Psalm 137,5+6 wissen, wo das Bier steht

Rausgeschmissen hatte Gott diese Leute.

Aus Jerusalem. Aus der heiligen Stadt. Er hatte die aus seiner Gegenwart entfernt.

Und jetzt, plötzlich, entwickelten diese Leute Vertrauen zu Gott und seinem Wort.

Die Gegenwart Gottes hatten sie verspielt.

Die Gemeinschaft mit Gott war dahin.

Gott wollte sie nicht mehr in seiner Nähe haben.

Klar, sie konnten noch Beten, und sie konnten noch Bibel lesen.

Aber der Weg in die direkte Nähe Gottes war schon deshalb versperrt, weil man keine Opfer zur Vergebung der Sünden mehr bringen konnte.

Man blieb unrein, schmuddelig, und damit war Nähe zu Gott so oder so ausgeschlossen.

Mal ganz davon abgesehen, dass man ohnehin weit entfernt war von dem Ort, an dem Gott angekündigt hatte, seinen Namen niederzulegen.

Selbstverfluchung

Und jetzt greift der Autor des Psalms zweimal zur Selbstverfluchung.

Seine rechte Hand soll nicht mehr funktionieren, und reden soll er nicht mehr können, wenn er Jerusalem ab jetzt nicht in höchsten Ehren hält.

Jerusalem als den einzigen Ort, wo man Gott zuverlässig begegnen kann.

Der einzige Ort, wo wirklich Gemeinde im eigentlichen Sinn stattfinden konnte.

Nicht wahr, man hat bei der Besiedlung des gelobten Landes keine Dorfgottesdienste eingeführt. Denn dann hätte man zwar wunderbar Gemeinde gehabt, aber ohne die Gegenwart Gottes.

Man hätte dann beten können, man hätte singen können, man hätte Bibel lesen können und Predigten hören.

Aber Gott wäre eben nicht mehr dagewesen als wie er auch am äußersten Meer gewesen wäre.

Gemeinde im alten Bund war aber gekennzeichnet durch die besondere Anwesenheit Gottes, und damit konnte man sich die Gottesdienste auf dem Dorf schenken. Das wäre dann Gottesdienst ohne Gott gewesen, und sowas ist verzichtbar.

Die letzte und einzige Hoffnung

Der Autor des Psalms und die, die mit ihm waren, hatten also den direkten Kontakt mit Gott verloren.

Und ausgerechnet jetzt fiel ihnen ein, wie wichtig Gott doch gewesen wäre.

Und die einzige Hoffnung, die sie hatten, war Jerusalem.

Das, wo sie gerade hochkantig rausgeflogen waren.

Aber Gott hatte keine Alternative bekannt gemacht. Er hatte keinen anderen Ort genannt, wo man ihn hätte treffen können.

Und das war jetzt die Sehnsucht dieser Leute: Gott treffen zu können, so wie David ihn getroffen hatte.

Aber das ging eben nur in Jerusalem.

Wie auch immer das dann praktisch aussehen konnte. Ohne Tempel. In einer zerstörten Stadt. Die jetzt nicht mehr in Israel lag, sondern in Persien, und die nicht mehr von Juden umgeben war, sondern allen möglichen bunt gemischten Nationen.

Aber diese Hoffnung, dass Gott möglicherweise doch irgendwie …

Dass Gott ihre Reue und ihre Einsicht zur Kenntnis nahm und ihnen vielleicht doch eine neue Chance gab.

Wenn man Gott wirklich liebte, dann war Jerusalem das A und O. Dann ging es nicht ohne.

Wenn man Gott wirklich liebt, dann ist Gemeinde das A und O. Der einzige Ort, wo man Gott begegnen kann. Es geht nun mal nicht ohne.