Genesis 32,29 ein Ehrentitel für Prügeleien

Ja, das ist auch wieder so ein Punkt.

Da ist man sanftmütig und friedfertig, und wer bekommt von Gott einen Ehrentitel?

Der, der mit Gott und mit Menschen gekämpft hat, und er kriegt den Ehrentitel auch nur, weil er die Kämpfe gewonnen hat.

Also wenn der jetzt sanftmütig und bescheiden gewesen wäre, hätte er gar nichts bekommen.

Besonders schade

Besonders schade ist es, dass wir in unseren Gemeinden nicht mehr Menschen wie Jakob haben.

Jakob hat seinen Kampf ja schon vorgeburtlich gekämpft, indem er die Ferse des Bruders festhielt und dessen frühere Geburt verhindern wollte.

Und später ging es um rotes Essen und um den Segen des Vaters im Anschluss an einem Antilopenbraten.

Aber bei dem allen ging es eigentlich immer nur um das Eine: Den größtmöglichen Segen.

Der größtmögliche Segen, der für Jakob erreichbar war, war der Segen Gottes im Sinne des Erstgeburtsrechtes.

Das war das Höchste, was erreichbar war.

Und das wollte er erreichen.

Doch, ein paar Leute mehr in unseren Gemeinden, die mit aller Gewalt das Höchste erreichen wollen, was sie bei Gott bekommen können, das wäre schon wünschenswert.

Recht überflüssig

Allerdings hatte Jakob sich in seinem Kampf um den größtmöglichen Segen einen besonderen Feind gemacht:

Gott.

Denn Gott wollte Jakob den Segen ja ohnehin geben.

Das war seit der Befragung Gottes durch Rebekka aufgrund der komplizierten Schwangerschaft (Genesis 25,22) vollkommen eindeutig.

Jakob hätte also eigentlich Gott machen lassen können und sich entspannt zurücklehnen.

Statt dessen hat er die Sache ständig verkompliziert.

Selbst als Gott ihm dann eine gebärfähige Ehefrau zukommen ließ (Lea), hat Jakob noch gegen den Willen Gottes gehandelt und seine Erstfrau vernachlässigt und verachtet.

Wir haben hier also die wunderbare Situation, dass das, was Jakob falsch gemacht hat, richtig war.

Denn obwohl Jakob dauernd gegen den Willen Gottes gehandelt hat, hat er damit letztlich zu erkennen gegeben, dass er den Willen Gottes noch schneller erreichen wollte als Gott.

Der Kampf

Am vorläufigen Ende dieser Wirrungen kam es dann zu diesem Kampf.

Der Angreifer war Gott.

Den Jakob ja bisher immer als den Segnenden, Fürsorglichen erlebt hatte.

Und als Jakob jetzt immer noch mit aller Gewalt und ohne Rücksicht auf Gott diesen Segen wollte – obwohl Gott sich jetzt scheinbar gegen ihn gewendet hatte und Esau im Anmarsch war und man vielleicht ein paar andere Sorgen hatte als die Fortsetzung von Abrahams Segen – also nachdem der Wille Gottes und der Wille von Jakob sogar nach dieser Bewährungsprobe noch übereinstimmte – nun, wenn Gottes Wille und des Menschen Wille so dermaßen eins sind, was soll Gott dann machen?

Sie, der Leser

Wenn Sie, lieber Leser, den größtmöglichen Segen Gottes ebenfalls mit so einer Rücksichtslosigkeit haben wollten wie Jakob, dann würden Sie Gott einen großen Gefallen tun.

Und Ihrer Gemeinde auch.

Und dem Reich Gottes in seiner Gesamtheit auch.

Und sich selber möglicherweise noch viel mehr.

Klar, sie würden auf ein paar Labans und Esaus stoßen.

Und vielleicht auch auf einen Isaak, der sturzfromm und trotzdem dagegen ist, dass Sie so dermaßen von Gott gesegnet werden.

Aber am Ende wäre es die Sache wahrscheinlich wert.