Psalm 96 – es gibt nur einen (Rudi Völler)
Wenn Sie ein Gewohnheitstier sind und es bleiben wollen, dann hören Sie sofort auf zu lesen.
Nehmen Sie zusätzlich einen Edding und schwärzen Sie den Psalm 96 in Ihrer Bibel, oder entfernen Sie das entsprechende Blatt mittels Schere, Cuttermesser oder roher Gewalt.
(Ausnahme: Wenn Sie Ihre Bibel auf dem Smartphone haben, lassen Sie das mit dem Edding.)
Der Psalm 96 erklärt das Alte für abgeschafft und erklärt Ihnen das Neue – selbstverständlich in der Erwartung, dass Sie Ihr Leben jetzt nach diesem Neuen ausrichten.
Wenn man Ihnen erzählen würde, dass es jetzt eine neue Bundesregierung gibt und wer ihr angehört, dann hätte das keine Auswirkungen auf Ihr Handeln und Denken. Sie werden auch danach Ihren Kaffee immer noch mit Milch trinken. Die Information ist vielleicht irgendwo in Ihrem Hirn wichtig, aber sie hat keine Auswirkung auf Ihr praktisches Leben.
Anders hier im Psalm 96 – hier bekommen Sie die Informationen zu dem Zweck, dass Ihr Leben sich grundsätzlich verändert.
Die Aufforderung an den Leser
Der Psalm beginnt mit der Aufforderung an die Leser oder Hörer, sich musikalisch neu zu orientieren:
1 Singt dem HERRN ein neues Lied, singe dem HERRN, ganze Erde!
Wenn Sie das neue Lied noch nicht kennen, werden Sie es lernen müssen.
Denn das alte Lied können Sie nicht mehr singen. Es ist nicht mehr zutreffend. Es passt nicht mehr in die Zeit. Es ist unmodern geworden.
Und im Grunde können Sie froh sein: Sie müssen das alte Lied auch nicht mehr singen.
Natürlich gibt es jede Menge Leute, denen ist ihr altes Elend lieber als die neue Hoffnung.
Denn das alte Elend kennen sie. Daran sind sie gewohnt. Ihre ganzen negativen Gedanken und Erwartungen kennen die seit Jahrzehnten. Darin ist man zu Hause. Und da weiß man, was man hat.
Aber das Neue? Wer weiß, wie das ist. Und ob man überhaupt darin heimisch wird. Hinterher fühlt sich das dann komisch an. Ist so ungewohnt.
Die negativen Gedanken, die laufen automatisch. Seit Jahrzehnten. Aber das neue Lied müsste man einüben. Das hört sich anstrengend an.
Allerdings bekommen Sie beim Beibehalten des Alten das Problem, dass Ihr Leben nicht mehr mit der Realität übereinstimmt. Es gibt eine neue Wirklichkeit, aber Sie tun so, als wenn die alte noch gültig wäre.
Ist sie aber nicht.
Also funktioniert das alles irgendwie nicht mehr so richtig. Es gibt eine Disharmonie im Leben. Eine Existenz mit Wackelkontakt.
Wenn Ihr Verhalten nicht zur Wirklichkeit passt, wird es seltsam. Oder albern.
Denn das neue Lied wird deshalb verlangt, weil sich die Wirklichkeit geändert hat. Es gibt einen tiefen Grund für die Forderung nach dem neuen Lied.
Der Text des Liedes
Über die Melodie des Liedes brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Es ist etwas von den Beatles. Der Text ist schwierig. Denn der Text ist durch und durch positiv. Kein Liebeskummer, kein Abschied, kein Unverständnis.
2 Singt dem HERRN, preist seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag sein Heil!
3 Erzählt unter den Nationen seine Herrlichkeit, unter allen Völkern seine Wundertaten!
Natürlich kommt es etwas komisch, wenn Sie den Nationen erzählen, sie hätten da in einem alten Buch mal etwas über Gottes Wundertaten vor Jahrtausenden gelesen, und das sei wirklich prickelnd gewesen, die Nationen sollen doch auch mal in dem alten Buch lesen.
