Numeri 22,12 finanziell vorteilhaft

Als die Israeliten sich nach 40 Jahren Aufenthalt in der Wüste dem gelobten Land näherten, kamen sie auch in die Nähe von Moab, wo gerade der König Balak regierte.

Dieser König Balak sah seinen Staat durch die Israeliten bedroht, gar nicht so sehr militärisch als vielmehr wirtschaftlich. Ihm schwante einfach nichts Gutes, als so ein großes Volk so nahe bei seinem Land auftauchte.

Also sprach er sich mit den Midianitern ab (das sind die, bei denen Mose lange gelebt hatte, nachdem er den Ägypter erschlagen hatte), und die Moabiter und die Midianiter schickten zusammen eine Abordnung von Stammesfürsten zu dem Wahrsager und Propheten Bileam, der da wohnte, wo heute der Irak ist.

Dieser Mann hatte einen guten Draht zu Gott, und das wollte sich König Balak zunutze machen. Das war natürlich von vornherein ein Fehler, dass Balak Bileam, der im Auftrag Gottes handeln und reden konnte, nun gegen eben diesen Gott arbeiten lassen wollte. Aber Balak konnte die Götter nicht unterscheiden, man möge es ihm also nachsehen.

Die Ältesten von Moab und Midian ziehen also los, nehmen dabei auch ordentlich Geld mit, denn für lau wird der Prophet so einen großen Auftrag sicher nicht annehmen, und nach 20 Tagesreisen kommen sie bei Bileam an.

Nachdem die Abgesandten Bileam erklärt haben, was sie wollen, geht Bileam, um sich mit Gott zu beraten. Das Ergebnis war dieses:

4.Mose 22,12-14

12 Und Gott sprach zu Bileam: Du sollst nicht mit ihnen gehen; du sollst das Volk nicht verfluchen! Denn es ist gesegnet.

13 Und Bileam stand am <nächsten> Morgen auf und sagte zu den Obersten von Balak: Geht <wieder> in euer Land! Denn der HERR hat sich geweigert, mir zu gestatten, mit euch zu gehen.

14 Und die Obersten von Moab machten sich auf und kamen zu Balak und sagten: Bileam hat sich geweigert, mit uns zu gehen.

Hier könnte die Geschichte zu Ende sein, und alles wäre gut gewesen. Zumindest wäre der Wille Gottes geschehen, und Bileam hätte sein Ansehen als großer Wahrsager und Prophet behalten.

Nun wollte sich der König Balak aber mit dieser Antwort nicht zufrieden geben. War schon die erste Delegation, die er zu Bileam schickte, nicht mit Tagelöhnern besetzt, so schickte er nun noch hochrangigere Politiker auf die Reise und versprach Bileam einen absolut fürstlichen Lohn.

Auch wenn die Geschichte hier zu Ende wäre, wäre alles noch im Lot. Man kann es ja verstehen, dass Balak es nochmal versucht. Das macht einen guten König aus, dass er nicht gleich beim ersten Mal aufgibt.

Der große Fehler des Bileam

Numeri 22,12Und jetzt macht Bileam den entscheidenden Fehler seines Lebens, der ihm dann auch noch reihenweise Erwähnungen im Alten und Neuen Testament einbringt, der ihm aber auch den Ruf und schließlich das Leben kostet.

Denn als die Abordnung mit den hochrangigen Politikern und dem sehr vielen Geld bei Bileam eintrifft, geht Bileam wieder zu Gott und fragt ihn, was Gott denn dazu zu sagen hat.

Und der unbedarfte Gläubige sagt vielleicht: „Oh, wie schön und glaubenstief, dass Bileam Gott fragt!“

Gott sah das allerdings anders, und Gott verwendet diese Anfrage von Bileam jetzt gegen Bileam und zugunsten des Volkes Israel.

Dass Bileam hier Gott fragte, war die große Sünde und brachte die entscheidende Wendung in dieser Geschichte.

Dass Bileam sich hier an Gott wandte, brach ihm das Genick.

Als Bileam jetzt wieder Gott fragte, ob er denn mitgehen soll und das Volk verfluchen, da zeigte sich, was in seinem Herzen los war und wem Bileam in Wahrheit diente.

