Psalm 118 - Verse 5 bis 20 auszugsweise

Der Psalm 118 wurde von Mr.118 geschrieben. Darum heißt der Psalm ja so.

Und was Mr.118 der Welt mitteilen wollte, das betrachte ich heute nur auszugsweise, denn sonst wird es zu lang.

5 – Enge und Weite

5 Aus der Bedrängnis rief ich zu Jah.

Jah antwortete mir in der Weite.

Ausgerechnet Gott soll für Weite zuständig sein.

Und damit für Freiheit.

Das Bild, das die Leute von Gott haben, ist normalerweise genau gegenteilig. Gott ist eng, restriktiv, und die Gläubigen sind in Regeln gegängelt und sehr unfrei.

Dass Gott derjenige ist, der den Menschen Luft verschafft – nein, auf so eine Idee käme man nicht.

Wobei das schon immer so war. Also dass Gott derjenige war, der den Bewegungsspielraum erhöhte.

Abraham bekam eine neue Heimat und eine unglaubliche geschichtliche Horizonterweiterung.

Mose und die Israeliten bekamen ein Land, groß und üppig.

Salomo bekam Geld ohne Ende.

Und wenn irgendwelche Wassermassen den Weg versperrten und einem die Freiheit der Bewegung nehmen wollten, dann beseitigte Gott das Wasser, und der Weg war frei.

So steht und fällt die Beurteilung Gottes mit der Definition von Freiheit.

Und da definieren die meisten Menschen „Freiheit“ als die Möglichkeit zu ungezügeltem Lebensstil. Der Maßstab für Freiheit ist ihr Egoismus.

Und darum: Wenn wir Freiheit bauen wollen, dann können wir Gott für dieses Bauwerk wirklich nicht brauchen.

Aber der Fehler liegt nicht bei Gott. Der Fehler liegt in der Definition von Freiheit. Die Bauleute verwerfen den Stein – nicht, weil der Stein nichts taugt, sondern weil ihr Bauwerk Unfug ist.

6 – Einfluss auf andere Menschen

6 Der HERR ist für mich, ich werde mich nicht fürchten.

Was könnte ein Mensch mir tun?

7 Der HERR ist für mich unter denen, die mir helfen.

Ich werde herabsehen auf meine Hasser.

Wie bekommt man Macht über Menschen?

In diesem Falle über Menschen, die versuchen, Macht über einen selbst auszuüben?

Korruption wäre eine Möglichkeit. Ihn selbst kaufen oder seine angeblichen Freunde.

Oder Gewalt.

Oder andere aufhetzen. Propaganda.

Oder Verrat. Denunzieren. Egal, ob das, was man dem anderen anhängt, wahr ist oder auch nicht.

Erpressung.

Sabotage. Zerstich ihm die Autoreifen, mal sehen, wie weit er kommt.

Aber Gott? Ist Gott ein „Mittel“, um sich gegen andere durchzusetzen?

Vor allem heutzutage, wo Gott ja nur noch Friedefürst und Erbaulichkeitslieferant ist?

Paulus hat den Gedanken von Mr.118 ja dann noch ausgeweitet. Nicht nur Menschen können mir nichts tun, auch Mächte und Gewalten welcher Art auch immer werden unfähig.

Corona eingeschlossen.

In der Geschichte Israels hat man Gott als brauchbaren Stein für Machterhalt die allermeiste Zeit verworfen. Sowohl der Einzelne in der Gesellschaft als auch die Regierung.

Der Einzelne griff lieber zu List und Tücke oder einfach nur zu irgendwelchen Formen von Gewalt. Man rechnete nicht damit, dass es einen Gott gibt, der dazwischen geht.

Mr.118 geht noch weiter.

Er weigert sich sogar, sich zu fürchten.

Gott als Mittel für eine diffuse Hoffnung, das mag ja noch angehen.

Aber Gott als Mittel gegen die Angst vor Macht und Willkür, vor Feindschaft und Hass?

Nein, sagen die Menschen, wenn wir das Gebäude der Furchtlosigkeit bauen wollen, dann können wir Gott als Stein darin nicht brauchen.

8 – Menschen und Könige sind nicht der Stein

8 Es ist besser, sich bei dem HERRN zu bergen,

als sich auf Menschen zu verlassen.

9 Es ist besser, sich bei dem HERRN zu bergen,

als sich auf Edle zu verlassen.

Ist natürlich in Zeiten von Humanismus und „alle Menschen werden Brüder“ eine unanständige Aufforderung: den Menschen eher zu misstrauen als sich auf sie zu verlassen.