Es wirkt albern, wenn man sagt, man habe in einem alten Buch von Gottes Herrlichkeit gelesen (oder noch schöner: man habe eine Predigt gehört über Gottes Herrlichkeit, die in einem alten Buch beschrieben wird), und jetzt sollen die Nationen doch auch mal in dem alten Buch lesen.
Der letzte Bericht über Gottes Herrlichkeit in dem alten Buch stammt übrigens von vor 2000 Jahren.
Wenn man also nur etwas gehört oder gelesen hat, ist man als Sänger dieses Liedes vielleicht fehlt am Platz. Wenn Sie kein Zeuge sind, sollten Sie lieber nichts bezeugen. Denn schon Hiob war der Mangel am Hörensagen bekannt: Hiob 42,5
5 Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen.
6 Darum verwerfe ich <mein Geschwätz> und bereue in Staub und Asche.
Man soll etwas verkünden, man soll etwas erzählen, aber das setzt natürlich voraus, dass man tatsächlich etwas zu erzählen hat und nicht nur eine Buchbesprechung von sich gibt.
Die Begründung, sozusagen
Jetzt kommt, warum Sie den Nationen diese Dinge mitteilen sollen.
Und weil wir hier über gute und wunderbare Sachen sprechen, muss die Frage also sein: Was haben die Nationen davon?
4 Denn groß ist der HERR und sehr zu loben, furchtbar ist er über allen Göttern.
5 Denn alle Götter der Völker sind Götzen, der HERR aber hat den Himmel gemacht.
Die Götter waren damals das größte und mächtigste, was man sich denken konnte. Sie waren mächtiger als Könige, denn die Könige waren auf die Gunst der Götter angewiesen.
In unserer Kultur haben die Götter keine große Macht mehr. Sie können unser Leben nicht signifikant beeinflussen.
Aber wenn Sie Sternzeichen Fische mit Aszendent Fische sind, dann können Sie Ihr Leben abschreiben und Ihre Zukunft vergessen. Selbst wenn eine schwarze Katze von links kommend Ihren Weg kreuzt – links ist die böse Seite! – kann das die Sache auch nicht mehr schlimmer machen.
Oder wenn Sie nicht auf Ihr Karma geachtet haben. Wenn das Karma dann zuschlägt, dann haben Sie keine Chance.
Nein, wir haben keine mächtigen Götter mehr, die unsere Lebensfreude unterdrücken. Wir haben den Klimawandel. Der Klimawandel ist wahnsinnig stark. Er befiehlt, was wir einkaufen dürfen und was nicht, und ob nach Thailand fliegen dürfen oder doch nur in die Rhön. Der Klimawandel begegnet uns, wenn wir den Fernseher anmachen oder andere Medien. Das Wetter ist so wegen des Klimawandels und die Inflation, und die Tigermücke bedroht uns wegen des Klimawandels, und unsere Heizung dürfen wir auch nicht behalten.
Nein, wir haben keine mächtigen Götter mehr, wir haben den Klimawandel, und wir werden alle sterben, und die letzte Generation ist schon geboren.
Und wenn Sie sich mit Vorliebe von Facebook, TicToc, Instagramm oder Whatsapp den Tag vermiesen lassen – das war das alte Lied. Die Götter des sozialen Medientums mussten einen sozialen Abstieg hinnehmen. Denn sie stehen für Meinung, Gott aber steht für Wahrheit.
Und wer glaubt, man müsse sich Sorgen machen, weil Herr Trump wieder Präsident wird oder weil Herr Putin die Ukraine erobert oder wegen dem, was Herr Netanjahu macht oder die Hisbolla – nein, muss man nicht. Erstens sind die alle 1000 Kilometer weit weg, und zweitens ist Gott Gott und keiner von den oben genannten. Die sind alles nur Menschen. Die sind alle Abhängige.
