Psalm 66 - versweise und ausführlich

Der Psalm 66 geht davon aus, dass die Gemeinde das Licht der Welt und das Salz der Erde ist.

Damit geht er auch davon aus, dass wenn es der Gemeinde schlecht geht, geht es allen schlecht.

Der Autor beschreibt zuerst die Zuständigkeit Gottes für die ganze Erde. Für Neuseeland, Madagaskar und die Eskimos.

Und die ersten 4 Verse handeln auch mal wieder nicht von Liebe, sondern von Macht.

1 Dem Chorleiter. Ein Lied. Ein Psalm. Jauchzt Gott, alle Welt!

2 Besingt die Herrlichkeit seines Namens, macht herrlich sein Lob!

3 Sprecht zu Gott: Wie furchtbar sind deine Werke! Wegen der Größe deiner Macht werden dir deine Feinde <Ergebung> heucheln.

4 Die ganze Erde wird dich anbeten und dir Psalmen singen; sie wird deinen Namen besingen. //

Den gleichen Tatbestand kennen wir aus der Bibel unter dem Titel „jedes Knie wird sich beugen und jede Zunge wird bekennen“.

Das Ziel Gottes ist also die Welt. Ob die schwarzen Löcher einbezogen sind, weiß ich nicht. Aber ansonsten sind Gottes Absichten global.

Es gibt ja immer wieder Leute, die meinen, sie seien Ziel und Mittelpunkt von Gottes Bemühungen.

Aber es heißt nicht umsonst: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab“.

Gottes Handeln an der Gemeinde: Errettung

Damit Gott nun sein Ziel mit der ganzen Welt erreichen kann, rettet er zuerst einmal die Israeliten aus Ägypten. Oder moderner gesagt: er gründet Gemeinde.

Da kann man natürlich fragen, ob das jetzt tatsächlich eine effektive Strategie ist, um die ganze Erde Gott untertan zu machen.

5 Kommt und seht die Großtaten Gottes! Furchtbar ist <sein> Tun gegenüber den Menschenkindern.

6 Er wandelte das Meer in trockenes <Land>: durch den Strom gehen sie hinüber zu Fuß. Dort haben wir uns an ihm gefreut.

7 Durch seine Macht herrscht er auf ewig; seine Augen beobachten die Nationen, dass die Widerspenstigen sich nicht erheben. //

Es geht wieder nur um Macht.

Wobei dem Zuhörer natürlich klar ist, dass die Motivation hinter der Berufung Israels und auch hinter allem anderen, was jetzt in diesem Psalm noch kommt, Liebe ist.

Der Zuhörer ist ja gläubig. Ungläubige würden sich so einen Psalm ja nicht antun.

Aber worum es hier geht, ist, dass Gott an den Israeliten mit massiver Macht gehandelt hat und mit dieser Macht seine Gemeinde herausgerufen hat aus der Unterdrückung.

Gott sorgt zudem dafür, dass die Errettung seiner Gemeinde von außen nicht gefährdet wird. Wenn ein Bileam auftaucht, sollte er eigentlich keine Chance haben. Also dass die Widerspenstigen sich nicht erheben.

Gottes Handeln an der Gemeinde: Heiligung

Nun ist die Gemeinde also gerettet.

Damit ist Gott aber mit der Gemeinde noch nicht fertig.

Denn jetzt muss es darum gehen, die Gemeinde auch zu heiligen.

Da geht es vor allem darum, den Anteil der Sünde in der Gemeinde zu verringern.

Jubeln sollen darüber übrigens immer noch die Völker. Denn das Ziel ist die Gesamtheit der Planeten, und von der Heiligung der Gemeinde profitieren alle.

Oder, wie es in der Bergpredigt heißt: Wenn das Salz nicht mehr salzt, kann man es wegwerfen.

Jetzt also beschreibt der Autor, wie Gott den Salzgehalt der Gemeinde erhöht hat, und der Autor selbst war dabei.

8 Preist, ihr Völker, unseren Gott, und lasst hören den Klang seines Lobes;

9 der unsere Seele zum Leben bringt und nicht zugelassen hat, dass unsere Füße wankten!

10 Denn du hast uns geprüft, Gott, du hast uns geläutert, wie man Silber läutert.

11 Du hast uns ins Netz gehen lassen, hast eine drückende Last auf unsere Hüften gelegt.

12 Du hast Menschen über unseren Kopf reiten lassen; wir sind ins Feuer und ins Wasser gekommen, aber du hast uns herausgeführt zum Überfluss.

Das klingt jetzt nicht sehr freundlich.

Und der Autor des Psalms hat das alles mitmachen müssen:

  • Irgendwer hat ein Netz ausgelegt, und die Gläubigen sind hineingeraten.
  • Gott hat eine drückende Last auf die Gläubigen gelegt
  • Gott hat Menschen über den Kopf der Gläubigen reiten lassen. Das setzt voraus, dass der Kopf ziemlich weit unten ist, sonst kann man nicht drüberreiten, und es besagt, dass es nicht klug ist, in diesem Moment den Kopf zu heben.
  • Die Gläubigen sind in Feuer und Wasser gekommen, was allerdings nicht bedeutet, dass das Wasser das Feuer gelöscht hat und damit alles wieder gut war. Sondern die waren in Lebensgefahr durch Verbrennen und Ertrinken. Hintereinander. Gleichzeitig ist das schwierig.

