Hebräer 9,16+17 Wir erben dank des Testamentes

Es mag ja sein, dass der Autor des Hebräerbriefes sich ein wenig in seinen eigenen Gedanken verfangen hat.

Als er im Vers 15 nebenbei erwähnt hat, dass die (berufenen) Menschen die Ankündigung des ewigen Erbes bekommen, kam ihm in den Sinn, dass man ja nur erben kann, wenn es eine gesetzlich geregelte Erbfolge gibt.

In diesem Fall: Eine Erbfolge, die durch ein Testament geregelt ist.

Und weil „Bund“ und „Testament“ auf griechisch das gleiche Wort sind, und weil er in Vers 15 erklärt hat, dass die Menschen das Erbe bekomme, weil Jesus gestorben ist, darum formuliert er, dass der neue Bund im Grunde Jesu Testament für uns ist.

Und da Jesus gestorben ist, ist das Testament auch in Kraft gesetzt worden. Wir erben also.

Nun hinkt der Vergleich natürlich, und darum benutzt das neue Testament (!) den Begriff „Testament“ auch nur sehr sparsam.

Denn wenn normalerweise jemand stirbt, verliert er sein gesamtes Eigentum. Er wird völlig besitzlos.

Damit bekommen die Erben alles, was vorher der Verstorbene besessen hat.

Jesus behält aber über den Tod hinaus, was er hat, und bekommt sogar noch mehr.

Was aber auf das Ausmaß unseres Erbes keinen negativen Einfluss hat.

Die Seltsamkeit

Die Seltsamkeit der Argumentation des Autors entsteht hier dadurch, dass er das Wort „nebenbei“ oder „außerdem“ weglässt.

Er will nicht sagen: „Jesus ist gestorben, damit wir erben“. Sondern er will sagen: „Nun ist Jesus ohnehin gestorben, folglich gibt es – ganz nebenbei – auch etwas zu erben.“

Die Erbschaft war also nicht der Grund für Jesu Tod. Sie war eher ein beiläufiges Ergebnis.

Wobei der Autor das beiläufige Ergebnis sehr wohl als zwingend beschreibt. Wir können uns folglich darauf verlassen, können unseren Glauben darauf aufbauen.

Aber eigentlich ist Jesus dafür gestorben, dass er sein Leben als Opfer bringe und als Hohepriester ins himmlische Allerheiligste einziehen kann.

Eine ähnlich seltsame Argumentation haben wir in Johannes 16,7, wo Jesus sagt, es sei gut, dass er weggehe, denn sonst würde der Heilige Geist nicht kommen. Aber der Heilige Geist ist nicht der Grund, warum Jesus weggeht. Obwohl der Heilige Geist aus dem Grund kommen kann, weil Jesus nicht mehr da ist.

Nehmen Sie also als grandiose Tatsache mit, dass wir die Kindschaft Gottes hier auf der Erde von Jesus geerbt haben und manch ein Recht, das wir vorher nicht hatten, einschließlich der Macht über den Teufel.

Und nehmen Sie achselzuckend und nebenbei zur Kenntnis, dass die biblischen Autoren sich manchmal recht speziell ausgedrückt haben.