1.Petrus 4,17 wo das Gericht anfängt
Nein, das Gericht fängt nicht bei Ihnen an.
Das ist das Problem mit der Verseinteilung. Man liest dann so stückweise.
In Wirklichkeit hat der Vers 17 mit Ihnen gar nichts zu tun.
Hoffentlich.
Denn falls doch, haben Sie relativ schlechte Karten.
Weil Sie dann zur Kategorie B gehören.
Die Kategorie B besteht aus den Leuten, die dem Evangelium nicht gehorchen. Diese Leute finden Sie in der zweiten Hälfte von Vers 17. Petrus kennt keine guten Aussichten für diese Leute.
Diese Leute wird das Gericht, das beim Hause Gottes beginnt, schlimm erwischen.
Dieses Gericht beginnt aber nicht beim Haus Gottes, weil Gott meint, er müsse auf seiner Gemeinde herumprügeln.
Sondern es beginnt beim Haus Gottes, weil das in der Vision des Hesekiel so angekündigt war (Hesekiel 9). Wir haben hier also wieder eine Bibelstelle, die man nicht verstehen kann, wenn man das Alte Testament nicht kennt.
Und das Gericht Gottes begann damals beim Haus Gottes, weil
- a) Gott ohnehin gerade dort war und Hesekiel auch
- b) ausgerechnet da, wo man es am wenigsten erwarten würde, die schlimmsten Sünden begangen wurden und der Wille Gottes am festesten mit Füßen getreten wurde.
Nun war das bei Hesekiel aber eine Vision. Das war kein Tatsachenbericht.
Man käme natürlich schnell auf die Idee, dass diese Vision sich bei der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar erfüllt hat.
Aber das stimmt nicht, denn Nebukadnezar hat wenig Unterschied gemacht zwischen den Gläubigen und den Ungläubigen. (Außer bei Jeremia und Gedalja.)
Das ist aber eine wichtige Aussage in der Vision von Hesekiel: Dass die Gottesfürchtigen ein Zeichen auf die Stirn bekamen, damit sie von dem Gericht nicht betroffen würden. (Das wird in Offenbarung 13,16 vom Tier aus der Erde nachgemacht, nur mit anderen Vorzeichen.)
Und das Gericht, das beim Haus Gottes anfängt, trifft dann die vorsätzlichen Sünder, die Übeltäter und die Götzendiener. Und zwar zuerst die, die angeblich Gott besonders nahe stehen.
Die wahren Gläubigen betrifft dieses Gericht aber gar nicht.
Was Petrus sagt
Petrus spricht über die ungerechte Behandlung der Gläubigen, die einfach nur deswegen verfolgt und benachteiligt werden, weil sie zu Christus gehören wollen.
Und Petrus erkennt die Gefahr, dass die Gläubigen sich gegen diese Ungerechtigkeit wehren werden. Dass sie eine Mordswut bekommen werden. Dass sie zurückschlagen werden, möglicherweise mit ähnlichen Mitteln, mit denen sie angegriffen wurden.
Und wenn die Christen daraufhin Ärger bekommen, dann hat das mit dem Leiden für Christus nichts mehr zu tun. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, jemanden nach allen Regeln der Kunst fertig zu machen, der einem Unrecht getan hat.
Wer also leidet, weil er jemanden verprügelt hat, der ihn vorher wegen der Zugehörigkeit zu Christus ebenfalls geschlagen hat, der soll sich laut Petrus schämen.
Und wer sowas macht, der gehört zur Kategorie B.
Denn es geht ja nicht, dass Gott den Satan aus dem Himmel raus in die Welt geworfen hat, damit der Satan hier und jetzt das Gericht an den Ungläubigen anzettelt, aber die prügelnden Christen kommen ungeschoren davon. Nein, das Gericht beginnt beim Haus Gottes, und wenn man dort jemanden findet, der Gewalt anwendet, die ihm nicht zusteht, dann kriegt derjenige volle Kanne das ab, was eigentlich für die Gottesleugner gedacht war.
Folgerung des Petrus
Infolge dessen gibt Petrus am Ende dieses Kapitels (in Vers 19) die Weisung raus, dass diejenigen, die tatsächlich nach dem Willen Gottes leiden (und nicht aus Zufall oder wegen eigener Dummheit), auf diese ihnen entgegenkommende Aggression mit Gutestun antworten sollen. Ja, schon klar: „Überwindet das Böse mit Gutem“ kennen wir bereits von Paulus (Römer 12,21). Wenn Sie sich anders entscheiden, dann haben Sie tatsächlich allen Grund, sich vor dem Gericht, das bei dem Hause Gottes anfängt, zu fürchten.
Denn dann sind Sie Zielgruppe.