Und wenn man nachts nicht schlafen kann vor Sorgen – wer ist jetzt eigentlich der Mächtige? Die Sorgen oder Gott?
Wer hat denn nun eigentlich das Sagen? Die Angst oder Gott?
Die beiden einzigen, die über Ihr Schicksal entscheiden können, sind Sie und Gott. Natürlich kann ich Herrn Trump Macht über meine Gefühle einräumen. Ich bin ein freier Mensch. Aber im Sinne Gottes ist das nicht. Gott will, dass er die Macht über unsere Gefühle und Gedanken hat. Denn so ist nun mal die Realität: Gott ist die stärkste und beste Instanz auf dieser Welt.
Das ist die gute Nachricht an die Völker. Die dürfen teilhaben an etwas, was die Gläubigen schon haben: an eindeutigen Machtverhältnissen, die nur positiv sind.
Man ist nicht mehr Opfer von unbekannten Mächten und nicht einzuschätzenden Einflüssen.
Und übrigens: Gott ist hoch zu loben. Steht in Vers 4. Ich kenne eine ganze Menge Leute und viele Einflussfaktoren, die nicht hoch zu loben sind.
Und die positiven Machtverhältnisse werden dadurch beschrieben, dass Gott auch der Erfinder der Welt ist. Weder hat der Teufel den Himmel gemacht noch ein Sternzeichen. Kein Politiker hat den Himmel gemacht und kein Klimawandel.
Gott hat die Welt erfunden, und daraus folgt die folgende positive Tatsache:
6 Majestät und Pracht sind vor seinem Angesicht, Stärke und Herrlichkeit in seinem Heiligtum.
Man muss richtig lesen: Da steht nicht: Regeln und Pflicht sind in seinem Heiligtum. Nicht Grauen und Entsetzen sind vor seinem Angesicht.
Nur für mich
Nun wurde dieser Psalm ja in Israel geschrieben. Der Autor gehörte zum auserwählten Volk, und man hätte also sagen können: Wir sind ja erlöst, wir sind von Gott erwählt, wir sind gesegnet, damit ist ja alles gut.
So wie es heutzutage Christen gibt, die sich nur um die Frage drehen, ob sie selbst gerettet sind.
Aber so macht dieser Psalm das nicht.
Weil das nämlich nichts mit dem Willen Gottes zu tun hätte.
Denn Gott hatte schon dem Abraham mitgeteilt, dass durch ihn alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen. Das war Gottes Absicht. Und ist es immer noch.
Und der Psalm greift jetzt dem vor, was mit Jesus gekommen ist. Dass nämlich Jesus alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden.
Und das sollen die anderen Völker anerkennen. Weil sie sonst neben der Realität her leben. Und weil sie sonst zentrale, wichtige und schöne Dinge verpassen:
7 Gebt dem HERRN, ihr Völkerstämme, gebt dem HERRN Ehre und Macht!
8 Gebt dem HERRN die Ehre seines Namens! Bringt Opfer und kommt in seine Vorhöfe!
9 Betet an den HERRN in heiliger Pracht! Erzittere vor ihm, ganze Erde!
10 Sagt unter den Nationen: Der HERR ist König! Ja, fest steht die Welt, sie wird nicht wanken. Er wird die Völker richten in Geradheit.
Weil Gott das Gute und den Segen für alle und alles will, darum werden die Völker auch nicht beschimpft oder zurechtgewiesen, sondern sie werden eingeladen. Sie dürfen an dem teilhaben, was die Gläubigen schon lange haben. Sie sollen nicht bestraft werden und nicht in den Senkel gestellt.
Die Völker sind auch nicht zweitrangig oder haben weniger Rechte. Sie dürfen in die Vorhöfe des Tempels wie alle anderen. Gott nimmt ihre Opfer genauso an wie die der Israeliten. Es gibt keine Zweiklassengesellschaft. Alle sitzen in der ersten Reihe. Es gibt niemanden, der ganz hinten sitzen muss.