Und alle diese Beschreibungen sind im Plural. Der Autor hat sie zwar miterlebt, er war dabei, aber getroffen hat es die ganze Gemeinde. Damit natürlich auch den Autor.

Was der Autor macht

Ab jetzt ist es mit „wir“ vorbei, jetzt kommt „ich“. Der Autor erzählt jetzt, was er gemacht hat und was er erlebt hat. Natürlich immer noch in Bezug auf die Erhöhung des Salzgehaltes der Gemeinde.

Immernoch in Bezug auf die Netze, die Reiter, die Last, das Feuer und das Wasser.

13 Ich will eingehen in dein Haus mit Brandopfern, will dir erfüllen meine Gelübde,

14 zu denen sich meine Lippen aufgetan haben und die mein Mund ausgesprochen hat in meiner Not.

Die Not des Autors hat jetzt natürlich zu tun mit dem, was die ganze Gemeinde erlebt hat. Seine Not war die Not der ganzen Gemeinde:

  • Vielleicht war Krieg, und das traf natürlich alle.
  • Vielleicht war Dürre oder Hungersnot, das betraf natürlich auch den Autor.
  • Vielleicht gab es eine Seuche oder eine Insektenplage, eine Inflation wie 1923 oder eine Königin wie Isebel, die versuchte, alle Gläubigen auszurotten.

Und in dieser Not hat der Autor ein Gelübde getan. Er hat Gott versprochen: Wenn die Sache so und so ausgeht, dann mache ich dies und das.

Jetzt kommt zuerst, was er Gott versprochen hat. Was er wollte, wie die Sache ausgeht und wie sie dann auch ausgegangen ist, das kommt später.

Also: Was hat der Autor Gott im Falle eines guten Ausgangs versprochen?

15 Brandopfer von Mastvieh will ich dir opfern zusammen mit Opferrauch von Widdern; Rinder mit Böcken will ich zubereiten. //

Und da ist jetzt alles falsch.

Das ist nicht das, was man an dieser Stelle zu erwarten hätte.

Man hätte hier ein Gelübdeopfer erwartet, denn schließlich hatte der Autor Gott ja ein Gelübde getan. Und für ein Gelübdeopfer wird nur ein Teil des Fettes auf dem Altar verbrannt, und den Rest vom Tier bekommt der Opfernde zurück, um es mit seinen Angehörigen oder Freunden oder mit all denen, die auch dem Gelübde oder den Umständen betroffen waren, zu essen und dabei zu feiern, dass Gott geholfen hat.

Man hätte auch ein Dankopfer erwarten können, dass der Autor Gott dankt dafür, dass die Sache gut ausgegangen ist. Aber ein Dankopfer geht technisch genauso wie ein Gelübdeopfer.

Was er hier macht, ist aber ein Brandopfer. Dabei wird das ganze Opfer verbrannt. Niemand außer Gott bekommt etwas. Das ist ein Zeichen für die Hingabe des Opfernden an Gott.

Also das Opfer ist technisch ein falsches.

falsche Zahl

Dann ist die Zahl falsch. Es geht nicht, dass ein Einzelner Gott eine ganze Herde opfert.

Denn dann wäre der Reiche ja gegenüber dem Armen in einem ungerechten Vorteil, und der Reiche könnte sozusagen einen größeren Segen von Gott kaufen, weil er mehr Tiere opfern kann. Vor Gott sind aber der Arme und der Reiche gleich, und auch wenn es eine Ausnahmeregelung für besonders arme Menschen gab, so wurden in der Regel die Opfer nach Anzahl der Personen und nicht nach Anzahl der Goldbarren gegeben.

Falsche Tiere

Und dann sind das hier die falschen Tiere.

Der Widder, den der Autor in Opferrauch verwandeln wollte, durfte als Brandopfer nur vom Hohepriestern, Stammesfürsten oder dem Volk als ganzem gebracht werden, nicht aber von einer Einzelperson.

Der Ziegenbock steht ebenfalls nur Stammesfürsten als Opfertier zu, und die haben dann natürlich für ihren ganzen Stamm geopfert und nicht für ihr Privatvergnügen.

Fazit

Wir haben also das technisch falsche Opfer, eine falsche Zahl an Tieren und eben auch falsche Tiere.

Der Autor hat folglich gar nicht für sich selber geopfert, sondern er hat stellvertretend gehandelt für die ganze Gemeinde. Bezahlt hat er natürlich selber.

Und da wir über die geschichtlichen Zustände in Israel aus der Bibel ja ganz gut informiert sind, können wir uns denken, dass die meisten Gläubigen überhaupt nicht daran dachten, Gott ein Opfer zu bringen, nachdem das Unheil vorbei war.