Sich in dieser Situation an Gott zu wenden, war ein großer Fehler.

Denn Gott hatte zu diesem Thema schon alles gesagt.

Es gab nichts mehr zu fragen.

Was Gott in dieser Sache wollte, war vollkommen klar.

Gott hatte seinen Willen unmissverständlich kundgetan, und es ist keineswegs gottesfürchtig, Gott noch einmal zu fragen, wenn die Leute mit dem großen Geld kommen.

Gott ändert auch seine Meinung normalerweise nicht, solange sich die Fakten nicht ändern. Und falls sich die Fakten ändern, hat Gott die Änderung der Fakten ja schon vorher gesehen und sie schon in seine erste Antwort eingebaut.

Gott hatte also seine Meinung eindeutig bekannt gegeben, es gab keinen Zweifel daran, was Gott eigentlich wollte. Und da geht Bileam in Anbetracht des vielen Geldes nochmal hin und fragt Gott nochmal!

Also wenn man jemanden ernst nimmt, dann sieht das anders aus.

Allerdings hatte Bileam auch gerade nicht die dringende Absicht, Gott ernst zu nehmen. Bileam hatte die dringende Absicht, an das viele Geld zu kommen.

Und Gott ist so zornig darüber, dass Bileam hier sein Spiel mit ihm treibt, dass jetzt Gott anfängt, ein Spiel zu treiben.

Und so sagt Gott zu Bileam, er solle nur mitgehen mit den Männern aus Moab.

Und Gott dachte hoffte ja immer noch, dass Bileam merkte, was er da verbockt hatte. Dass Bileam vielleicht nachfragte: „Herr, aber beim letzten Mal hast Du doch gesagt …!“

Aber Bileam merkte nichts und fragte auch nichts.

Der Weg nach Moab

Sie gehen also los, Bileam auf seiner Chefeselin, und Gott stellt nach einigen Kilometern einen seiner mächtigen Engel mitten auf den Weg. Man kann ja froh sein, dass es damals noch keinen Verkehrsfunk gab, denn eine Warnmeldung wie „Achtung Autofahrer, ein Engel Gottes mit gezücktem Schwert blockiert die Straße von Mesopotamien nach Moab“ hätte wahrscheinlich für einige Verwirrung gesorgt.

Und Bileam, der normalerweise Gott und sein Wort prima erkennen konnte, konnte den Engel nicht sehen. Nur der Esel sah den Engel und bekam deshalb mächtigen Ärger mit Bileam. Als Bileam dann endlich auch den Engel sieht und der Engel ihm eine ziemliche Standpauke hält, da erkennt Bileam, dass er den Willen Gottes mit Füßen getreten hat und dass er seine Beziehung zu Gott ruiniert hat. Und jetzt wäre Bileam auch bereit gewesen, wieder zurück nach Hause zu reiten und die Sache mit dem König Balak zu vergessen, aber Gott hatte jetzt die Absicht, dem Bileam zu zeigen, wer hier von wem abhängig ist.

Und so muss Bileam zum König Balak reisen, der ihn mit den Worten begrüßt: „Warum bist Du nicht gleich gekommen? Glaubst Du, ich könnte Dich nicht fürstlich entlohnen?“

Der König verstand nicht, dass hinter den Fähigkeiten von Bileam Gott steckte. Er dachte, mit Geld könne man alles bekommen.

Und dann zwingt Gott Bileam dazu, das Volk Gottes nicht etwa zu verfluchen, sondern zu segnen. Und zwar in einem Ausmaß, dass König Balak die Krise kriegt und den Bileam schließlich ohne Lohn und in Schimpf und Schande wegjagt. Und es dauert dann nicht mehr lange, bis Bileam den Soldaten Israels in die Hände fällt und getötet wird, weil er sich aus irgendwelchen Gründen bei den Midianitern aufhielt, die als erklärte Feinde Israels von den Kampftruppen des Mose plattgemacht wurden (Numeri 31,8).

