Psalm 103,12 Warum Eskimos nicht in den Himmel kommen
12 So fern der Osten ist vom Westen, hat Gott von uns entfernt unsere Vergehen.
Das klingt jetzt erstmal ganz nett. Denn da, wo ich bin, ist ja nie Osten und ist ja nie Westen. Sondern der Westen ist auf der einen Seite von mir, und gedacht ist hier in dem Psalm an den westlichen Horizont – und damit ist der Westen ziemlich weit weg von mir. Und der östliche Horizont ist auch ziemlich weit weg von mir, aber in die andere Richtung.
Und wenn ich jetzt nach Osten gehe, dann bleiben der Osten und der Westen immer gleich weit von mir entfernt. Wenn ich nach Osten gehe, kommt mir der östliche Horizont nicht näher.
Und so ist der Gedanke in diesem Vers ganz schön, denn da Westen und Osten niemals zusammen kommen können und immer sehr weit voneinander entfernt sind, darum kann Gott, wenn er mich anschaut und ich im Westen stehe, meine schlechten Angewohnheiten nicht sehen, denn die sind im Osten. Darum kann mein Verhältnis zu Gott auch ganz offen und frei sein, denn Gott sieht ja nur mich, meine Charakterschwächen sieht er ja nicht.
Den Einwurf, dass Gott schielt und darum doch beides gleichzeitig sehen kann, habe ich jetzt gar nicht gehört.
Und ebenso, wenn Gott mal im Osten seinen Dachboden aufräumt und da meine Fehler findet, weiß er nicht, dass sie zu mir gehören, denn mich kann er ja nicht gleichzeitig sehen, ich bin ganz weit im Westen.
Das ist also das, was dieser Vers eigentlich sagen will: Wenn Gott mit mir in Beziehung tritt, ist meine Unheiligkeit kein Thema. Gott kann sie dann nämlich nicht sehen.
Was jetzt aber die Eskimos angeht: Wenn man am Nordpol steht, sind Osten und Westen ein Punkt. Da sind ich und meine Unfähigkeit in Sichtweite.
Man kann natürlich auch behaupten, wenn man am Nordpol steht, gibt es Osten und Westen gar nicht und Norden auch nicht, sondern egal in welche Richtung man vom Nordpol aus schaut, man schaut immer nach Süden.
Wie auch immer, am Nordpol und am Südpol funktioniert dieser Vers nicht.
Aber ansonsten erklärt der Vers ganz schön, dass Gott, wenn er sich mit mir beschäftigt, alles das nicht sehen kann, was Gott an mir beleidigen würde: Es ist nämlich entsorgt worden. „Verklappung“ nennt man das, wenn man das mit Atommüll macht.