Numeri 24,17 jetzt wird draufgeschlagen

Langsam kommt man drauf, warum man uns über drei lange Kapitel die Geschichte mit Bileam vorgelegt hat. Drei Kapitel, in denen die Israeliten zwar vorhanden sind, aber überhaupt nicht mitspielen.

Denn nachdem der König Balak in Zusammenarbeit mit Bileam Gott lange genug genervt hat, lässt Gott den Bileam (und damit natürlich auch den Balak) das Ende der ganzen Geschichte sehen:

Jesus.Numeri 24,17

Bileam sieht, wenn auch noch aus weiter Ferne, denjenigen, der als der größte Sieger der Weltgeschichte aus Israel kommen soll.

Wenn man die Christen allerdings so reden hört, könnte man denken, es kommt ein Weihnachtsmann aus Israel. Und der bringt Schokolade und irgendwelche Dinge, die einem warm ums Herz werden lassen.

Der Herr Jesus hat dich ganz arg lieb.

Tatsächlich kommt aber ein Zepter aus Israel.

Einer, der regiert.

Es erscheint Macht, nicht Liebe.

Das ist für viele Christen in einer vom Humanismus geprägten Zeit natürlich schwer zu akzeptieren. Und sagt das Neue Testament nicht ganz viel über die Liebe?

Doch, das sagt das Neue Testament.

Aber die Liebe ist kein Selbstzweck.

Es wird nicht geliebt, damit anschließend geliebt ist.

Man liebt nicht, um geliebt zu haben.

Sondern die Liebe ist eine Waffe.

Der Kampf

Als Jesus am Ende seiner irdischen Wirksamkeit den Missionsauftrag gab, hat er nicht behauptet, ihm sei alle Liebe weltweit gegeben.

Sondern er behauptete, ihm sei gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.

Und diese Macht hat eigentlich nur ein Ziel: Das Böse zu vertreiben.

(Besiegt ist es ja schon. Man muss diesen Sieg jetzt nur noch umsetzen.)

Nun kann man aber, um das Böse zu vertreiben, nicht die Waffen des Bösen benutzen.

Denn bei der Benutzung der Waffen des Bösen kann nur Böses herauskommen. Das haben diese Waffen nun mal so an sich. Ein Presslufthammer kann auch nur kaputt machen. Neue Mauern aufbauen kann man damit nicht.

  • Wenn wir also das Böse überwinden wollen, dann müssen wir Waffen benutzen, mit denen das Böse nicht umgehen kann. Aber mit dem Waffen des Bösen kann das Böse besser umgehen als wir, denn der Teufel ist eine übernatürliche Person mit übernatürlicher Kraft.
  • Wenn wir es mit äußerlicher Gewalt versuchen, werden wir gegen das Böse nichts ausrichten. Auch wenn Hitler dann tot ist oder die Mongolen vertrieben sind: Die Mongolen werden wieder kommen, und Hitler findet einen Nachfolger. Viel schlimmer: Wenn wir die Waffen des Teufels benutzt haben, geht der Teufel davon aus, dass er jetzt gewisse Rechte auf unser Leben hat. Schließlich haben wir ja seine Waffen benutzt. Dafür wird er sich bezahlen lassen.
  • Wenn wir es mit Gemeinheit oder irgendwelchen Tricks versuchen, wird unser Gegner vielleicht verstummen. Vorübergehend. Aber Formen der Unwahrhaftigkeit sind genauso Waffen des Teufels wie Baseballschläger. Es gilt, was schon im vorigen Punkt stand: Der Teufel leitet zurecht Rechte daraus ab, wenn wir seine Waffen benutzen.
  • Wir können auch die Gewalt des Geldes benutzen oder die Gewalt der Juristerei. Wir können den Gegner mit Verachtung strafen oder mit Ignorieren. Am Ende werden wir das Böse damit nicht vertreiben.

Paulus hat es schon richtig gesagt: „Überwindet das Böse mit Gutem.“ (Römer 12,21) Anders geht es nämlich nicht.

Übrigens sind Martin Luther Kind und Mahatma Gandhi hier unbrauchbare Beispiele: Der Busstreik in Montgomery war zwar gewaltlos in dem Sinne, dass man nicht draufgeschlagen hat, aber die Busunternehmer nahe an den Konkurs zu treiben, ist keine Liebe gegenüber den Feinden, sondern politische Erpressung. Ebenso ist der „gewaltlose“ Widerstand nach Gandhi zwar der Verzicht auf Baseballschläger und Schusswaffen, aber eine Sitzblockade ist auch keine Liebe, und Angst und Schrecken unter den Regierenden zu verbreiten, so dass sie zitternd vor Furcht nachgeben, kann man schlecht als den Stil Jesu verkaufen.

