Apostelgeschichte 9,29 das Durcheinander mit den Vollmachten
Es gab in Jerusalem eine große griechisch sprechende jüdische Gemeinde.
Das waren so viele Menschen, die trafen sich nicht nur in einer Synagoge, sondern in mehreren.
Es konnte halt nicht jeder aramäisch.
Nachdem nun Paulus aus Damaskus geflohen war und in Jerusalem mit Hilfe des Barnabas Zugang zur Gemeinde gefunden hatte, erzählte er genau diesen griechisch sprechenden Juden von Jesus.
Apg 9,28-29
28 Und Paulus ging mit den Aposteln aus und ein in Jerusalem und sprach freimütig im Namen des Herrn.
29 Und er redete und stritt mit den Hellenisten; sie aber trachteten, ihn umzubringen.
Da ist jetzt natürlich ein herrliches Durcheinander entstanden.
Denn genau diese griechisch sprechenden Juden waren es gewesen, die auch mit Stephanus gestritten hatten, der ebenfalls den Jesus verkündet hatte.
Und diese Hellenisten hatten dann falsche Zeugen aufgeboten und hatten durch diese falschen Zeugen ein Gerichtsverfahren vor dem Hohepriester gegen Stephanus herbeigeführt.
Und im Rahmen dieses Gerichtsverfahrens war Stephanus gesteinigt worden, und nicht ganz unbeteiligt an dieser Sache war Paulus gewesen.
Paulus war also damals auf Seiten dieser Hellenisten gewesen.
Die jetzt versuchten, ihn umzubringen, und zwar aus dem gleichen Grund, aus dem sie damals den Stephanus umbringen wollten: Apg 6,10 (über Stephanus)
10 Und sie konnten der Weisheit und dem Geist nicht widerstehen, womit er redete.
Bei Paulus heißt es: „Er sprach im Namen des Herrn“.
Übrigens hieß es über Paulus in Damaskus genauso, und auch mit dem gleichen Ergebnis, nämlich dass man ihn umbringen wollte.
Wenn wir hier also dreimal das gleiche Ergebnis haben, nämlich dass die Juden ihre früheren Genossen umbringen wollte, weil sie nicht gegen sie ankamen, dann bin ich mal so mutig und gehe davon aus, dass der Ausgangspunkt auch sehr ähnlich ist.
Nämlich dass das, was bei Paulus genannt wird „er sprach im Namen des Herrn“, also dass er eine Vollmacht hat, dass das bei Stephanus genauso vorlag, dort aber genannt wird „er war voll Glaubens und heiligem Geistes“ (Apg 6,5), was bei Stephanus übrigens als Besonderheit genannt wurde im Vergleich zu vielen anderen Christen, die da in Jerusalem auch rumliefen.
Wenn wir über „Vollmacht“ reden, ist das ja ein Thema, das in solchen evangelikalen Gemeinden wie unserer und in der gesamten Evangelischen Kirche praktisch keine Rolle spielt.
Darum können die Gläubigen so wenig damit anfangen.
Und das Thema kommt so selten in den Kirchen und Gemeinden vor, weil die Gemeindeleitungen auch nichts damit anfangen können. Genauso wie diejenigen, die für die Lehre innerhalb der Gemeinde zuständig wären.
„Vollmacht“ bekommt man in der Kirche, weil man ein Amt hat und eine Stellung in einer festgelegten Hierarchie. Mit Gott hat das nichts zu tun.
Heute ist nun die 27. Bibelstelle zum Thema „Vollmacht“ dran, und es ist noch immer nicht die letzte.
Und wenn man aufgrund der vergleichbaren Wirkung von Paulus und Stephanus davon ausgeht, dass auch Erfülltsein eines Menschen mit Glaube und Heiligem Geist zu einer Vollmacht führt, ohne dass man das Wort gebrauchen muss, dann steht noch viel mehr über Vollmacht in der Bibel.
Und na klar: Die Propheten im Alten Testament, die hatten alle eine Vollmacht von Gott, dass sie das sagen durften und sollten, was sie da sagten, und nicht ein einziges Mal wird das Wort „Vollmacht“ dafür benutzt.
Und als Paulus sich aufmachte nach Damaskus, um die Christen dort festnehmen zu lassen und nach Jerusalem zu transportieren, da ließ er sich vom Hohepriester in Jerusalem einen Brief geben, damit er das in Damaskus machen durfte. Das war ebenfalls eine Vollmacht, aber sie hieß „Brief“.
Wobei das ärgerliche daran ja war, dass der Paulus mit einer Vollmacht des Hohepriesters nach Damaskus reiste und mit einer Vollmacht von Gott wieder zurückkam.
Das ist natürlich auch eine Ohrfeige für den Hohepriester, wenn Gott die Vollmacht des Hohepriesters zerreißt und dem Paulus eine Vollmacht gibt, die viel stärker ist als die des Hohepriesters und die genau das Gegenteil der hohepriesterlichen Vollmacht besagt.
Und das haben die in dieser Synagoge der Hellenisten selbstverständlich gewusst, dass der Paulus vor etwa 3 Jahren mit einer Vollmacht von ihresgleichen losgezogen war.
Und jetzt war er wieder da, und sie kamen nicht gegen ihn an.
Das gleiche Bild wie in Damaskus, wo Paulus den Juden bewiesen hatte, dass Jesus der Messias war.
Das gleiche Bild wie auch so oft bei den Propheten. Jeremia wurde immer wieder eingesperrt, Amos wurde des Landes verbannt, Elia musste sich 3 Jahre lang am Bach verstecken.
Eine Vollmacht zu haben heißt nicht, dass man gewinnt. Auch hier bei Paulus nicht, der zum zweiten Mal fliehen muss: Apg 9,30
30 Als die Brüder es aber erfuhren, brachten sie ihn nach Cäsarea hinab und sandten ihn weg nach Tarsus.
Vollmacht heißt nicht, dass die anderen auf einen hören.
Vollmacht heißt nicht, dass sich etwas verändert.
Vollmacht heißt, dass Gott sich gemeldet hat und seine Meinung gesagt hat.
Vollmacht heißt aber auch, dass Gott segnen wollte.
Schade, dass diese Leute in Damaskus und Jerusalem das nicht verstanden haben.
Vollmacht ist meistens ärgerlich, aber wenn wirklich Vollmacht da ist, ist eben auch Gott da.
Gar nicht so schlecht, so eine Vollmacht.