Ein Blick ins Neue Testament

Petrus schreibt über Christen, die sich so verhalten wie Bileam in 2.Petr 2,15-16

15 sie sind abgeirrt, da sie den geraden Weg verlassen haben, und sind nachgefolgt dem Weg Bileams, des <Sohnes> Beors, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte,

16 aber eine Zurechtweisung der eigenen Gesetzlosigkeit empfing: ein stummes Lasttier redete mit Menschenstimme und wehrte der Torheit des Propheten.

„Lohn der Ungerechtigkeit“ nennt Petrus das, was Bileam liebte, und Ungerechtigkeit meint hier nicht, dass Bileam irgendeinen Menschen ungerecht behandelt hat, sondern das Gerichtsurteil über Bileam ist negativ. Der Richter hat ihn als ungerecht verurteilt.4.Mose 22,12

Und so schreibt Petrus über Christen, die genau wissen, was Gott will. Und wenn Gott etwas will, dann hat das oft seinen Preis.

Doch dann, oh Wunder!, offenbart sich eine Möglichkeit, wie man es billiger machen könnte.

Dann zeigt sich eine Chance, dass man kostensparender handeln kann.

Man könnte den kostenintensiven Willen Gottes in ein Schnäppchen verwandeln.

Und natürlich erkennt die sparsame Schwäbin und der kostenbewusste Preuße auch sofort den Willen Gottes in der Sparmaßnahme: Denn wenn ich jetzt für dieses Projekt Gottes weniger zahle, dann bleibt ja für ein anderes Projekt Gottes mehr übrig!

Dass wir da nicht eher drauf gekommen sind! Dass der Wille Gottes gar nicht das ist, was uns soviel kosten würde, sondern das Billigere!

Und steht nicht in der Bibel etwas von verantwortungsvoller Haushalterschaft? Also sowas muss doch drin stehen! Das wusste doch schon Judas, als er darauf hinwies, dass man dieses Salböl, dass die zweifelhafte Frau über Jesus ausgoss, für viel Geld verkaufen und den Armen hätte geben können!

Und ich höre doch den Bileam argumentieren, dass wenn der Balak das Geld nicht dem Bileam gibt, dann kriegt das Geld irgendein gottloser Heide, ein Mafioso, ein Mensch im Dienste des Teufels – ja, dann ist es doch allemal besser, das Geld ist bei Bileam und steht nicht dem Teufel zur Verfügung!

Bileam wusste von der ersten Konferenz mit Gott ganz genau, was der Wille Gottes in dieser Sache war. Aber als die Männer mit dem sehr vielen Geld kamen, da erkannte Bileam auch, dass ihn der Wille Gottes in seiner aktuellen Form um all das schöne Geld bringen würde.

Und so suchte Bileam nach einem Weg, wie man den Willen Gottes und den finanziellen Gewinn irgendwie zusammenbringen könnte. Man muss ja nicht alles so schwarz weiß sehen, vielleicht gibt es einen freundlichen Mittelweg?

Und das ist es, was Petrus über die Christen in seinem Brief schreibt, dass man den Willen Gottes genau kennt, aber den Preis nicht bezahlen will und dann die Bibel aufschlägt und sucht, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, den Willen Gottes mit einer angenehmen finanziellen Ertragslage zu kombinieren. Und man wird so eine Möglichkeit finden, ohne Zweifel, denn wenn man die eigene Meinung und den eigenen Willen in der Bibel sucht, wird man immer fündig werden.

Und dieses Problem der christlichen Sparsamkeit ist nicht nur Petrus bekannt. Man findet es auch in Jud 11

11 Wehe ihnen! Denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Bileams völlig hingegeben, und in dem Widerspruch Korachs sind sie umgekommen.

Auch Judas schreibt über Gläubige, nicht etwa über gottlose Schlimmlinge.

Wenn Du den Willen Gottes kennst und dann anfängst zu überlegen, ob man da nicht irgendwo noch was sparen könnte, dann bist Du kein Diener Gottes mehr, sondern ein Diener des Euro.

Und wenn Du unter die Macht des Geldes geraten bist, dann bist aus dem Machtbereich Gottes herausgefallen. Jesus hat deutlich gesagt, dass man nicht Gott und dem Geld dienen kann.

Wer den Willen Gottes kennt und dann nach einer preisgünstigeren Möglichkeit sucht, für den kenne ich keine Verheißung.