Psalm 93 – nicht mehr in Unterwäsche
Nun kann man zu Hause ja rumlaufen, wie man will.
Auch in Unterwäsche.
Man sollte vielleicht die Gardinen oder die Rollläden schließen, wegen der Nachbarn.
Auch Gott kann natürlich – aber dieser Gedanke ist jetzt egal. Denn, so informiert uns der Psalm, Gott hat Hoheit angezogen und Stärke als Gürtel verwendet, also die Engel können jetzt gucken. Wenn sie wollen.
Nun ist diese Tatsache, dass Gott gewisse Kleidungsstücke aus seinem Schrank entnommen hat, nicht die zentrale Aussage dieses Psalms.
Sondern dem Psalm geht es darum, woher wir das wissen.
Und der Psalm geht davon aus, dass es wichtig ist, dass wir das wissen.
Ist auch logisch: Denn wir nicht wüssten, wie Gott ist und welche Wirkung von ihm ausgeht, dann würden wir recht desorientiert auf dieser Erde rumlaufen.
Dann wäre unser Leben wirklich nur Biologie. Hoffnungslose Biologie.
Wir würden dem Leben und der Welt vollkommen ratlos gegenüber stehen. Und müssten, wie viele Menschen vor uns, das Licht anbeten und die Fruchtbarkeit, das Wetter und den Wandel.
Wobei diese Objekte unserer Anbetung nicht antworten würden.
Was wir wissen
Dieser kurze Psalm zählt nicht alles auf, was wir wissen.
Er benennt nur die Grundlagen.
Gott ist nicht nur der Stärkste, sondern er ist auch in Bereitschaft, diese Stärke anzuwenden. Er hat Stärke und Hoheit bereits angezogen.
Infolgedessen steht die Welt fest, weil Gottes Thron fest steht. Man braucht sich von dem undurchsichtigen Durcheinander dieser Welt nicht beeindrucken zu lassen.
Selbst die gewaltigste Macht des Bösen, vor der es scheinbar keine Rettung gibt, ist geringer als Gott – noch dazu ist die Macht des Bösen wohl hier unten, aber Gott ist in der Höhe. Da kommen diese Wellen gar nicht hin.
Woher wir es wissen.
Der einzige, von dem wir wissen, wie Gott ist, ist Gott.
Er ist unsere einzige Informationsquelle.
Gott kann nicht durch Recherche von Journalisten beschrieben werden, und Forscher können ihn nicht erforschen. In den Bereich, in dem Gott lebt (und wo man tatsächlich sehen könnte, wie Gott ist), können Menschen nicht vordringen.
Wir sind also darauf angewiesen, dass Gott sich offenbart.
Und wir sind darauf angewiesen, was Gott von sich offenbart.
Und offenbar ist die Erfahrung des Autors die, dass das, was Gott von sich offenbart, sehr zuverlässig ist.
Dass es der Wahrheit entspricht. Objektiv, nicht subjektiv.
Dass alle Offenbarungen Gottes, die man bisher getestet hat, den Sachzustand zutreffend wiedergaben.
Und jetzt!
Heute, und auch schon zu Zeiten des Autors, war das Haus Gottes die erste Adresse für Gottes Zeugnisse. Wenn man etwas von Gott hören wollte, war der Tempel und ist die Gemeinde erste Anlaufstelle.
Allein schon die Existenz dieser beiden Dinge ist Zeugnis, ist Offenbarung.
Aber noch viel mehr die Tatsache, dass Gott dort wohnt. Im Tempel damals noch hinter Mauern und relativ unzugänglich, heute in der Gemeinde nah und umfänglich.
Die heutige Gemeinde ist – als der Leib Christi – im Grunde als ständiges Zeugnis Gottes gedacht. Denn das größte Zeugnis Gottes – der, den man „das Wort Gottes“ nannte – ist in der Gemeinde ständig präsent.
Während man früher im Tempel eher das Zeugnis Gottes gehört hat (der Zeugnischarakter des Tempels war im Vergleich zu heute geringer), so ist die heutige Gemeinde dank ihrer Beziehung zum lebendigen Wort und zum Heiligen Geist selber eine Ebene der Offenbarung Gottes.
Und damit gebührt der Gemeinde, die Gottes Tempel ist, natürlich Heiligkeit.
Was sonst?
Wem sonst?