Die Fülle des Segens ist für alle. In diesem Sinne hat Gott keine Lieblingskinder. Dein Glaube hat Dir geholfen, nicht irgendeine Stellung.
Sie lesen nicht
Nun wird man in Ägypten diesen Psalm nicht lesen, und in Babylon auch nicht. Es liegt also nahe, dass die Zielgruppe dieses Psalms gar nicht Leute sind, die man nur mit dem Flugzeug erreicht, sondern die, die im Gottesdienst sitzen und den Psalm hören.
Die, die im Gottesdienst sitzen, die sollen zur Kenntnis nehmen, dass ein neues Lied zu singen ist, und dass man die anderen zum Mitsingen einladen kann.
Die, die im Gottesdienst sitzen, sollen sich darauf besinnen, wer nun eigentlich die Macht hat und wer nicht.
Aber natürlich: Wenn man die anderen zum Mitsingen einladen will, muss man das Lied erstmal selbst können.
Denn, wie gesagt: Die anderen lesen nicht in dem alten Buch. Die müssen die Musik hören. Die neue.
Es wird spuky
Zum Schluss der Psalms wird es nun sehr seltsam: Die Erde krawallt rum, die Bäume eskalieren und die Kartoffeln drehen durch.
11 Es freue sich der Himmel, und es jauchze die Erde! Es brause das Meer und seine Fülle!
12 Es frohlockt das Feld und alles, was darauf ist! Auch alle Bäume im Wald sollen jubeln
13 vor dem HERRN! Denn er kommt, denn er kommt, die Erde zu richten. Er wird die Welt richten in Gerechtigkeit und die Völker in seiner Wahrheit.
Wir kennen das aus Römer 8 (19-22), dass die gesamte Schöpfung auf die Erlösung wartet. Sie sind also nicht die ersten, die diesen Psalm gelesen haben. Paulus hat ihn auch gekannt.
Allerdings kann uns das im Moment egal sein. Ob die Schöpfung nun auf die Erlösung wartet oder nicht: Ich werde morgen meinen Kaffee mit Milch trinken.
Die Botschaft für uns ist: Die Erlösung ist als eine totale Erlösung gedacht.
Allumfassend.
Vollständig.
Komplett.
Wenn Gott uns erlösen will, dann will er das nicht teilweise machen. Ein bisschen. Abschnittsweise.
Einen Lebensbereich erlösen, aber den anderen Lebensbereich ignorieren.
Da, wo es einfach ist: erlösen. Da, wo es schwierig wird: eher nicht.
Der Teufel ist ganz und gar besiegt und nicht nur partiell.
Die Gläubigen, die mit der Erlösung ja schon dran sind – im Gegensatz zu den Unken und den Eulen – die sollen ganz erlöst werden.
Das Ziel ist die ganze Freiheit, nicht eine Lockerung der Umstände der Gefangenschaft.
Jubel, Trubel, Dings
Was jubeln die sich hier nicht einen zusammen! Denn die Zukunft wird gut.
Davon gehen die hier aus. Denn Gott ist hoch zu loben. Das steht in Vers 4.
Das Dumme ist, dass Gott nicht in Zuständen denkt, sondern in Prozessen.
Gott schafft nicht statische Punkte, und dann ist das so, wie das ist, und nichts bewegt sich mehr.
Vers 13 beschreibt Gott als den Kommenden, nicht als den Angekommenen.
Die Erschaffung der Zukunft ist ein Prozess, kein Knall.
1.Kor 13,13
13 Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die Größte aber von diesen ist die Liebe.
Aber der Glaube und die Hoffnung sind auch nicht schlecht.
Es gibt einen berechtigten Anlass für Glaube und Hoffnung: Gott kommt.
Und er ist hoch zu loben.