Mr.118 schreibt aber nicht auf der Basis ideologischer Richtigkeit und politischer Correctness, sondern auf der Basis von Erfahrung.

Menschen sind als Schutzfaktor nicht nur wegen ihrer mangelnden Stärke unzuverlässig. Also weil sie von einer stärkeren Macht überrannt werden können.

Sie sind auch unzuverlässig, weil sie ihre Meinung ändern können. Weil ihre Sympathie sich ändern kann.

Allerdings kann man Gottes Macht nicht sehen.

Man kann auch keine Verträge mit Gott machen.

Und die Erzählungen anderer Leute, dass Gott sie beschützt habe – bei einem irdischen Schutz ist das nachweisbar, da sieht man das, da gibt es Belege und Beweise.

Wenn Gott einen Menschen beschützt hat, kann der Mensch das zwar behaupten, aber nachweisbar ist das nicht, und von außen ist es nicht sichtbar, ob das jetzt Gott war.

Zudem ist die Kommunikation mit Gott mitunter etwas schwierig.

Einen Menschen kann man mahnen. Oder man kann ihn fragen, wann er endlich hilft. Man kann Druck ausüben, auch moralisch.

Da Gottes Zuverlässigkeit also nicht beeinflussbar war, hatte man Gott als Schutzmacht als unbrauchbaren Stein oft abgelehnt. Daran hat sich ja bis heute nichts geändert. (Es war ja die große Leistung von Georg Müller aus Bristol, dass er sein Waisenhaus tatsächlich nur von Gott abhängig machte.)

10 – man glaubt nicht, was für Maßnahmen gegen Nationen helfen

10 Alle Nationen hatten mich umringt.

Im Namen des HERRN - ja, ich wehrte sie ab.

11 Sie hatten mich umringt, ja, mich eingeschlossen.

Im Namen des HERRN - ja, ich wehrte sie ab.

12 Sie hatten mich umringt wie Bienen. Sie sind erloschen wie Dornenfeuer.

Im Namen des HERRN - ja, ich wehrte sie ab.

Diese Verse sind eine anschauliche Beschreibung dessen, was der Teufel vorhat: die Vernichtung der Gläubigen. Jedes Einzelnen und der Summe.

Allerdings erscheint der Teufel zu diesem Behufe nicht persönlich.

Sondern er hat tausende von Abgesandten. Die, jeder einzeln und alle zusammen, den Tod der Gläubigen herbeiführen wollen.

Nun setzt der Teufel viele seiner Methoden auch gegen Ungläubige ein. Denn der Teufel ist so durch und durch böse, dass er seine eigenen Anhänger auch nicht glücklich machen will oder unterstützen will. Sondern er ist auch gegen seine eigenen Anhänger böse und gemein – er kann nicht anders, das ist sein Wesen.

Folglich gibt es gegen die Methoden des Teufels jede Menge weltlicher Hilfsmittel.

Es gibt Medikamente und Therapien.

Es gibt Übungen und Weisheit, Psychologie und Tante Gertrud, Bildung und Unterhaltung.

Mit all diesen Dingen versuchen die Menschen, die Handlungen des Teufels zu sabotieren und die vom Teufel erwünschten Ergebnisse zu verhindern.

Und diese Hilfsmittel sind bekannt und allgegenwärtig.

Und sie nützen. Manchmal und ein bisschen. Aber nie grundlegend und absolut. Sie mildern das Elend. Sie bieten einen Etappensieg.

Aber niemals werden sie den Teufel besiegen.

Und weil diese Methoden allgegenwärtig sind und manch eine auch wissenschaftlich erprobt, darum werden diese Methoden auch den Gläubigen angeboten.

Und die Gläubigen sind ständig in der Gefahr, den Stein, der eigentlich den totalen Sieg über den Teufel bringen sollte, zu verwerfen. Weil die anderen Steine hübscher aussehen. Und scheinbar besser zu unserem Problem passen.

Der Wille Gottes für die Lösung unserer Probleme ist allerdings, dass wir sie mit Gott lösen. Mit dem Teufel geht es nicht, denn der hat kein Interesse daran.

Und so konnte Mr.118 im Namen Gottes und damit in Gottes Auftrag und damit unter Zuhilfenahme göttlicher Kraft das Böse besiegen.

Mit seiner eigenen Kraft hätte er es nicht geschafft.

17 – wer hätte das gedacht

17 Ich werde nicht sterben, sondern leben

und die Taten Jahs erzählen.

