Deut 5,12-15 die andere Begründung für den Sabbat

5.Mose 5,12-15

12 Beachte den Sabbattag, um ihn heilig zu halten, so wie der HERR, dein Gott, es dir geboten hat! 

 13 Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun; 

 14 aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst <an ihm> keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und all dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore <wohnt>, damit dein Sklave und deine Sklavin ruhen wie du. 

 15 Und denke daran, dass du Sklave warst im Land Ägypten und dass der HERR, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat! Darum hat der HERR, dein Gott, dir geboten, den Sabbattag zu feiern. — 

Es ist wie immer.

Man hat eine feste Meinung.Rundes Gebäude

Die fromm aufgewachsenen haben sie schon aus der Kinderstunde, die neu hinzugekommenen haben sie aus dem Andachtsbuch oder von nicht besonders klugen Beiträgen aus dem Gottesdienst.

Und die Meinung ist: Der Sabbat wurde eingeführt, weil Gott an 7 Tagen die Welt erschaffen hat.

Dummerweise haben wir jetzt hier in 5.Mose 5, wo die 10 Gebote noch einmal wiederholt werden, eine vollkommen andere Begründung für die Existenz des Sabbat.

Die Begründung ist so dermaßen anders, dass die Schöpfung oder irgend etwas aus ihrem Dunstkreis überhaupt nicht erwähnt werden.

Es gibt hier nur eine einzige Begründung für den Sabbat: Die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten.

Die ganze Sache ist auch keineswegs kontemplativ, wie viele Schmalspurprediger uns immer erzählen wollen. Dass man am Sabbat an Gott denken soll und Zeit haben soll für Meditation oder so ein Zeug.

Die Begründung hier ist völlig einseitig auf Arbeit abgestellt.

Fremdbestimmung

Für die Menschen, die diese Gebote lasen oder hörten, war Arbeit Fremdbestimmung.

Man war entweder bestimmt durch einen Arbeitgeber, der damals noch „Herr“ hieß und mit einem gewerkschaftlich gezähmten Lohnauszahler nichts zu tun hatte, oder man war fremdbestimmt durch den Hunger und die Notwendigkeit. Ersatzweise arbeitete man im Familienbetrieb, und dann hatte man seinen älteren Bruder über sich oder Onkel Gustav.

In dieser Betrachtung sind nicht die Maßstäbe einer westeuropäischen Oberschicht anzuwenden, die arbeiten kann, aber nicht muss, oder die freiwillig eine 60-Stunden-Woche hinlegt, weil sie Karriere machen wollen oder Erfolg ihre Droge ist.

Wer im Altertum arbeitete, hatte in aller Regel einen Herrn über sich, und man musste Befehle entgegen nehmen und war von so etwas wie Freiheit meilenweit entfernt.

Die Neuerung für Gottes Reich

In Gottes Reich gibt nun einen Tag in der Woche, da sind alle gleich: Herren und Sklaven, Reiche und Arme und die Mittelschicht. Glückliche und Unglückliche. Sogar das Vieh landet hier auf einer Ebene mit dem Menschen, weil dieser Sabbat eben nicht nur eine sozialpolitische Maßnahme war, sondern eine Aussage über Gott und sein Reich.

(Beim Sabbatjahr werden sogar die wilden Tiere und das Land als solches zu Profiteuren von Gottes Ausgleichpolitik, Levitikus 25,5+7.)

Für einen Tag der Woche hatten in Israel alle Menschen nur einen einzigen Herrn über sich, und das war Gott. Niemand anders konnte ihnen Befehle geben, niemand anders konnte über sie bestimmen.

Damit ist das natürlich eine Vorschau auf das Reich, in dem wir heute leben: Dass wir mit Jesus nur einen einzigen Herrn über uns haben. Der alternative Begriff für diesen Zustand lautet „Freiheit“.

Geistlich gesprochen ist das zuerst einmal eine Aktion gegen den Teufel. Der sollte nichts mehr zu sagen haben, das Böse kann keinen Einfluss mehr auf unsere Entscheidungen nehmen. Auf die alltägliche Realität heruntergebrochen heißt das, dass wir auch unseren schlechten Prägungen nicht mehr gehorchen müssen und auch nicht so komischen Argumenten wie dem Geld.

Keine politische Aussage

Hertha GohrDiejenigen, die diese Anweisung Gottes als Beweis dafür nehmen, dass man sich im Namen Gottes für sozialen Ausgleich und humane Arbeitsbedingungen einsetzen soll, übersehen mit Begeisterung, dass es sich hier um eine Anweisung für das Reich Gottes handelt.

Diese Regeln gelten nur auf einem genau definierten Gebiet. Nicht in Babylonien oder Ägypten.

Man setzt nämlich den Teufel nicht außer Kraft, indem man äußere Bedingungen verändert. Es ist eher das Gegenteil der Fall: Wenn man die Leute, die dem Teufel und seinen Maßstäben dienen, zu mehr Freiheit oder Wohlstand verhilft, hat der Teufel anschließend stärkere Mitarbeiter.

Dass auch die Wildtiere, das Land und das Vieh profitieren, hat nichts mit irgendwelchen Weltrettungsprogrammen zu tun oder mit ökologischer grüner Farbe, sondern damit, dass die Herrschaft des Bösen über die Welt alle Teile der Schöpfung in Mitleidenschaft zieht und dass darum die Erlösung durch Jesus (= die Freiheit von allen anderen Herren) auch eine Erlösung für alle anderen Komponenten der Schöpfung darstellt. (Nachzulesen auch in Römer 8,19-22).

Die Sahne obendrauf

Die Sahne obendrauf hat Paulus entdeckt, der aufgrund der Tatsache, dass ich nur noch einen einzigen Boss über mir habe, der mich aber bewiesenermaßen gernhat, gesagt hat: Röm 8,28

28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach <seinem> Vorsatz berufen sind.

Wenn es nur noch diesen einen Bestimmer über mir gibt, dann müssen sich natürlich alle Dinge zu meinem Vorteil entwickeln, denn es gibt ja niemand anderen mehr, der über die Qualität der Einflüsse entscheiden kann, denen mein Leben ausgesetzt ist.

Zusammenfassung

Das fünfte Buch Mose begründet die Existenz des Sabbat damit, dass es nicht sein kann, dass Menschen im Reich Gottes jemand anderen haben als Gott, der über sie bestimmt.

Alle, wirklich alle Sklaverei muss für die Gläubigen ein Ende haben. Gottes Kinder brauchen keine Unterdrückung mehr hinzunehmen.

In Israel war diese Gleichheit aller vor Gott nur an einem Tag gegeben. Im Neuen Bund ist das an jedem Tag so.