Die Zielgruppe des Hebräerbriefes. (Also Sie!)

Woher haben die, die den Hebräerbrief in die Bibel gewuchtet haben, gewusst, wie aktuell der heute ist?

Sie wussten es, weil der Brief schon damals einen Nerv getroffen hat.

Den gleichen wie heute.

Unsere Leute heute

Wir haben es in den Gemeinden heute zum großen Teil mit Leuten zu tun, die eine „christliche“ Herkunft haben. Kirche, Gemeinde, Jungschar, Pfadfinder, Ministranten.

Und die sich dann für „mehr“ entschieden haben. Gelockt von den vollmundigen Versprechen, dass Jesus mich liebt und ich bei Gott immer in Sicherheit bin.

Vielleicht zusätzlich angezogen von den grandiosen Aussagen, dass dem Gläubigen alles möglich ist und dass das Böse endgültig besiegt ist. Von Seligpreisungen. Von Verheißungen großer Freude und tiefen Friedens.

Und 20 Jahre später stehen diese Menschen jetzt da und stellen fest, dass es nicht so gekommen ist.

Sie hatten sich von diesem Jesus mehr versprochen.

Dieses „mehr“ steht ja auch in der Bibel drin.

Aber die Realität sieht deutlich anders aus.

Folglich tendieren diese Leute dazu, die ganze Sache mit Jesus nicht mehr so wichtig zu nehmen. Nichts mehr von Jesus zu erwarten. (Schließlich hat er ihre Erwartungen 20 Jahre lang enttäuscht.) Und damit Gemeinde und Frömmigkeit im gehobenen Stil wieder aufzugeben und zurück zu gehen auf die Ausgangsposition: Eine gewisse Kirchlichkeit, ein gesellschaftlich vertretbares Maß an Christlichkeit.

Oder ganz weg von diesem Gott.

Aber das trauen sie sich dann doch nicht. Denn da waren sie noch nie. In völliger Gottlosigkeit würden sie sich vielleicht gänzlich verloren fühlen. Also bleibt letztlich ein stark reduziertes „christliches“ Mittelmaß.

Aber in der Gemeinde sehen wir sie nicht mehr. Das bringt ihnen nichts mehr.

Die Empfänger des Briefes damals

Wir haben es hier mit Leuten zu tun, die eine fromme und bibeltreue Herkunft haben. Synagoge, Sabbat, Jahresfeste, Speisegebote, Bar Mitzwa.

Und die sich dann für „mehr“ entschieden haben. In der Erwartung, dass Jesus die ganzen grandiosen Verheißungen des alten Testamentes erfüllen würde. Das Reich, die Herrschaft, die Herrlichkeit. Offenbarung Gottes in phänomenaler Form.

Und 20 Jahre später stehen diese Leute da und stellen fest, dass ihre Vorstellungen nicht eingetroffen sind. Das Reich ist verborgen, die Herrschaft unsichtbar. Mit den feierlichen Vorgängen in der Synagoge haben die Gottesdienste der Gemeinde nichts gemein. Und der Sieg über das Böse ist auch, äh, sagen wir mal „recht partiell“.

Die Hebräer hatten sich mehr von Jesus versprochen.

Und dieses „mehr“ steht ja auch in der Bibel drin.

Aber die Realität sieht anders aus.

Folglich tendierten die Hebräer dazu, diesen Jesus wieder wegzuschicken. Sie erwarteten nichts mehr von ihm – schließlich hatte er ihre Erwartungen 20 Jahre lang enttäuscht. Sie waren dabei, Gemeinde und Frömmigkeit des Christus wieder aufzugeben und zurück zu gehen auf die Ausgangsposition: in eine vom Judentum geprägte Gottesfurcht.

Oder ganz weg von Gott.

Aber das trauen sie sich dann doch nicht. Denn da waren sie noch nie. In völliger Gottlosigkeit würden sie sich vielleicht gänzlich orientierungslos fühlen. Also bleibt letztlich nur der Weg zurück zu den Wurzeln der eigenen Lebensgeschichte. Ohne Herzblut, ohne Engagement.

Immer das Gleiche. Seit Jahrtausenden.

Der Hebräerbrief ist heute noch genau so aktuell wie vor 2000 Jahren.

Weil die Leute immer noch falsche Erwartungen haben an das, was sie von Jesus erwarten können.

Vor allem aber haben sie falsche Vorstellungen davon, was sie selbst tun müssen, um das zu bekommen, was Jesus verspricht.

Ist eigentlich traurig. Dass 2000 Jahre nach Jesus sich die Dinge nicht grundlegend geändert haben. Traurig, aber wahr.

Also lesen wir den Hebräerbrief, damit wenigstens wir es besser machen.