Hebräer 7,19+25 der Kern des Pudels
Es lebe der Nebensatz!
Mit dem der Hebräerbrief uns erinnert, um was es den Menschen damals eigentlich ging.
Denn wir, die wir aus dem Volkskirchentum kommen, kennen als Hauptsache des Glaubens das ewige Leben. Also dass man dermaleinst in den Himmel kommt.
Für die Menschen damals, die keine volkskirchliche Tradition wie unsere kannten, war es das Wichtigste, dass sie sich Gott nahen konnten.
Und zwar jetzt. Im aktuellen Leben.
Mehr war auch nicht.
Die Juden hatte keine ausgeprägte Vorstellung von einem „ewigen Leben“.
Wenn man zu Gott vordringen wollte, dann jetzt. Alles andere hatte keinen Wert.
Von Zukunft und Vergangenheit kann man nicht leben.
Und warum wollte man zu Gott vordringen?
Weil man Gott erleben wollte. Einschließlich seiner Gaben, seiner Möglichkeiten. Aber eben auch seine Aura, sein Flair, sein Charisma, ihn selbst eben.
Wenn es diesen Gott gab, dann musste der doch wunderbar sein. Herrlich. Bedeutsam.
Wenn man dem Leben wirklich nahe kommen wollte, dann musste man diesem Gott nahe kommen.
Aber offenbar hatten die Hebräer das im Neuen Bund nicht geschafft.
Es gab im Neuen Bund keinen topografisch festzulegenden Tempel. Dieser Jesus war irgendwie weit weg. Und im Alten Bund hatte man die Nähe einfach herstellen können, indem man hinging. Nun gut, das war dann oft eingebildete Nähe. Denn wer unheilig war, der konnte ergriffen sein von der Musik und den Vorgängen am Tempel, aber von Gott bekam der auch nichts mit.
Aber immerhin: Man konnte sich selbst in die Tasche lügen.
Das war mit Jesus viel schwieriger.
Da merkte man irgendwann, dass man sich selber belog.
Die Nähe zu Gott im neuen Bund verlangte eine andere Kompromisslosigkeit. Man musste tatsächlich „in Wahrheit“ anbeten, sonst machte das irgendwann keinen Spaß mehr.
Allerdings konnte der Autor des Hebräerbriefes den Hebräern diese Nähe zu Gott auch nicht anbieten. Die kann nicht über Fremde erworben oder erklärt werden.
Der Autor des Briefes konnte den Hebräern zu sagen, wo sie suchen mussten, wenn sie wirklich finden wollten.
Und wo sie ganz bestimmt nichts finden würden.
Doch, das wusste er auch.
Wo Suchen sinnlos war.