Exodus 28,6-12 das Ephod des Hohepriesters

Gut, dass Karl Lagerfeld das nicht mehr kommentieren kann.

Das Efod, diese seltsame zweiteilige Weste des Hohepriesters.

Hören Sie doch nur: 2.Mose 28,6

6 So sollen sie nun das Efod aus Gold, violettem und rotem Purpur, Karmesinstoff und gezwirntem Byssus, in Kunststickerarbeit machen.

Die Farben sind genau die gleichen, in denen die Wände der Stiftshütte gestaltet waren. Und diese Wände waren ja auch aus Stoff, genau wie diese zweiteilige Weste.

Wir haben also nicht nur die gleichen Farben, sondern auch das gleiche Material und eine ähnliche Struktur. Wenn der Hohepriester im Heiligtum steht, ist er kaum von den Wänden zu unterscheiden.

Ach doch:

Während die Göttlichkeit der ganzen Sache bei den Wänden und Vorhängen durch aufgestickte Cherubim dargestellt wird, wird diese Göttlichkeit in der Kleidung des Hohepriesters durch Goldfäden dargestellt.

(In 2.Mose 39,3 wird sogar beschrieben, wie diese Goldfäden hergestellt wurden.)

Sollten Sie also zu Entführungen neigen, empfiehlt sich der Hohepriester während der Ausübung seiner amtlichen Tätigkeit als Ihr nächstes Opfer. Es steht zwar nicht im Bibeltext, welchen Anteil die Goldfäden an der Weste haben sollten, auch wird kein Gewicht des zu verarbeitenden Goldes vorgegeben, aber das Gold sollte ja sichtbar sein.

Darum durfte man nicht zu wenig Gold nehmen. Natürlich auch nicht zuviel, weil der Hohepriester sonst unter dem Gewicht der Weste zusammenbrechen würde.

Wenn man dann noch die goldenen Schnallen, Schnüre und Einfassungen dazurechnet, die auch noch an dieser Weste befestigt waren, dann kommt da doch einiges an Gold zusammen.

Aber warum hat man nicht einfach Bohnenfasern genommen? Oder Kupferdraht?

Nun, Sie werden es sich schon gedacht haben:

Weil der Hohepriester vor Gott erscheint. Und da ist selbst die beste Kleidung nicht gut genug.

Aber man kann sich ja wenigstens Mühe geben.

Und so bekommt hier der Hohepriester die wertvollste Kleidung, die H&M auf den Bügeln hat. Noch dazu in Farben, die Gott für göttlich erklärt hat, warum auch immer: Sehr viel Rot und ein paar Blautöne.

Warum?

Es war die Aufgabe des Hohepriesters, vor Gott zu erscheinen. Er war der Einzige, der so nah an Gott randurfte.Exodus 28,6

Und eigentlich durfte ja überhaupt kein Mensch so sehr in Gottes Nähe. Gottes Heiligkeit stand extrem dagegen, dass ein sündiger Mensch Gott so nahe kam.

Aber wenn nun doch … also der Hohepriester … dann wäre es natürlich am besten, wenn der Mensch gar nicht mehr als Mensch zu erkennen wäre. Damit gar nicht erst der Eindruck entsteht, dass hier ein stinknormaler Mensch mit seinen Körpergerüchen Gottes Gegenwart verpestet.

Was der Hohepriester hier macht: Er zieht den neuen Menschen an. Ziemlich göttlich aufgrund der Farben, ziemlich wertvoll aufgrund des Goldgehaltes. Nicht von dieser Welt.

Oder was dachten Sie, wie Paulus (Epheser 4,24) auf die Formulierung kam, dass man den neuen Menschen anziehen soll?

Modetipp für heute

Es hat sich also nicht viel geändert seit damals. Nur dass Paulus sich eher abgehoben ausdrückt („der neue Mensch ist nach Gott geschaffen in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“), während Sie es beim Hohepriester genau sehen können:

Wenn Sie vor Gott treten wollen (und dabei vielleicht auch noch etwas erreichen wollen), dann müssen Sie nicht besser sein als alle anderen. Weder moralisch noch bildungsmäßig.

Aber Sie müssen anders sein.

Sie müssen als „göttlich“ zu erkennen sein: Z.B. an Ihren Farben. Wenn Sie eher nach Geld ausschauen oder nach Vergnügen, nach Erfolg oder nach Macht, nach Selbstbehauptung und Eigeninteresse, nach Religion oder nach Tradition, dann werden Sie nicht weit kommen. Sie denken dann vielleicht, Sie stehen vor Gott mit Ihren Gebeten, aber in Wahrheit stehen Sie so weit weg, dass Gott Ihre Gebete selbst bei Übertragung mit Lautsprecherwagen nicht hören könnte.

