Exodus 22,27 Das dürfen Sie nicht!

Nicht, dass die Bibel hier eine Begründung liefert.

Keine Spur.

Es wird schlicht ein Verbot ausgesprochen: Man darf Gott nicht lästern oder verfluchen.

Gleichberechtigung sieht anders aus.

Interessanterweise gibt es auch keine Strafandrohung. Was in Levitikus 24,12 dazu führte, dass man nicht wusste, was man mit einem Mann machen sollte, der Gott dann trotz des Verbotes verflucht hatte.

Ich selbst

Wenn jemand Gott verflucht, Gott also als schlecht abstempelt, stellt er sich damit über Gott.

Er spricht ein Urteil über Gott, ein endgültiges, absolutes.

Das ist natürlich schon seltsam.

Denn wenn man ein Gerichtsurteil über Gott fällen kann, dann ist man ja selber Gott. Sogar noch mehr: Man ist Gott plus eins.

Von daher ist die fehlende Strafandrohung zu verstehen: Gott verfluchen geht eigentlich nicht.

Denn man würde Gott damit der Macht des Teufels aussetzen. Man würde Gott dem Teufel übergeben. „Du bist des Teufels (Eigentum)!“, würde man damit sagen. Das kann nur Blödsinn werden, denn Gott ist immer stärker als der Teufel, da der Teufel offensichtlich ein Teil der Schöpfung ist.

Der Boden unter den Füßen

Gott ist der Urgrund von allem.

(Hübsch ausgedrückt, nicht wahr?!)

Gott ist der Fußboden, auf dem alles steht.

Gott ist das einzig Sichere auf der Welt, weil alles andere vergeht oder aufgrund des Einflusses des Bösen nicht zuverlässig ist.

Wenn man aber diesen Boden, auf dem alles steht, beseitigt, was bleibt dann?

Wenn man zudem den absoluten Maßstab entfernt – den einzigen, den es gibt – was soll dann noch gelten?

Nun, das sehen wir ja heute oder auch schon seit tausenden von Jahren: Es gilt dann die Macht des Stärkeren, oder die Maßstäbe des sich wandelnden Zeitgeistes.

Alles Durcheinander dieser Welt ist letztlich darauf zurückzuführen, dass die Menschen Gott als schlecht abgeurteilt haben und nun ohne ihn zurechtkommen müssen.

Die Frage nach dem Reich

Exodus 22,27Das Gebot, Gott nicht zu lästern, gilt selbstverständlich nur für Israeliten und für Menschen, die im Zuständigkeitsbereich Israels lebten.

Die Mongolen im inneren Asiens konnten damals machen, was sie wollten.

Auf sie fand das Gesetz des Mose keine Anwendung.

Aber die Volksgemeinschaft Israels sollte ja eine erste Version vom Reich Gottes sein.

Ein Königreich, in dem andere Regeln galten als überall auf der Welt.

Ansatzweise himmlische Regeln.

Leben in Israel sollte gut sein. Lebenswert. Positiv und angenehm.

Damit mussten aber Gottes gute Gesetze in diesem Reich gelten, und man musste das Böse in jeder Form ein bisschen draußen halten.

Wenn man aber Gott flucht, dann lässt man den Teufel rein.

Das mochte bei den Mongolen nicht weiter schlimm sein, denn die kannten sowieso keinen wirksamen Schutz vor dem Bösen.

In einem Machtbereich, der mit Absicht frei vom Bösen sein soll, zerstört das aber die ganze Idee. Das komplette Konzept. Das führt das Modell ad absurdum.

Darum macht dieses Verbot schon Sinn.

Und das Fehlen einer Strafandrohung macht auch Sinn, denn wer käme schon auf die Idee, das ganze System in Frage zu stellen, wo man doch gesehen hat, zu welchen Ergebnissen die anderen Systeme wie Ägypten oder Kanaanäer führen?

