Psalm 72 – ein unwahrer Psalm
Dieser Artikel erklärt, warum alles gut wird, obwohl es ganz anders aussieht.
Die Überschrift vom Psalm 72 verführt dazu, zu denken, dieser Psalm handele über den König Salomo. Aber wenn man ihn genau liest, handelt er von einen der Nachfolger von König Salomo, nämlich von Jesus. Vom König der Welt. Von dem, der jetzt auf dem Thron sitzt. Er ist also ein messianischer Psalm.
Die zentrale Aussage des Psalms ist: Der große König ist dazu da, dass er alles gut macht. Dass er alles in Ordnung bringt.
Der Tenor ist: Jesus macht alles gut, er bringt alles in Ordnung. Aber wenn man sich in dieser Welt umschaut, dann stimmt das doch irgendwie gar nicht.
Und wenn man sich im Leben der Gläubigen umschaut, dann stimmt es doch auch nicht.
Ich habe ja schon mal darauf hingewiesen, dass die Christen nicht weniger Autounfälle haben als die Ungläubigen, und dass die Christen nicht weniger Krankheiten kriegen als die Moslems, und dass bei den Christen nicht weniger Kinder sterben als bei den Atheisten.
Wenn Jesus alles gut macht und alles in Ordnung bringt, wie macht er das dann?
Oder wenn ich mal die Frage des Ungläubigen übernehme, die ja aber auch die Frage des Gläubigen ist, nur der traut sich nicht, sie so laut zu stellen: Warum tut Gott nichts dagegen?
Wir haben also ein Ereignis, und zwar ein Schlimmes. Und die Forderung des Menschen lautet jetzt, dass das Ereignis den Gläubigen gar nicht erst zu treffen habe. Der Punkt, an dem Gott eingreifen soll, ist bevor das Ereignis den Gläubigen überhaupt erreicht.
Oder, wenn eben der Ungläubige fragt: Gott soll eingreifen, bevor das Ereignis überhaupt beim Menschen ankommt.
Aber es ist äußerst selten und nur die Ausnahme, dass Gott im Leben der Gläubigen das Eintreten eines Ereignisses verhindert. Viele der angeblichen Bewahrungen, von denen Christen immer wieder gerne erzählen, sind nichts anderes als der natürliche Gang der Dinge und sind einfach der Tatsache geschuldet, dass der betroffene Mensch sich vorher die schlimmsten Szenarien ausgemalt hat, wie die Sache ausgehen kann, und wenn die Turbokatastrophe dann nicht eintritt – die aber sowieso nur in seinem Kopf existiert hat – dann spricht er von göttlicher Bewahrung. In Wahrheit gab es gar keine Bewahrung, weil es überhaupt nicht vorgesehen war, dass das Horrorszenario überhaupt eintritt.
Normalerweise greift Gott nicht an diesem Punkt ein, wo man das gerne hätte, und das ist ja auch, was der Ungläubige Gott vorwirft. Da erkennt der Ungläubige manchmal mehr von Gottes Tätigkeit als der Gläubige.
Sondern: Wenn der aktuelle Throninhaber im Himmel den Unterdrücker zertritt, dann macht er das, indem er bei den Auswirkungen des schlimmes Ereignisses eingreift.
Jesus nimmt dem Bösen die Macht nicht im Ereignis, sondern in den Auswirkungen.
Der Sieg Jesu bedeutet, dass er dafür sorgt, dass alle Ereignisse unseres Lebens zu unserem Vorteil sein müssen. Und dass es hinterher besser ist als vorher.
Natürlich ist das alles nicht wirklich neu. Schon dem Josef, Sohn von Jakob, hat Gott die Entführung nicht erspart, das Sklavensein nicht erspart, das Gefängnis nicht erspart, und dass er dann für das ganze ägyptische Volk verantwortlich war, hat Gott ihm auch nicht erspart.
Aber schon in den Ereignissen und während den Ereignissen war Josef immer der Gesegnete, und am Ende hat Gott alles viel besser gemacht, als wie es am Anfang war.
Ähnliches bei Hiob. Die ganzen Ereignisse hat Gott ihm nicht erspart, aber am Ende hat Hiob gesagt, dass er in der Gesamtabrechnung durch die Ereignisse gewonnen hat, nicht verloren.
Und bei Hiob sehen wir auch, dass Vertrauen zu Gott ein unglaublich wichtiger Faktor ist, damit Gott tatsächlich in unserem Leben eingreift und den Unterdrücker zertritt.
Der Ungläubige wird das natürlich nicht sehen. Der Ungläubige schaut nur bis zum Ereignis, und wenn das Ereignis eingetreten ist, das Erdbeben gebebt ist, das Kind gestorben ist, der Krieg ausgebrochen ist, dann gibt der Ungläubige Gott auf. Gott macht ja nichts. Doch, macht er, aber nicht an der Stelle, wo der Ungläubige ihm das vorschreiben will.
In Psalm 72 steht des langen und des breiten, dass Jesus gekommen ist, um alles gut zu machen und alles in Ordnung zu bringen.
Und die Zeichnung neben diesem Text ist dazu da, dass man versteht, dass der Sieg Jesu über das Böse nicht in der Vermeidung bestimmter Ereignisse ist, denn dann wäre der Sieg nicht besonders groß.
Sondern der Sieg Jesu manifestiert sich in der Veränderung der Auswirkungen. Dass dem, der Gott liebt, alle Dinge zu seinem Vorteil dienen müssen. Und diese Art des Sieges ist viel größer, denn hier wird das Böse nicht verhindert, sondern umgedreht. Ad absurdum geführt. Verwandelt. Umgepolt.
Das ist der Sieg Christi. Dass der Teufel machen kann, was er will, aber er wird nicht gewinnen.