Genesis 1,26+28 nun machen Sie mal untertan!

Das war ja nun mal wieder nichts.

Das mit der Herrschaft über die Fische, die Vögel und die anderen Tiere haben wir vielleicht teilweise hinbekommen. Immerhin können wir die Vögel abschießen und die Fischschwärme mit Unterwasserradar aufspüren.

Wobei wir die Kakerlaken und die Ameisen nur mit großen Schwierigkeiten in den Griff bekommen, und viele Tierarten haben wir selber so über die Erde und die Meere verteilt, dass wir ihrer nun nicht mehr Herr werden.

Und das mit den Wanderheuschrecken können wir auch noch nicht.

Es hängt an was

Nun geht es bei der Aufforderung, sich die Erde untertan zu machen, erstmal weniger um plumpe Machtausübung denn um Repräsentanz. Der Mensch, der nach dem Bilde Gottes gemacht ist, repräsentiert Gott innerhalb des Universums. Der Mensch ist sozusagen Statthalter Gottes auf Erden.

Die Erde wüsste nichts von Gott, wenn nicht der Mensch da wäre, der die Existenz Gottes verkörpert und verkündet.

Da wäre es nun aber dumm, wenn der Repräsentant des Höchsten in der weltlichen Machthierarchie weit unten stände und von allen möglichen irdischen Wesen herumgeschubst würde.

Der gesamte Herrschaftsauftrag hängt also daran, dass der Mensch ein gewisses Maß an Göttlichkeit in sich trägt. Das ist der Grund für die Herrschaft, und das ist die Bedingung fürs Herrschen.

Wann es daneben ging

Mit dem sogenannten „Sündenfall“ fing es an, daneben zu gehen.

Je weniger sich der Mensch an Gott hielt, umso mehr verlor er von seiner göttlichen Macht. Darum werden die Szenarien des Reiches Gottes im Alten Testament oft auch damit dargestellt, dass die Gefahr durch die Tiere – seien es Heuschrecken oder Löwen – vorbei ist. Der Säugling wird spielen am Loch der Viper (Jes 11,8). Der Mensch ist wieder unbedroht.Genesis 1,26

Wenn andererseits der Mensch von Tieren bedroht wird, ist das ein Zeichen dafür, dass die Welt nicht so ist, wie sie nach Gottes Vorstellungen eigentlich sein sollte.

Und das Gericht Gottes wird u.a. dargestellt mittels Überfälle durch Tiere, was in der Offenbarung des Johannes dann groteske Ausmaße annimmt durch riesige Heuschrecken und das Tier aus dem Meer.

Wenn David in 1.Sam 17:34-37 darauf hinweist, dass er Bären und Löwen besiegt hat, dann soll das weniger die unglaubwürdige Geschichte eines frühen James Bond oder Rambow sein, sondern soll vor allem zeigen, wie sehr David mit Gott im Einklang stand, so dass die Frage, wer hier wen beherrscht, zu Gunsten Davids geklärt ist.

Der gute Hirte

Möglicherweise ist es Ihnen schon aufgefallen, dass ein Mensch, der gut über die Tiere herrscht, ein guter Hirte ist. In diesem ersten Schöpfungsbericht ist es dem Menschen noch nicht erlaubt, Tiere zu essen. Die Herrschaft über die Tiere bezieht sich also in weit geringerem Maß auf die Ausbeutung der Tiere als wie wir es heute kennen.

Auch wenn Jesus das Bild vom „guten Hirten“ auf Menschen bezog und nicht auf Kamele und Krokodile, werde ich mir den Hinweis dennoch nicht verkneifen, dass Jesus in diesem Anspruch, der gute Hirte zu sein, ein Idealbild des guten, also göttlichen Menschen war.

Vulkane, Erdbeben und die aktuelle Umsetzung

Nun ist die Herrschaft über die Erde nicht nur bezüglich Wanderheuschrecke, Kakerlaken, Stechmücken und Waschbären nicht gelungen.

Auch Vulkanen und Erdbeben steht der Mensch machtlos gegenüber, ganz zu schweigen von Viren, Bakterien und dem Klimawandel.

Zusammengefasst: Bis zu Jesu Kreuzigung und Auferweckung gab es praktisch keine Möglichkeit, sich die Erde untertan zu machen.

Es gab zwar immer mal Zeichen dafür, dass irgendwo hinter einer Ecke diese Option verborgen war.