Das Verhältnis von Liebe und Macht

Liebe, die keine Macht hat, ist schlicht für die Katz. Sie bewirkt nämlich nichts. Sie ist warmherzig und mitfühlend und lobenswert. Aber sie hat eine Konsistenz wie Pudding und eine Durchsetzungskraft wie Knetgummi.

Dass es Jesus jammerte, als er die versklavten Menschen sah, ist sehr edel von ihm. Aber dass er dieser Sklaverei abhelfen konnte, hing an seiner Macht: Er hatte die Macht, die Kranken zu heilen, und er hatte die Vollmacht, den Menschen das zu sagen, was Gott den Menschen sagen wollte und was den Menschen deshalb half.

Macht ist immer das Erste, was da sein muss.

Natürlich ist Macht ohne Liebe ebenfalls nichts. Paulus hat das in 1.Korinther 13 ausführlich entwickelt: Hätte ich x, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.

Die Liebe ist die Waffe, mit der Gott und hoffentlich auch die Christen die Macht Gottes durchsetzen. Das macht vor allem deshalb Sinn, weil es eine Waffe ist, die der Teufel nicht benutzen kann. Die Verwendung dieser Waffe ist ihm fremd; er kann nicht damit umgehen. Diese Waffe liegt außerhalb seines Herrschaftsbereiches, und er hat auch kein Gegenmittel gegen die Liebe.

Einteilung der Waffengattungen

Die Waffe, mit das Zepter seine Macht gegenüber Menschen durchsetzt, ist also in aller erster Linie die Liebe. Die Liebe verhindert gleichzeitig, dass der andere Mensch innere Macht über mich gewinnt. Das findet man z.B. in der Bergpredigt, wenn man dem geben soll, der einen bittet, und wenn man die zweite Meile mitgehen soll. Damit verhindere ich, dass der andere das Heft des Handelns in die Hand bekommt.

4.Mose 24,17(Nebenbei bemerkt: Dass andere Menschen oder Systeme eine äußere Macht über mich gewinnen, ist in Gottes Augen kein Problem. Dass unter Menschen jede Menge Abhängigkeiten herrschen, ist völlig natürlich. Darum besteht Paulus auch darauf, dass meine gesellschaftliche Stellung, egal ob als Sklave oder als Freier, niemals meinen Glauben und meine Beziehung zu Gott behindern kann. Die Freiheit, die Jesus verkündet, ist keine politische oder gesellschaftliche. Sie ist eine innere Freiheit, eine charakterliche. Wer innerlich nicht frei ist, dem ist auch durch die freiheitlichste Demokratie nicht zu helfen.)

Die Liebe ist aber keineswegs die Waffe der Wahl, wenn jemand anders als Menschen der Gegner sind.

Gegen den Teufel in der direkten Konfrontation, wie wir es bei der Dämonenaustreibung haben, hilft nur eiskalte Ausübung der gegebenen Vollmacht. Immer schön verbunden mit Glauben, warum Paulus den Glauben auch als Schild in seiner Waffenrüstung hat.

Wenn der Teufel durch den Zeitgeist oder durch Gedanken oder durch sonstige Verführungen zu mir kommt, ist die Liebe ebenfalls völlig fehl am Platz. Paulus kennt an dieser Stelle das Schwert des Geistes. Da hilft nur radikal draufhauen. Mit dem Versucher verhandelt man auch nicht. Ganz egal, ob er sich im eigenen Kopf manifestiert oder von außen an uns herantritt und meint, es wäre jetzt doch nicht so schlimm, wenn man mal dieses macht oder jenes weglässt.

Zusammenfassung

Jesus ist gekommen, um den Sieg zu erringen.

Gott hat Jesus geschickt, damit seine Gemeinde und die Gläubigen niemals mehr irgendwem unterlegen sind.

Die Gemeinde und die Gläubigen sollen nie mehr Opfer sein von wem auch immer.

Bei Balak und Bileam ist es schon sichtbar geworden: Der moabitische König hat die stärksten Waffen aufgefahren, die er kannte, nämlich die Macht der unsichtbaren Geister. Und er hat den besten Mann dazu engagiert, den die damalige Zeit kannte.

Es hat damals nicht funktioniert. Im Gegenteil: Es ist nach hinten losgegangen.

Wenn der Teufel es heute versucht, sollte es auch nicht funktionieren. Ebenfalls im Gegenteil: Es sollte nach hinten losgehen. Alles, was geschieht, muss am Ende zu unserem Vorteil führen.

Es ersteht ein Zepter aus Israel und kein Schmusekätzchen.