Numeri 10,29-32 Wasser ist dicker als Blut

Hat er sich beschwatzen lassen, der Hobab.

Von seinem Schwager.

Denn eigentlich wollte er wieder nach Hause.

Wobei natürlich die Frage ist, ob solche Nomaden überhaupt ein Zuhause in unserem Sinn hatten.

Zumindest wollte Hobab wieder dahin, wo der Rest seiner Sippe war.

Zum einen sicher, weil diese Menschen einen ausgeprägten Familiensinn hatten. Denn geschützt waren sie nur im Familienverband. Auf staatliche Systeme mit einer funktionierenden Polizei konnte man sich damals nicht verlassen.

Zum anderen gab es im Familienverband auch Versorgung und Zukunft durch Erbschaft. Der Jitro war ja offensichtlich nicht sehr arm. Und mit der Rentenversicherung haperte es damals auch, und irgendwelche Rechte an Weideland wollten auch erstmal erworben sein.

Und dann hätte seine Familie ihn ja auch gut brauchen können. Er kannte sich scheinbar in dem Gebiet zwischen Ägypten und Palästina aus wie kein zweiter.

Und dann macht Mose dem Hobab dieses Angebot.

Wenn Gott wirklich so gut zu den Israeliten ist, wie er es gesagt hat, dann werden die Israeliten dem Hobab von dem Guten etwas abgeben.

Bisher hatte Gott nur Gutes geredet, mal abgesehen von Manna und Schilfmeer und Wasser und solchen besonderen Ereignissen. Vom Manna hat Hobab vermutlich etwas abbekommen, aber auf die Dauer kann man auf Manna keine Zukunft aufbauen.

Im Gegensatz dazu, dass Gott bisher nur geredet hatte, war das, was Hobab in Midian erwartete, schon recht gegenständlich. Die Zukunft bei seiner Familie war im großen und ganzen vorhersehbar.

Und trotzdem ließ Hobab sich von Mose beschwatzen und ging mit Richtung Kanaan. Nicht ahnend, dass es eine gewisse Verzögerung von 40 Jahren geben würde.

Aber am Ende sehen wir Hobab bzw. seine Nachfahren tatsächlich mit Landbesitz im gelobten Land. Zwar irgendwie nicht wirklich in das Volk Gottes integriert – man gehörte ja zu keinem Stamm – aber mit offensichtlich großem Siedlungs- und Weidegebiet da, wo Milch und Honig fließt.

Und selbst Saul wusste 400 Jahre später noch, warum die Keniter dort waren und wie sie zu ihren Rechten gekommen waren (1.Sam 15,6).

Lohnenswert

Tatsächlich hat es sich also für Hobab gelohnt, auf das ungewisse Reden Gottes zu setzen und nicht auf die Sicherheiten, die in Midian auf ihn warteten.

Was umso erstaunlicher ist, weil Hobabs Familie ja keinerlei Rechte im Volk Israel hatte. Sie hatten nur das Wort des Mose, dass er sie am Segen Gottes beteiligen werde, wenn dieser sich dann mal realisiert habe. Sie waren also auf Gnade angewiesen, konnten nichts einklagen.

Aber was rede ich hier die ganze Zeit über Hobab? Wir wollten doch über Sie reden, lieber Leser. Sie befinden sich ja in der gleichen Position wie Hobab:

Sie können Ihre Zukunft aufbauen auf das, was Ihre Position im Gefüge dieser Welt Ihnen zugestehen wird. Diese Zukunft ist gar nicht so ungewiss, wie man das im Allgemeinen sagt.

Denn natürlich gibt es Schicksalsschläge und unvorhergesehene politische oder klimatische Wendungen. Aber im Großen und Ganzen kann man heute schon voraussagen, wie Ihr Leben weitergehen wird und wie es an den verschiedenen Stationen Ihres Lebenslaufes sein wird. Es gibt eine recht genaue Vorhersagbarkeit Ihres Lebens bis weit über den Rentenbezug hinaus.

Verlassbarkeit

Worauf gedenken Sie sich also zu verlassen?

Auf das Vorhersagbare? Ihre berufliche Entwicklung, die voraussagbare Veränderung Ihres sozialen Status, das Erbe, die Rente, den Sozial- und Rechtsstaat?

Worauf Sie dabei ja auf nichts schlechtes oder unzuverlässiges hoffen. Das deutsche Staatssystem ist eines der besten der Welt, und es hat schon 70 Jahre erfolgreich durchgehalten.

Und wenn Sie solche Artikel wie diesen hier lesen, kann man davon ausgehen, dass Sie zu einer Gesellschaftsschicht gehören, deren Lebensumstände sich im Laufe der Jahre ständig verbessern.

Oder glauben Sie, dass das, was Gott versprochen hat, noch besser ist die Zukunft, die ihnen ein Leben in Deutschland einbringen wird?

Auf was hoffen Sie für Ihre Zukunft mehr: Auf Gott oder auf Deutschland?

Von wem erwarten Sie größeren Segen: Von Gott oder von Ihren weltlichen Beziehungen?

Ach so, Sie wollen mischen.

Rente, Eigenheim, Aktien und wohlgeratene Kinder, und zusätzlich noch göttlichen Segen. Doppelt hält besser.

Elia hat so ein Vorgehen „hinken auf beiden Seiten“ genannt. (1.Könige 18,21).

Äpfel und Birnen lassen sich nicht addieren. Gott und Welt genauso wenig.

Gott füllt keine Hände, die schon voll sind.

Sie werden sich schon entscheiden müssen.

Wie Hobab sich entschieden hat, wissen Sie jetzt.

P.S.

Ach so. Gott kann Sie gar nicht brauchen für den Bau seines Reiches. So wie den Hobab. Den hat Gott brauchen können.

Dann kommt das Beispiel von Hobab für Sie gar nicht in Frage.

Denn wenn Sie Gott nicht dienen können, dann fällt natürlich auch nichts vom gelobten Land für sie ab. Man bekam ja nicht ein Stück Land, einfach weil man Midianiter war.

Man bekam es, weil man zum Bau des Reiches Gottes beigetragen hatte.

Gut, dann sind Sie entschuldigt.

Kann man nur hoffen, dass Sie die richtigen ETFs gekauft haben.