Und schon gar nicht werden die Gläubigen während der entsetzlichen Zeit Gott versprechen, ihm hinterher mehr Hingabe zur Verfügung zu stellen.

Oder anders gesagt: Die meisten Gläubigen wären bei der Salzaktion durchgefallen.

Die meisten Gläubigen hätten den Test nicht bestanden.

Das haben wir im Alten Testament im großen Stil bei den 40 Jahren in der Wüste und bei der Wegführung des ganzen Volkes ins Exil. Das sind zwei Beispiele, wo Gott deutlich macht, dass die große Mehrheit der Gemeinde die Prüfung nicht bestanden hat.

Und weil der Autor das natürlich nicht wollte – denn wer soll der Welt das Heil bringen, wenn die Gemeinde im großen Stil ausfällt – wer soll denn Licht der Welt sein, wenn die Leuchtkraft der Gemeinde versiegt –

darum hat der Autor stellvertretend für die Gemeinde alle diese Opfer dargebracht.

Und sein Gelübde war: Wenn Du, Gott, die Gemeinde nicht durchfallen lässt, dann werde ich als Zeichen der Hingabe der Gemeinde an Dich Brandopfer für die Gemeinde opfern.

Also ich werde mich praktisch hingeben für die Gemeinde.

Die Bibel nennt das „in den Riss treten“, auf deutsch sagen wir „in die Bresche springen“.

Und jetzt, nachdem der Autor erzählt hat, was er gemacht hat, erzählt er auch, was Gott gemacht hat. Und da darf man gespannt sein:

  • Hat Gott ihn seine EC-Karte wiederfinden lassen?
  • Hat Gott es regnen lassen?
  • Hat Gott die Feinde besiegt?

Was Gott gemacht hat

16 Kommt, hört zu, alle, die ihr Gott fürchtet, dass ich erzähle, was er an meiner Seele getan hat.

17 Zu ihm rief ich mit meinem Munde, und Erhebung <seines Namens> war unter meiner Zunge.

Die Erhebung von Gottes Namen war nicht auf seinen Lippen. Sondern sie war unter seiner Zunge.

Während der Not war er so sicher, dass Gott es richtig machen würde, dass er das Gotteslob schon bereit hielt. Er rechnete fest damit, dass er es in Kürze brauchen würde.

18 Wenn ich es in meinem Herzen auf Götzendienst abgesehen hätte, so würde der Herr nicht hören.

Götzendienst meint hier nicht, dass der Autor Baal oder Astarte oder irgendeinen anderen Götzen angebetet hätte. Auf so eine Idee wäre so ein frommer Mann sowieso nicht gekommen.

Sondern Götzendienst meint, dass es dem Autor bei seinem Gebet tatsächlich um Gott ging und nicht um des Autors eigenes Geld. Habsucht ist bekanntlich Götzendienst.

Wenn der Autor also gebetet hätte: „Oh Gott, rette die Gemeinde, damit es mir hinterher gut geht!“, dann wäre es ihm nicht um Gott gegangen und um den Willen Gottes, nämlich dass das Licht der Welt wieder hell scheint, sondern dann wäre es ihm um seine Eigeninteressen gegangen.

Und sowas ist unlauter.

Man kann Gott für die Eigeninteressen bitten. Aber nicht unter dem Deckmantel des Segens für die Gemeinde.

19 Doch Gott hat gehört, er hat geachtet auf die Stimme meines Gebets.

20 Gepriesen sei Gott, der nicht verworfen hat mein Gebet noch seine Gnade von mir <zurückzieht>!

Und was Gott jetzt eigentlich gemacht hat, erfahren wir nicht.

Also ob Gott es hat regnen lassen. Oder ob Gott die Feinde vertrieben hat.

Wir erfahren es an dieser Stelle nicht, weil das schon in Vers 8 und 9 stand:

8 Preist, ihr Völker, unseren Gott, und lasst hören den Klang seines Lobes;

9 der unsere Seele zum Leben bringt und nicht zugelassen hat, dass unsere Füße wankten!

Gott hat die Gemeinde den Test bestehen lassen, weil ein Einziger ihn darum gebeten hat. Und der Eine hat Gott nicht nur darum gebeten, sondern er hat so einen Nachdruck hinter die Sache gelegt und hat sich die Sache ordentlich was kosten lassen und wusste offenbar zu begründen, dass doch die Gemeinde nicht kaputt gehen darf, denn wer soll dann Licht der Welt sein –

also der hat Gottes Interessen zu seinen eigenen gemacht, der hat Gottes Interessen so ernst genommen, dass Gott ihn erhört hat.

Denn die Völker sollen Gott loben, weil die Gemeinde aus dem Salztest lebendig wieder rausgekommen ist.

Wir haben hier also einen Psalm, wo einer die Größe und Bedeutung der Gemeinde vor Augen hat und daraus die Konsequenzen zieht.