Wer ein solches System von innen heraus in Frage stellt, der muss doch komplett im falschen Film sein.

Es lebe das Gegenteil!

Die ganze Idee vom Reich Gottes lebt ja davon, dass man Gott liebt.

Und dass man Gott „segnet“, also Gott zuarbeitet.

Die folgenden Verse über die Gaben für Gott stehen ja nicht zufällig in diesem Zusammenhang.

Der ganze Glaube lebt von einer freundlichen Beziehung zwischen Gott und Menschen.

Die ganze Angelegenheit basiert auf der Annahme, dass Gott gut ist und deshalb zu mögen ist.

Das funktioniert nicht, wenn man mit Gott im Kriegszustand lebt. Ihn also verflucht.

Ein Auto kann nicht gleichzeitig vorwärts und rückwärts fahren.

Darum dieses Verbot.

Weil das Gegenteil schlicht nicht funktionieren kann.

Der König auch nicht.

Der Fürst oder der König war in Israel der Stellvertreter Gottes. Er handelte an Gottes Statt und hatte hoffentlich genug Heiligen Geist, um Gottes Absichten zutreffend umzusetzen.2.Mose 22,27

Damit waren, insbesondere bei Streitigkeiten, Gott und der Fürst die obersten Instanzen, auch der Gerichtsbarkeit.

Nun kann es natürlich sein, dass man ein Gerichtsurteil nicht nachvollziehen kann.

Dass man eine Entscheidung oder eine Maßnahme nicht einsieht.

Des Menschen Überblick ist begrenzt, und vielleicht lag auch der König mit seinem Beschluss daneben.

Aber für ein funktionierendes Gemeinwesen muss irgendwo einmal die letzte Instanz sein. Irgendwer muss das letzte Wort haben, das dann unanfechtbar ist.

Und diesen jemand darf man nicht fluchen. Wieder deshalb, weil man damit das ganze System in Frage stellt und letztlich zerstört.

Wer die letzte und damit jede Autorität beschädigt, der untergräbt den ganzen Bau.

Der Straftatbestand der Majestätsbeleidigung hat sich aus dieser Gefahr abgeleitet.

Darum wird der König in dieses Gebot mit eingeschlossen, damit das ganze Vorhaben eines Gottesstaates überhaupt funktionieren kann.

Alle Hinweise im Neuen Testament, dass man der Obrigkeit untertan sein soll, entstammen ebenfalls der Einsicht in diese Notwendigkeit.

Geschichte der Anwendung

Die meisten Beispiele der Anwendung dieses Gebotes sind übrigens despotischer Natur, und in diesen Fällen hätte eigentlich der, der das Urteil sprach, selber aufgrund von Gotteslästerung verurteilt werden müssen.

So ließ Isebel Naboth aufgrund des Vorwurfs der Lästerung von Gott und König hinrichten, und Jesus wurde ebenfalls mit dieser Begründung umgebracht. Auch die ursprüngliche Anklage gegen Stephanus bemühte diesen Paragraphen in Apostelgeschichte 6,11.

In Levitikus 24,10ff ist der allererste Fall der Anwendung dieses Gebotes zu lesen, und David hat sich einmal darauf bezogen, als er in 1.Könige 2,8 Salomo die Anweisung gab, Schimi nicht ungestraft zu lassen.

Paulus bezieht die hier behandelte Bibelstelle in Apostelgeschichte 23,5 auch auf den Hohenpriester.

Zusammenfassung

Die Zusammenfassung müssen Sie selber schreiben. Denn eigentlich sollte aus dem ganzen bisherigen Text deutlich geworden sein, warum es dieses Gebot gibt und welchen Sinn es erfüllt.

Sollten Sie diesen Artikel jedoch nicht verstanden haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an ein Bund Petersilie in Ihrer Nachbarschaft.

Oder schreiben Sie mir einen schönen Brief an die Adresse, die im Impressum steht.