Hebräer 3,7 notwendige Geräusche
Erstmal ist das ein poetisches Werk und nichts weiter.
Dieser Psalm 95, den der Schreiber hier zitiert.
Da hat einer ein Gedicht geschrieben. Oder Lyrik. Wie immer Sie es nennen wollen.
Und das kann einem gefallen, oder auch nicht.
Das kann einem etwas sagen, oder es kann einen anöden.
Vielleicht kann man zusätzlich sagen, dieses Gedicht ist jetzt „Gottes Wort“, weil es sich in der Sammlung von Lyrikteilen befindet, die es bis in die Bibel geschafft haben.
„Gottes Wort“ also in dem Sinne, dass der Text über Gott informiert. Oder über einen Aspekt, der mit Gott zusammenhängt.
Sachinformation halt. Lies es, vielleicht wirste klüger.
Der Schreiber des Hebräerbriefes geht aber darüber hinaus.
Er behauptet, dass Gott mit diesem Uraltgedicht direkt zu den Lesern des Briefes sprechen will.
God has a message for you.
Keine Sachinformationen. Sondern direkte Anrede, konkrete Anweisung, Instruktion für hier und jetzt.
„Der Heilige Geist spricht“, sagt der Autor.
Wenn man ihn denn hören kann.
Denn das ist die Kunst: In Gottes Wort tatsächlich Gottes Wort zu hören und nicht nur eventuelle Sachinformationen.
Mitzukriegen, wenn Gott mir etwas sagen will, was über die Vermittlung religiöser Fakten hinausgeht.
Das war ja die Herausforderung an die Hebräer: Hören sie in diesem Brief die Stimme des Autors, oder hören sie Gott?
Das ist die Herausforderung an Sie, lieber Leser: Hören Sie beim Bibellesen die Bibel, oder hören Sie Gott?
Dieser Unterschied ist letztlich der Grund, warum der Schreiber des Hebräerbriefes sich traut, den Hebräern dieses Uraltgedicht von Psalm 95 wieder vor die Nase zu halten.
Weil man darin nicht nur den Dichter hören kann und nicht nur den Autor des Briefes, sondern Gott.
Der redet nicht mit jedem
Das Problem ist, dass Gott keineswegs mit jedem redet.
Auch nicht mit jedem Gläubigen.
Es würde jetzt zu weit führen, die 1000 Gründe aufzuführen, warum Gott einen Christen mit Schweigen bedenkt.
Die häufigste Ursache ist wohl, dass der Gläubige gar nicht hören will.
Aus Angst. Wer weiß, was Gott mir sagen wird.
Aus Unlust, Bequemlichkeit, Unglauben. Man hat überhaupt kein Interesse, etwas direkt von Gott zu hören. Man ist selber klug.
Gott düngt den Feigenbaum und lockert ringsrum den Boden auf, aber irgendwann ist auch mal Schluss. Da bemüht Gott sich nicht mehr.
Das sagt der Schreiber im Weiteren des Briefes ja auch den Hebräern: Es gibt eine Deadline. Und ihr seid kurz davor.
Aber noch spricht der Heilige Geist.
Noch redet Gott mit denen.
Wohl dem, der die Gelegenheit zu nutzen weiß.
Wohl dem, der hören kann, was nicht jeder hört.