus ist kein Zeichen von Liebe.

Sie ist ein Zeichen von Macht.

Sie zeigt, dass hier einer was kann, was kein anderer kann. Darum wird der Tod auch nicht geküsst, sondern besiegt.

Natürlich steckt als Motiv hinter allem Handeln Gottes die Liebe. Sie ist der zentrale Punkt seines Denkens.

Aber sichtbar wird die Liebe durch Macht.

Nicht durch Küsschen, nicht durch freundliche Worte.

Darum gibt es im Alten Testament soviel Schlägereien und soviel Blutvergießen: Weil die einzige Art, wie Gott seinem Volk seine Liebe zeigen kann, ist Macht.

Liebe, die nichts durchsetzen kann, kann man vergessen.

Darum war die Frage in Ephesus: Wer kann sich durchsetzen?

Darum geht die Geschichte auch so weiter: Apg 19,21

21 Als dies aber beendet war, nahm sich Paulus im Geist vor, nachdem er Mazedonien und Achaja durchzogen habe, nach Jerusalem zu reisen, und sprach: Nachdem ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen.

In Ephesus ist die Macht der Götter, Geister und Gottheiten besiegt.

In Jerusalem ist die Macht des Judentums und der jüdischen christlichen Gemeinden, aber da kann Paulus nicht soviel ausrichten.

Bleibt Rom. Zentrum der politischen Macht. Und weil er in Ephesus soweit fertig ist und in Jerusalem nicht viel zu gewinnen ist, darum ist Rom das nächste große Ziel.

Denn Paulus wusste, dass die Liebe Gottes ohne Macht völlig sinnlos ist.

Anwendung

Wenn die Liebe Gottes nicht die Macht hat, Menschen zu verändern, dann ist sie vergeblich.

Wenn die Liebe Gottes nicht die Macht hat, mich von Sorgen und Ängsten zu befreien, dann ist sie irrelevant.

Wenn die Liebe Gottes nicht die Macht hat, meine Gedanken grundlegend zu erneuern, was soll das dann?

Wenn die Liebe Gottes nicht die Macht, das Böse in meinem Leben in jeder, aber wirklich in jeder Form in Staub und Asche zu verwandeln, was soll ich mit so einer Liebe?

Und niemals werden die Jünger Jesu an der Liebe erkannt, wenn sie nicht die Macht haben, die Liebe gegen jedweden Widerstand durchzusetzen.

Jesus hatte beides: Die Liebe und die Macht, sie durchzusetzen: Gegen Dämonen, gegen Krankheiten, gegen kultische Unreinheit und gegen die Sünde.

Wenn ich Liebe habe, aber die Ängste stärker sind, siegen die Ängste.

Wenn ich Liebe habe, aber die Probleme stärker sind, siegen die Probleme.

Darum ist die Machtfrage so wichtig. Weil sie entscheidet, wer sich durchsetzt.

Ich wünsche mir haufenweise Macht.

Und welch ein Glück, dass der Gott, der mich liebt, nicht nur Liebe hat, sondern auch die Macht, seine Liebe zu mir durchzusetzen.