  • Wenn Mose dem Wasser des Schilfmeeres befahl, dass es weggehen soll. Dann war das Wasser dem Mose untertan.
  • Wenn Mose gegen den Stein schlug, und es kam Wasser raus, oder einen Stock in verdorbenes Wasser warf, und das Wasser wurde gut.
  • Wenn Elia das Öl im Krug der Witwe nicht ausgehen ließ und ihren Sohn wieder zum Leben erweckte. Dann waren das Öl und das Leben dem Elia untertan.
  • Wenn Hiskia sich wünschte, dass die Sonnenuhr rückwärts gehen sollte, und die ging dann wirklich rückwärts. (2.Kö 20,10)

Und dann kam Jesus, und er ließ den Feigenbaum verdorren und den Sturm anhalten und die Behinderten, denen die Natur wirklich arg zugesetzt hatte, unbehindert werden. Der vermehrte Brot in der Menge, wie man es brauchte, und machte Wasser zu Wein, und zwar zu qualitativ hochwertigem Wein. Der hat den Lazarus auferweckt und den jungen Mann in Nain, der konnte durch die Leute hindurchgehen, die ihn in Nazareth von der Klippe stürzen wollten (Lk 4,29) und konnte Fischnetze nach Belieben vollmachen oder Geldstücke in Fischen wachsen lassen.

Diesem Jesus war die Erde untertan. Er war der Erste, der das Gebot vom Anfang der Bibel wirklich erfüllte.

Denn durch den Sündenfall hat sich das Problem verschoben.

Unser eigentliches Problem sind nicht mehr die Tiere oder die ärgerliche Schwerkraft, wegen der meine Lieblingstasse runterfällt.

Unser eigentliches Problem ist das Böse.

Es wäre uns heute gar nicht damit geholfen, wenn wir die Wanderheuschrecke in ihre Schranken verweisen könnten und Vulkanausbrüche stoppen könnten und die Malaria endlich besiegt hätten.

Denn zum einen würden dann die Menschen den Menschen das Leben schwer machen. „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“, hat Titus Maccius Plautus (Komödiendichter, ca. 254–184 v. Chr.) gesagt, und die Kriege und der Kommunismus und der Kapitalismus haben Herrn Plautus Recht gegeben.

Zum anderen würde das Böse alternative Formen entwickeln, wie wir jetzt beim Klimawandel sehen. Die Pocken sind besiegt, dafür haben wir jetzt Corona.

Genesis 1,28Im Neuen Bund haben wir gelernt, dass das Böse prinzipiell durch Tod und Auferweckung Jesu besiegt ist. Das bedeutet andersherum, dass denen, die zu Gott gehören, eigentlich nichts mehr schaden kann. Das Böse hat keine Macht mehr über diese Personen.

Auch nichts mittels Vulkanausbrüchen, Kapitalismus oder Seuchen.

Gott kann alle „negativen“ Begebenheiten im Leben der Gläubigen umdrehen, so dass sie zum Vorteil für die Gläubigen werden. Das kann auch gar nicht anders sein: andernfalls wäre das Böse nicht besiegt.

Die Folgerung für den Herrschaftsstil

Man kann natürlich weiterhin versuchen, Tierplagen, Seuchen und Naturkatastrophen in irgendeiner Form zu bekämpfen oder durchzustehen. Das gehört zur Lebensqualität und zum Fortschritt der Menschheit dazu.

Tatsächlich wird man den von Gott gegebenen Auftrag aber nur erfüllen, wenn man das Problem an der Wurzel packt. Und dass sich die Machtverhältnisse auf der Erde so entwickelt haben, wie es aktuell ist, liegt nicht an den Tieren oder den Viren, sondern am Befall mit dem Bösen.

Das Böse können wir aber von uns selbst aus nicht besiegen. Wir müssen in den Sieg Christi eintreten, also Teilhaber an seinem Sieg werden. Dann erfüllen wir das „Gebot“ von Genesis 1,28, weil Jesus es erfüllt hat und es für immer erfüllt.

Zusammenfassung

Der erste Schöpfungsbericht hat mit seiner Aufforderung, sich die Erde untertan zu machen, eigentlich nur die messianische Messlatte in Stellung gebracht. Es wurde der Idealfall beschrieben, der unter den damaligen Umständen aber überhaupt nicht erreicht werden konnte.

Auch heute kann die Aufforderung zur Herrschaft (und damit die Aufforderung zur Freiheit) unter den alleinigen Bedingungen einer materiellen Welt nicht umgesetzt werden. Die Materie widersetzt sich aufgrund ihrer Durchsetzung mit dem Bösen einem solchen Vorhaben. Denn kein Mensch ist stärker als das Böse.

Die Herrschaft über alles und jedes kann allerdings mittels der geistlichen Ebene durchgesetzt werden. Diese Herrschaft hat dann zwar die Eigenschaften der göttlichen Herrschaft, was mitunter etwas seltsam aussieht (z.B. aufgrund der gesellschaftlichen Niedrigkeit Christi und seiner Anhänger). Aber auf der Ebene Gottes und in der Sichtweise Gottes funktioniert diese Herrschaft.

Und diese Sichtweise ist die einzige, auf die es letztlich ankommt.