Sie müssen das beste Leben leben, das geht. Wenn Sie für Gott nicht Ihr Bestes geben, also Goldfäden in der Weste haben, dann ist die Erwartung sachfremd, dass Gott das Beste für Sie gibt.

Wozu?

Stellt sich die Frage, wozu der Hohepriester den neuen Menschen anzieht und dann vor Gott erscheint.

Das ergibt sich aus dem, was er auf der Schulter hat: 2.Mose 28,9-12

9 Und du sollst zwei Onyxsteine nehmen und die Namen der Söhne Israel darauf eingravieren:

10 sechs ihrer Namen auf dem einen Stein und die sechs übrigen Namen auf dem andern Stein nach der Reihenfolge ihrer Geburt.

11 In Steinschneidearbeit, als Siegelgravur sollst du die beiden Steine stechen nach den Namen der Söhne Israel. Mit goldenen Einfassungen umgeben sollst du sie anfertigen.

12 Dann setze die beiden Steine <oben> auf die Schulterstücke des Efods, als Steine der Erinnerung für die Söhne Israel! Und Aaron soll ihre Namen auf seinen beiden Schultern tragen vor dem HERRN zur Erinnerung.

Nicht Holzbrettchen soll man nehmen, die Namen der Gemeinde darauf schreiben und sie dann auf den Schultern befestigen. Sondern Edelsteine.

Man befestigt die Steine mit den Namen der Gemeinde auch nicht unter den Fußsohlen, so dass da immer drauf getreten wird.

Sondern man nimmt Edelsteine, und man platziert sie auf der Schulter, dass Gott sie auch ganz bestimmt sieht.

Der Hohepriester kann nicht vor Gott treten, ohne dass er die Gemeinde mitnimmt.

Noch extremer: Der Hohepriester selbst tritt ja eigentlich gar nicht vor Gott, denn er ist ja verhüllt durch die besondere Kleidung, die ihn eigentlich zu einem anderen macht.

Der Hohepriester tritt auch nicht wegen sich selbst vor Gott: Er bittet in seiner Amtstracht nicht wegen seiner Geldprobleme und wegen der Gesundheit seines Kindes und wegen der Bosheit seiner Schwiegermutter.

Der Hohepriester war ja eine Vorstufe zu Jesus. Und dem Jesus kann man wohl manches nachsagen, aber Egozentrik gehört sicher nicht dazu. Dass Jesus seine Beziehung zu Gott und sein Amt dazu benutzt hätte, dass es ihm selber gut geht, das kann man wohl kaum behaupten.

So trägt auch der Hohepriester nicht seine eigenen Probleme vor Gott, sondern er trägt die Gemeinde vor Gott. Es geht ja nicht anders. Er kann ja nicht ohne die Gemeinde, sogar ohne die einzelnen Glieder der Gemeinde, vor Gott treten. Die Gemeinde ist ja an seiner Dienstkleidung befestigt.

Auf der Schulter

Nun hat der Hohepriester die Gemeinde aber nicht auf dem Kopf oder in der Hosentasche. Er hat sie auf der Schulter.

Bekannter Spruch von Jesaja: „und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter“ (Jesaja 9,5).

Das war die Sicht des Altertums, dass die Herrschaft auf den Schultern der Könige ruht.

Es gibt ja auch Dinge, die trägt man auf dem Herzen.

Aber der Hohepriester trägt die Gemeinde auf der Schulter.

Er herrscht über die Gemeinde.

Wie herrscht der Hohepriester?

2.Mose 28,6Der Hohepriester herrscht nicht, indem er neue Gesetze erlässt oder Krieg führt oder die Steuern erhöht.

Der Hohepriester herrscht über die Gemeinde, indem er ihr das Beste antut, was es gibt und was er so tun kann.

Er bringt die Gemeinde vor Gott.

Er kümmert sich um die Vergebung für die Gemeinde.

Da hat sich auch nicht so sehr viel geändert.

Denn dass die Heiligen herrschen sollen, das haben wir im Neuen Testament genauso. Die Gläubigen haben dort eine Waffenrüstung, sie sind ein königliches Priestertum, ihnen ist das Reich gegeben, und sie sollen siegen.

Nein, es hat sich nicht viel geändert.

Auch im Neuen Bund herrscht man am besten, indem man liebt.

Indem man das Beste für die anderen tut.

Indem man für die anderen betet, sie vor Gott bringt, ihnen vergibt.

Der erste Nachfolger des Hohepriesters, der das vorbildlich gemacht hat, war Jesus.

Aber seitdem der weg ist, ist das unser Job.

Sofern wir das neue Leben angezogen haben.

Das mit den Goldfäden.