Genesis 49,11+12 der trinkfeste Messias

Jakob hat in seinem Abschlusssegen für Juda auch den Messias beschrieben.

Schließlich sollten die Leute ihn ja erkennen können, wenn er kommt.

Und die Leute sollten ja auch wissen, wen und was sie da zu erwarten haben.

Aber warum hat Jakob sich nicht an die Erwartungen seiner pietistischen Leserschaft gehalten?

Hätte Jakob nicht bei Jesaja 53 abschreiben können und irgendwas über den demütigen, leidenden Erlöser sagen können?

Denn so, wie es jetzt dasteht, kann man es ja in einem anständigen Gottesdienst kaum vorlesen.

Der Esel Traubenlese

11 An den Weinstock bindet er sein Eselsfüllen, an die Edelrebe das Junge seiner Eselin;

Nun, das ist im allgemeinen kein wirklich kluges Verhalten, wenn man den Esel an das Holz des Weinstocks anbindet, denn dann wird der Esel vermutlich genau das fressen, was sich jetzt vor seiner Nase befindet, nämlich die Blätter des Weinstocks und die Reben und die Trauben. Und Jakob sagt sogar, dass der Erlöser seinen Esel nicht nur an eine gewöhnliche Rebe binden wird, sondern sogar an die Edelrebe.

Das heißt, dieser Mann muss in einem ungeheuren Überfluss leben. Der muss auf den Weinstock nicht aufpassen. Für den ist es kein Problem, wenn seine Esel den Weinstock kahlfressen. Denn der hat soviel, dass es nicht drauf ankommt.

Und der Wein galt im alten Orient als ein Zeichen des Luxus. Wenn man davon genug hatte, ging es einem wirklich gut. Und der hatte hier soviel davon, dass er die Esel ernten lassen konnte!

Weiter Vers 11:

er wäscht im Wein sein Kleid und im Blut der Trauben sein Gewand;

Also nur zur Information: Wenn der seine Klamotten im Wein gewaschen hat, dann kann man den Wein nicht mehr trinken. Das will dann vermutlich auch niemand mehr trinken. Und die Frage, ob man Kleidung tragen will, die im Wein gewaschen wird, ist eigentlich nicht die Frage, die sich hier stellt, denn wirklich sauber ist das dann ja irgendwie nicht, und die Kleidung riecht dann ja auch arg nach Kneipe.

Kann natürlich sein, dass der Alkohol im Wein die Kleidung desinfiziert und den Flöhen und Läusen den Garaus macht.

Hier geht es aber gar nicht darum, ob die Klamotten durch Wein besonders sauber werden, sondern hier geht es darum, wieviel Wein der Erlöser hat. Und er hat eben soviel, dass er den Wein nicht in Litern, sondern in Hektolitern messen muss, und er muss ihn auch nicht verkaufen, denn es geht ihm so gut, dass diese Menge Wein einfach übrig ist.

Wasser ist mitunter knapp. Der Erlöser benutzt ersatzweise Wein.

Der Einwurf mit der getretenen Kelter

Nun ist dem Schreiber dieser wunderbaren Zeilen natürlich bekannt, dass am Anfang von Jesaja 63 den Bericht gibt, wo der Erlöser die Kelter der Völker tritt und sein Mantel darum von oben bis unten mit Wein bekleckert ist. Auch die Parallelstellen in Joel 4 und Offenbarung 14 sind dem, der das hier schreibt, geläufig.

Allerdings steht dieser Satz bei Jakob in einem Zusammenhang. Und der Zusammenhang gibt eine Beziehung zur Rache Gottes an seinen Feinden, die durch das Treten der Kelter symbolisiert wird, nicht her. Jakob beschreibt den Erlöser nicht als Rächer und die Nachkommen von Juda nicht sühnende Strafmiliz Gottes. Er beschreibt Juda und den Erlöser als feststehend, unantastbar, ungefährdet. Wegen seiner Kraft, aber auch wegen seines Reichtums.

Darum werde ich die Sache mit den Klamotten im Wein nicht nach Jesaja 63 auslegen, sondern dahingehend, dass der Erlöser mehr Wein als Wasser hat und damit ausgesprochen wohlhabend und sorgenfrei ist.

Prösterchen

12 die Augen sind dunkel von Wein und weiß die Zähne von Milch.

Und da ist nun nicht gemeint, dass der beim Waschen so gespritzt hat, dass sein ganzes Gesicht mit Wein bekleckert ist und rund um die Augen eben auch.

Sondern da ist gemeint: Der hat den Wein getrunken. Und zwar in einer Menge, die die Pupillen weitet und das Dunkle der Augen größer erscheinen lässt.

Der hat a Viertele gehabt oder auch zwei.

Genauso wie er die Milch getrunken hat, so dass seine Zähne weiß davon wurden. Also eine Laktose-Intoleranz hatte der nicht.

Und diese speziellen Zahncremes, die die Zähne weiß machen, gab es auch noch nicht.

Zudem Milch war zur damaligen Zeit ein Zeichen des Genusses. Und wenn man viel davon hatte, war das ein Zeichen des Wohlstandes. Darum hieß das gelobte Land auch „das Land, wo Milch und Honig fließt“.

Das Problem der Asketen

Das Problem hier ist, dass hier das erste Mal der Messias beschrieben wird, und er wird nicht als der beschrieben, wie eine pietistisch geprägte Christenheit das erwartet.

Was den Pharisäern ohnehin klar war. Die nannten Jesus einen Fresser und Weinsäufer.

Und dann saß Jesus ja immer wieder mit Zöllnern und Sündern an einem Tisch.

Und da hat Jesus natürlich während des Essens keine Witze gerissen und keine Anekdoten zum Besten gegeben, sondern er hat schweigend gewartet, bis das Essen vorüber war und er endlich mit seinem ermahnenden Vortrag beginnen konnte. Oder er hat schon während des Essens belehrend doziert.

Das Problem mit der Aussage von Jakob ist, dass sie beim längeren Nachdenken den Verdacht nährt, der Messias könnte ein sympathischer Typ sein. Ein ausgeglichener Mensch, der keine Angst haben muss, denn der Gehorsam der Völker ist ihm zugesagt, und der mehr als genug hat und also auch nicht um 5 Euro streiten muss.

Und der genügend Wein trinkt, um lustig zu sein und sich immer den Milchbart abwischen muss, weil er halt nicht nur Wasser trinkt. Also es entsteht die Vermutung, der Messias könnte einer sein, mit dem man gerne zusammen ist. Einfach, weil der cool ist.

Und wenn der Messias so ist, wie ist dann Gott?