Hebräer 2,17+18 Du kannst mich nicht verstehen.

Ich habe viele Jahre für die Telefonseelsorge gearbeitet.

Und es gab immer wieder Anrufer, die sagten: „Sie können mir nicht helfen, wenn Sie nicht selber erlebt haben, was ich durchgemacht habe.“

Zu deutsch: Um traumatisierten Menschen helfen zu können, muss man selber traumatisiert sein.

Ist natürlich Unfug.

Aber auf diesem Niveau, sagen die Christen, argumentiere hier der Hebräerbrief.

Dass der Christus uns nur helfen kann in Dingen, deren Gefühle er selber durchgemacht hat.

Es lebe der Zusammenhang.

Der besagt nämlich, dass der Vers 18 die Begründung für den Vers 17 ist. Und eigentlich auch für Vers 16.

Warum also musste Jesus Mensch werden? (Darum geht es in diesem Abschnitt. Das ist der Zusammenhang.)

Weil er vor Gott ein perfektes Opfer bringen musste (als Hohepriester). Das perfekte Opfer konnte aber keine Kuh sein, wie man im Alten Testament sehen konnte.

Ein perfektes Opfer für einen Menschen muss ein Mensch sein. Denn damit Mensch B wirklich nicht mehr sterben muss, muss Mensch A für ihn gestorben sein. Nur dann ist die Schuld von Mensch B vollständig bezahlt.

(Noch besser wäre es natürlich, wenn ein Gott für den Menschen stürbe. Dann wäre die Schuld von Mensch B x-fach bezahlt, weil ein Gott mehr zählt als ein Mensch.)

Der perfekte Hohepriester

Damit das Opfer nun aber perfekt war, musste auch der Hohepriester perfekt sein.

Der Hohepriester im Alten Testament musste ja immer noch für seine eigenen Sünden opfern. Somit brachte dann ein notdürftig (durch eine Kuh) gereinigter Sünder die Opfer für die Reinigung der anderen Sünder in den Tempel. Also vollkommen geht anders.

Damit Jesus jetzt aber nicht für sich selber opfern musste (und damit sein Opfer für sich selbst verbraucht hätte), dafür musste er bewiesenermaßen sündlos sein.

Da Sünde aber nur Menschen treffen kann (ein Huhn kann nicht sündigen), darum musste Jesus Mensch werden. Sündlosigkeit lässt sich ohne Menschsein nicht beweisen.

Der Beweis der Sündlosigkeit  war nun, dass Jesus den Versuchungen, die Menschen zur Sünde verführen würden, ebenfalls ausgesetzt war. Um aber jeden Zweifel auszuschließen, musste Jesus den stärksten Versuchungen ausgesetzt sein, die es gab: als Gottes Sohn, der vom Kreuz herabsteigen könnte, trotzdem die Qualen am Kreuz ertragen und nebenbei auch noch das Verlassenwerden von Gott ertragen, weil Jesus im Moment seines Todes ja mit den Sünden der Welt beladen war, und damit von Gott getrennt war.

Der perfekte Sieg über die Versuchung

Wenn dieses (perfekte) Opfer aber gleichzeitig den Teufel besiegen soll, und das stellvertretend für alle Menschen, musste es zudem alle denkbaren Versuchungen überwinden. Damit waren diese Versuchungen dann für alle Menschen überwunden, denn der Teufel war in seiner härtesten Angriffstechnik, während er seine stärksten Waffen benutzte, besiegt worden. Somit ist jetzt dank Jesus jede auch nur irgendwie denkbare Versuchung überwunden.

Zusammenfassung

Ein Hohepriester, der die Sünden des Volkes tatsächlich sühnen konnte, konnte Jesus nur werden, wenn er Mensch wurde.

Und wenn er den Menschen in jeder Versuchung helfen soll, muss er jede Versuchung überwunden haben.

(Ob Jesus meine Gefühle nachvollziehen kann, die mich in der Versuchung belasten, ist ebenso nebensächlich wie egal.)