Jakobus 4,15 die Verdrehung von Absichten
Der Spruch „wenn der Herr will und wir leben“ ist ja so bekannt wie George Washington.
Und der Spruch ist ja auch extrem fromm! Jakobus empfiehlt ihn ja! So ist es richtig!
Dummerweise verstehen die meisten Menschen ihn so:
„Wenn Gott nichts dagegen hat und es entsprechend verhindert.“
Wenn Gott uns nicht Steine, ach wo, riesige unüberwindbare Felsbrocken in den Weg stellt, werden wir tun, was wir ohnehin tun wollen.
Wir fragen Gott nicht etwa vorher, was er will.
Sondern wir entscheiden, was wir wollen, und wenn uns dann nicht der Blitz trifft, entspricht das, was wir tun wollen, ja offensichtlich dem Willen Gottes. Sonst hätte Gott es ja verhindert.
Jakobus meinte aber, dass man Gott vorher fragt, was er will.
Im Weltbild des Jakobus erkennt man den Willen Gottes nicht dadurch, dass eine Sache partout nicht funktionieren will. Und deshalb, naja, dann hat Gott wohl offensichtlich nicht gewollt.
Sondern im Weltbild des Jakobus erkennt man den Willen Gottes durch Fragen. Der Wille Gottes wird an die erste Stelle gesetzt. Er ist der Anfang des Nachdenkens über zukünftige Pläne.
Der ganze Zusammenhang mit dem Rühmen und der Überheblichkeit bezieht sich auf dieses Planungsverhalten: Man bezieht Gott in die Planungen der Zukunft gar nicht ein. Der wird nicht gefragt. Der Einzige, der über meine zukünftigen Pläne bestimmt, bin ich. Und wenn Gott etwas sagen will, soll er sich melden. Wenn Gott sich nicht aktiv rührt, wird er übergangen.
Wenn Jakobus also den Gedanken „so Gott will und wir leben“ empfiehlt, meint er damit etwas völlig anderes, als die Christen daraus gemacht haben.