18 Hart hat mich Jah gezüchtigt,

aber dem Tod hat er mich nicht übergeben.

Manch ein Problem hätte man ohne Gott nicht.

Und wir kennen aus der Geschichte ja jede Menge Leute, deren größtes Problem es war, dass sie auf Gottes Seite standen, Gottes Willen umsetzen wollten.

Nicht nur Jesus. Auch vor ihm und nach ihm.

Paulus.

Martin Luther.

Jeremia.

Christen in moslemischen oder streng atheistischen Ländern.

Abraham, als er seinen Sohn opfern sollte.

Gerade die Ungläubigen gehen natürlich davon aus, dass Gott hier niemals die Lösung des Problems sein.

Schließlich ist er ja die Ursache. Und die Ursache des Problems kann ja nicht gleichzeitig die Lösung des Problems sein.

Und auch der Gläubige hat ja, während er in den Problemen drin steckt, oft nicht mehr als seinen Glauben. Er kann ja nicht in die Zukunft schauen und sehen, wie alles ausgeht.

Und manchmal lässt Gott einen solche Katastrophen „im Glauben“ durchstehen, damit der Glaube des Betroffenen geprüft und gestärkt wird.

Aber am Ende ist es dann plötzlich so, dass das Problem eben doch die Lösung ist. Der Stein, den man für untauglich hielt, ist plötzlich der zentrale Stein für die Lösung der ganzen Misere.

19 – Tür auf!

19 Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit!

Ich will durch sie eingehen, Jah will ich preisen.

20 Dies ist das Tor des HERRN.

Gerechte ziehen hier ein.

Sehen Sie, man kann ja auch dumme Gedanken kommen.

Wenn nichts im Leben funktionieren will.

Wenn alle und alles gegen einen zu sein scheint.

Wenn man das Schicksal als Feind hat oder eine Regierung oder eine gesellschaftliche Meinung.

Und wenn Gott einem dann so gar nicht helfen will.

(Ich habe den Paulus immer bewundert: Der ist von so vielen Leuten angefeindet worden, der ist aus so vielen Synagogen rausgeflogen. Mir wäre da irgendwann der Verdacht gekommen, dass irgendwas nicht stimmt. Ich hätte aufgegeben.)

Bei dem, der das hier geschrieben hat, hat Gott den Knoten irgendwann gelöst. Plötzlich merkte der Psalmschreiber, dass Gott doch auf seiner Seite ist – und die ganze Zeit auf seiner Seite war.

Wenn Gott so deutlich auf meiner Seite ist, dann heißt das auch, dass Gott mich als „gerecht“ betrachtet.

Es war ja schon der Fehler von Hiobs Freunden, dass sie das Schicksal von Hiob als Beweis dafür sahen, dass Hiob vor Gott in Ungnade gefallen ist.

Aber auch Mr.118 hatte wohl diesen Gedanken – oder einige Leute aus seiner Umgebung. Da war wohl die Idee aufgekommen, dass jemand, der so etwas erlebt, nicht in den Tempel gehen und vor Gott treten darf. Denn Gott kann ihn ja offensichtlich nicht ausstehen.

Da war dann der Gedanke: Wenn Mr.118 seine Schuld gegenüber Gott los sein will, dann muss er mindestens teure Opfer bringen, sich kasteien, in Sack und Asche gehen – bevor er diese Leistung nicht erbringt, kann man diesen Mann nicht wieder in den Tempel lassen. Erstmal müssen die Priester oder die Gesellschaft ihn wieder als „gerecht“ einstufen.

Aber dann kam der Stein, mit dem niemand gerechnet hatte. Weil es offensichtlich war, dass Gott niemals derjenige sein würde, der diesen Menschen gerecht sprechen würde.

Aber Gott hat es getan.

Nicht die Gesellschaft, nicht die Behörden.

Sondern der, mit dem man nicht rechnete.

Und jetzt kann Mr.118 mit aller Deutlichkeit fordern, dass man die Tempeltore für ihn öffnet.

21 - Schlusswort

Vers 21+22

Ich will dich preisen, denn du hast mich erhört

und bist mir zur Rettung geworden.

22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,

ist zum Eckstein geworden.

Ja, das hatte ich ja gerade schon gesagt.

Und wann werden Sie das nächste Mal einen Stein als untauglich einstufen, obwohl es eigentlich der Eckstein ist?

Wann werden Sie das nächste Mal denken, dass Gott in diesem Fall als Lösung ja nun wirklich nicht taugt?