Genesis 15 – wenn man nicht genug kriegen kann
Dieser Artikel erklärt, warum Abraham in Genesis 15 die Sicherheit und den Reichtum, welche Gott ihm anbot, nicht haben wollte. Und warum man den großen Traum des Lebens nicht aufgeben soll.
Die Geschichte beginnt damit, dass Gott erscheint und von sich aus ein riesiges Angebot macht. 1.Mose 15,1
1 Nach diesen Dingen geschah das Wort des HERRN zu Abram in einem Gesicht so: Fürchte dich nicht, Abram; ich bin dir ein Schild, ich werde deinen Lohn sehr groß machen.
Gott ist also der, der anfängt. Gott ist der, der den ersten Schritt macht und ein Versprechen gibt.
Und Gott verspricht hier dem Abraham die zwei Dinge, die man auch in der heutigen Zeit als ganz besonders erstrebenswert betrachtet: Nämlich Sicherheit und Reichtum.
Und falls jetzt jemand auf die Idee kommt, zu sagen, das mit dem Reichtum sei für Abraham nicht so attraktiv gewesen, denn Abraham war ja wohl recht vermögend, dann hat er das mit dem Geld wohl noch nicht richtig verstanden. Denn das Problem mit den Reichen ist nicht, dass sie irgendwann mal genug haben, sondern dass sie niemals genug haben werden. Selbst die sehr großzügig erscheinenden Reichen achten darauf, dass sie durch ihre Wohltätigkeit nicht etwa ärmer werden. Weder das Vermögen von Dietmar Hopp noch das von Bill Gates sinken durch ihr Sponsoring. Es wächst nur nicht so schnell.
Und wenn Abraham jetzt im Folgenden sagt, dass Gott sein Geld behalten soll, dann sagt er das nicht, weil er etwa schon genug hat. Man hat nie genug Geld.
Und wenn Abraham jetzt im Folgenden sagt, dass er mit Gottes Sicherheit nichts anfangen kann, dann sagt er das nicht, weil er so unglaublich sicher lebt und weil sein Leben nicht von Unsicherheit geprägt ist. Mit Sicherheit ist es nämlich ähnlich wie im dem Geld: Man hat nie genug davon. Und wenn noch so viele Unsicherheiten des Lebens ausgeschaltet sind, dann wird man eben doch eine weitere Bedrohung entdecken, dann werden einem die Augen aufgehen für ein Risiko, das man früher nie gesehen hat.
Und wenn Abraham jetzt zu Gott sagt, er soll seinen Krempel behalten, dann sagt Abraham das nicht, weil er schon genug davon hat, sondern weil er ganz etwas anderes will. Und weil ihm alle Sicherheit und aller Reichtum nichts nützt, wenn sein größter Traum nicht erfüllt wird.
1.Mose 15,2-3
2 Da sagte Abram: Herr, HERR, was willst du mir geben? Ich gehe ja doch kinderlos dahin, und Erbe meines Hauses, das wird Eliëser von Damaskus.
3 Und Abram sagte: Siehe, mir hast du keinen Nachkommen gegeben, und siehe, der Sohn meines Hauses wird mich beerben.
Wahrscheinlich wäre Ihnen die Versuchung Jesu durch den Teufel hier nicht eingefallen, aber hier geschieht etwas sehr ähnliches. Gott bietet Abraham etwas an, und nun wollen wir doch mal sehen, ob Abraham anbeißt.
Und Abraham beißt nicht an.
Dass Abraham Gottes tolle Angebote hier nicht annimmt, hat etwas zu tun mit einer Mischung aus zwei wichtigen Komponenten:
Erst Komponente
Zum einen ist Abraham nicht aus Haran weggezogen, weil er Reichtum und Sicherheit wollte. Für Reichtum und Sicherheit hätte er in Haran bleiben können. Als Gott zu Abraham sagte, er soll aus Haran weggehen, da hatte Gott dem Abraham einen völlig anderen Grund genannt. Und Abraham war aus Haran weggezogen, weil er diesen Grund so cool fand. Gott hatte Abraham etwas versprochen, das er bekommen würde, wenn er nach Kanaan ginge, und das hatte Abraham bis jetzt nicht bekommen. Abraham war nicht aus Haran weggegangen, weil er in Goldgräberstimmung war. Sondern was Gott dem Abraham versprochen hat, war dieses: 1.Mose 12,1-3
1 Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde!
