Apostelgeschichte 10,48 nicht im eigenen Namen

Petrus hat ohne Zweifel nicht alles richtig gemacht in seinem Leben.

Aber hier war er wirklich gut beraten.

Weil es natürlich auch schon so eindeutig angefangen hatte:

  • Gott schickt einen Engel zu Kornelius.
  • Gott lässt das tuchähnliche Gefäß vom Himmel herab.
  • Der heilige Geist weist Petrus an, die Gesandten des Kornelius zu begleiten.
  • Zum Schluss fiel dann der Heilige Geist auf die Zuhörer, was ebenfalls eine souveräne Entscheidung Gottes war.

Ganz offensichtlich hat Gott gehandelt.

Ohne jeden Zweifel hat der Christus hier eine Meinung.

Unzweifelhaft halten die himmlischen Sphären das, was hier geschieht, für wichtig. Sonst hätte man nicht einen solchen Aufwand betrieben und eine so komplexe Inszenierung in Szene gesetzt.

Infolgedessen ist klar, was die Anwesenden machen müssen, wenn sie den Willen Gottes in diesem Moment tun wollen.M.S.Oranje

Aber Petrus macht das nicht in seinem eigenen Namen. Hier geschieht nicht der Wille des Petrus, und der Petrus ist weder Willens noch in der Lage, für dieses Geschehen die Verantwortung zu übernehmen.

Denn erstens überblickt er die Reichweite dieser Vorgänge gar nicht. Wir stehen hier vor einer völligen Neuordnung des Reiches Gottes, denn Gott geht in diesem Moment in die ganze Welt hinaus und verlässt den heimeligen Kreis des Judentums.

Und zweitens geht dem Petrus das Ganze eigentlich gegen den Strich. Er ist bis in die letzte Faser seiner Existenz Jude, und dass das für Gott jetzt egal sein soll, dass das nicht mehr zählt vor Gott, das kriegt Petrus gefühlsmäßig nicht auf die Reihe.

Und folglich handelt Petrus jetzt nicht in seinem eigenen Namen, sondern: Apg 10,48

48 Und er befahl, dass sie getauft würden im Namen Jesu Christi.

Das hätte Petrus auch nicht auf seine eigene Kappe nehmen wollen, dass Heiden getauft werden, ohne vorher Juden zu werden.

Dass man zum Reich Gottes dazugehören kann, ohne das Gesetz zu halten.

Dass der Heilige Geist, der immer das Privileg Israels gewesen war, nun der ganzen Welt offenstand.

Welch eine Herausforderung dieser Schritt war, zeigt ja, dass sich Petrus gleich anschließen in Kapitel 11 sein Handeln gegen ziemlich aggressive Judenchristen verteidigen musste. Und auch in dieser Verteidigungsrede schiebt Petrus alle Verantwortung auf Gott.

Das ist das Wesen des Handelns in Jesu Namen: Man muss es nicht verstehen, man muss es auch nicht gutheißen, es kann einem gefühlsmäßig einigermaßen gegen den Strich gehen, aber wenn Jesus es so dermaßen deutlich will, dann macht man es halt.

Und wenn es hinterher irgendwem nicht passt, soll er sich bei Jesus beschweren.

Der Unterschied zum Missionsbefehl

Der Missionsbefehl (den es als „Befehl“ gar nicht gibt) sagt, dass die Gläubigen zu taufen sind auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Natürlich wird man das auch „im Namen Jesu“ machen, weil man macht es ja, weil Jesus es angeordnet hat.

Aber auf den Namen Gottes, Jesu und des Heiligen Geistes zu taufen (hat der Heilige Geist eigentlich einen Namen?) meint eine Eigentumsübertragung.

Im Namen Jesu meint, dass ich hier nicht meiner eigenen Meinung Ausdruck verleihe und nicht meinen eigenen Willen umsetze, sondern tatsächlich das mache, was Gott will.

Bedeutung für heute

Das Problem ist immer das gleiche: Man müsste unterscheiden können zwischen der eigenen Meinung und der Meinung Gottes.

Man müsste noch mehr unterscheiden können zwischen der eigenen Meinung, was denn die Meinung Gottes sei, und Gottes tatsächlicher Meinung.

Die Judenchristen vom Anfang von Kapitel 11 hatten selbstverständlich die Meinung, dass Gott der Meinung ist, dass solche Menschen wie Kornelius nicht einfach so getauft werden können. Und sie hätten vermutlich jede Menge Bibelstellen dafür gekannt und hätten viele Argumente dafür gehabt.

Und sie hätten Unrecht gehabt.

Man wird davon ausgehen müssen, dass die Meinung der Gläubigen über Gottes Meinung und Gottes tatsächliche Meinung sehr oft nicht viel gemein haben. Gott ist zu extrem, zu anders, zu wenig Welt, zu wenig normal.

Hier bei Kornelius waren die Unterschiede dermaßen krass, dass Gott es für nötig hielt, in einer Deutlichkeit zu reden, die man nun wirklich nicht übersehen konnte, sofern man dabei war.

Alle diejenigen, die nicht dabei waren, mussten das einfach schlucken, dass Petrus hier etwas gemacht hat, für das er selbst nicht gerade zu stehen bereit war.

Bezüglich der Taufe

MäntelNatürlich bezieht sich diese Frage auch in unserer Zeit auf die Taufe.

Wen nehmen wir auf in die Gemeinde, und wen nicht?

Was ist unser Kriterium?

Jeden der will, auch wenn wir nicht den Eindruck haben, dass eine wirkliche Umkehr stattgefunden hat? (Wir hatten mal einen, der hat sich nur taufen lassen, damit er auf diesem Wege ein bestimmtes Mädchen bekommen konnte.)

Alle diejenigen, denen wir aufgrund ihres Wesens und Charakters eine gute Glaubensprognose ausstellen können?

Dafür keine, die schon dreimal in der Entzugsklinik waren und dort sicher auch ein viertes und fünftes Mal landen werden? Und keine so furchtbar schwärmerischen Menschen. Oder andersherum: Wer beim Toronto-Segen nicht umfällt, taugt nichts für das Reich Gottes.

Wenn Jesus mal sagte „meine Schafe hören meine Stimme“, dann wusste er schon, warum das so wichtig ist. Denn so laut, wie Gott hier bei der Geschichte mit Kornelius gebrüllt hat, so deutlich und unüberhörbar spricht er nicht immer.

Im Namen Jesu handeln kann nicht, wer eine Meinung hat.

Sondern wer etwas gehört hat.

Wer also selber so leise war, dass er es hören konnte.