2 Und ich will dich zu einer großen Nation machen, und ich will dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein!
3 Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!
Gott hatte dem Abraham versprochen, dass er eine Bedeutung erlangen werde, die weit über seine eigene Person hinausgeht, und das wollte Abraham, und darum war er aus Haran weggegangen.
Gott hatte dem Abraham versprochen, dass er gut sein würde – nicht im moralischen Sinne von Tante Gertrud, sondern in der Auswirkung seines Lebens auf die restliche Welt. Und das war bisher nicht eingetreten. Und Abraham sah sich von Gott getäuscht. Und jetzt kam Gott und wollte ihm Geld und Sicherheit andrehen? Nein danke. Dafür hätte man in Haran bleiben können.
Zweite Komponente
Die zweite Komponente, warum Abraham Gottes wunderbares Angebot hier nicht annimmt, ist, dass Abraham einen Traum hatte. Einen ganz großen Wunsch, der sein Leben entscheidend verändern würde. Und in Abrahams Fall war das ein Sohn, weil es in der damaligen Zeit noch schlimmer war als heute, wenn man keine Kinder bekommen konnte und sozusagen die eigene Linie mit einem selbst ausstarb, man also definitiv der letzte in der Ahnengalerie war.
Und nun mischen sich hier diese beiden Komponenten auch noch, denn Abraham konnte offenbar nur der Segen sein, wegen dem er aus Haran weggegangen war, wenn er einen Sohn hatte. Und manchmal fragen die Leute, warum hat Gott eigentlich Abraham berufen und nicht irgendwen anders? Ist das nicht ungerecht? Ist das nicht eine ungerechte Bevorzugung?
Beide Komponenten zusammen
Aber Abraham brachte hier zwei Eigenschaften mit, die für den Dienst für Gott besonders nützlich sind. Erstens hatte er einen Traum. Er hatte einen ganz großen Wunsch. Das sind normalerweise die Leute, die Gott gebrauchen kann. Wenn ein Mensch keinen Traum hat, der über ihn hinausgeht, und keinen Wunsch hat, der seinem Leben eine Erfüllung geben kann, die weit über die Erfüllung von Sicherheit und Geld hinausgeht, dann kann Gott solche Menschen nicht besonders gut brauchen.
Wer kein Ziel hat, das weit über ihn selbst hinausgeht, und wer keine Vision hat von etwas Großem, wem also Geld und Sicherheit und das Fernsehprogramm reichen und wer einen Sonnenuntergang auf den Seychellen für den Inbegriff von Glück hält, der darf sich nicht beschweren, dass Gott Leute wie Abraham bevorzugt.
Und die zweite Eigenschaft, die Abraham mitbrachte, war die, dass er im Sinne Gottes ein Segen sein wollte. Abraham wollte gut sein, aber nicht im moralischen Sinne von Tante Gertrud, sondern in einem viel größeren Sinne, nämlich so, wie Gott gut sein will und Gutes schaffen will.
Und warum Gott die Lügen und die sonstigen moralischen Verfehlungen von Abraham niemals kommentiert, geschweige denn getadelt hat, war einfach deshalb, weil Gott und Abraham gemeinsam an etwas arbeiteten, was weit über die Dimensionen von moralischer Anständigkeit hinausging.
Und Abraham sagt hier zu Gott, er könne sein Geld und seine Sicherheit stecken lassen, denn Abraham hat einen Traum, einen ganz großen Wunsch, und er hat ein Versprechen von Gott, und deswegen ist er hier und nicht wegen Geld und Sicherheit.
Genauer formuliert: Abraham nimmt Gott beim Wort. Und darum nimmt jetzt Gott den Abraham beim Wort.
1.Mose 15,4-6
4 Und siehe, das Wort des HERRN <geschah> zu ihm: Nicht dieser wird dich beerben, sondern der aus deinem Leibe hervorgeht, der wird dich beerben.
5 Und er führte ihn hinaus und sprach: Blicke doch auf zum Himmel, und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So <zahlreich> wird deine Nachkommenschaft sein!
6 Und er glaubte dem HERRN; und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.
Gott sagt etwas, und Abraham glaubt es.
Dabei hatte er ja eigentlich nicht mehr Grund zum Glauben als vorher. Denn es hat sich ja überhaupt noch nichts geändert. Die Lage ist noch genauso wie zwei Stunden vorher.
Aber Gott geht auf die Argumente von Abraham ein. Und letztlich sagt Gott hier zu Abraham: „Recht hast Du. Das war bisher noch nicht das, was ausgemacht war. Aber wenn Du Geld und Sicherheit nicht willst, dann kriegst Du genau das, was ich Dir von Anfang an versprochen habe.“
Und wenn die Christen sich mal aufraffen würden und zu Gott sagen würden, sie wollten nicht das zweitklassige Zeug wie Geld, Sicherheit und Gesundheit, sondern sie wollen das Große haben, was Gott doch eigentlich versprochen hatte, dann würde ich mir keine Sorgen um die Gemeinde und die Gemeinden mehr machen.
Und wenn die Gläubigen einfach mal glauben würden, was Gott sagt, und Gottes Ankündigungen ernst nehmen würden und damit Gott ernst nehmen würden, so wie Abraham es am Anfang gemacht hatte und es hier wieder gemacht hat -
nicht wahr, nicht Abrahams untadeliger Lebenswandel hat ihn vor Gott gerecht gemacht, sondern dass er glaubte, was Gott gesagt hat.
Dieses Rezept ist so simpel, wie es nur sein kann.
Der Termin
Und diese Einstellung von Abraham führt dann dazu, dass Abraham die Herrlichkeit Gottes zu sehen bekommt, und zwar nicht erst nach seinem Tod, sondern schon gleich da, wo er gerade seine Schafe sortierte. Gott begegnet bald darauf dem Abraham auf eine Weise, die absolut einmalig ist. Und das alles nur, weil Abraham ihm geglaubt hat.
Abraham erlebt die herrliche Seite Gottes, weil er Gott geglaubt hat. Und dieses Prinzip ist bis heute nicht aufgehoben, denn Jesus sagt zu Martha in Joh 11,40
40 Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubtest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Und auch hier galt: Es geht nicht darum, die Herrlichkeit Gottes irgendwann mal im Himmel zu sehen, sondern hier auf der Erde.
Gott legt Wert darauf, dass man ihm glaubt. Und darum belohnt Gott den, der tatsächlich glaubt, was Gott sagt, auch ganz enorm und sagt: „Dem, der glaubt, dem ist alles möglich.“
Und im Gegenzug ist Unglaube kein Kavaliersdelikt, sondern Sünde.
Wenn Gott etwas verspricht, und man glaubt das nicht, dann ist das nicht etwa ein verzeihlicher Charakterfehler. Wenn man Gott nicht ernst nimmt, dann nimmt Gott das sehr ernst.
Und wenn Gott etwas verspricht, und man sagt dann: „Ach Gott, ist ja nicht nötig, gib mir einfach Geld und Sicherheit, das reicht mir dann schon, die großen Dinge will ich gar nicht.“
Aber wenn das der Wille Gottes ist, uns diese Dinge zu geben -
nicht wahr, es gibt Christen, die machen ein großes Theater, wenn man den Willen Gottes in irgendeiner moralischen oder gesetzlichen Weise nicht tut, also wenn man schmutzige Wörter sagt oder lügt oder Vater und Mutter nicht ehrt -
die Bibel macht ziemlich deutlich, dass Gott es sehr viel ernster nimmt, wenn man seine Versprechen nicht glaubt, als wenn man seinen Drohungen nicht glaubt.
Denn Gott ist dem Wesen nach nicht Tante Gertrud, sondern Gott ist dem Wesen nach Liebe und Güte und Großzügigkeit. Und wenn man diese seine Seite nicht ernst nimmt und Gott nicht als dem liebenden und dem Gütigen und dem Großzügigen begegnet, dann darf man sich über nichts mehr wundern.
Gott wollte dem Abraham etwas schenken, und als Abraham es nach einiger Zeit immer noch nicht hatte, hat er das beanstandet. Abraham kannte Gott als den Guten und den Großzügigen, und darum wollte er von Gott das Versprochene und nicht Sicherheit und Geld.
Hat Gott Ihnen etwas versprochen?
Wenn nein, wäre meine Reaktion: Hä?
Wenn ja: Haben Sie es schon?
Und wenn Sie es noch nicht haben: Glauben Sie, dass Gott sein Wort halten wird?