Psalm 132 kalkulierbare Folgen von Willkommenskultur
In diesem Psalm geht es darum, ob Gott in der Gemeinde willkommen ist und welche Folgen das hat, wenn es so ist.
Der Psalm beginnt damit, dass erzählt wird, wie David unbedingt wollte, dass Gott einen Platz innerhalb der Gemeinde bekommt, der Gott auch tatsächlich als Mittelpunkt der Gemeinde erscheinen lässt. Und da die Person Gottes oder die Anwesenheit Gottes durch die Bundeslade symbolisiert wurde, brauchte man also vor allem einen festen Ort für die Bundeslade.
Vorher wurde die Bundeslade in verschiedenen Formen der Stiftshütte aufbewahrt. Zum Schluss hören wir von Eli und seinem Azubi Samuel. Aber wir hören nie davon, dass diese von Eli verwaltete Hütte wirklich Mittelpunkt der Gemeinde war, sondern wir hören eher von Korruption und Gottlosigkeit.
Deshalb hatte Gott dem Eli und seiner Familie gekündigt, und die Bundeslade wurde von den Philistern geklaut. Nachdem die Philister sie zurückgebracht hatten, stand die Bundeslade 20 Jahre lang in einer Scheune in Kirjat-Jearim.
Also Gott war in einer Abstellkammer gelandet. Soviel zu der Frage, ob Gott willkommen ist.
Nun wusste man aus dem Gesetz, dass Gott sich eines Tages einen Platz aussuchen wollte, an dem er in seiner Gemeinde dauerhaft wohnen wollte. Immer wieder ist die Rede von „der Stätte, die der Herr erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen“.
Und diesen Ort gedachte David jetzt zu finden. Den Ort, wo Gott sich wohlfühlen würde. Den Ort, den Gott im Gesetz gemeint hatte, ohne zu sagen, wo der genau ist.
Wir wissen aus der Geschichte, dass das ein längerer Prozess war, bis am Ende der Tempel stand, aber hier geht es jetzt nur darum, dass David unbedingt wollte, dass Gott in der Gemeinde willkommen ist und tatsächlich als Mittelpunkt der Gemeinde erscheint.
1 Ein Wallfahrtslied. Gedenke, HERR, dem David alle seine Mühsal!
2 Der dem HERRN schwor, ein Gelübde tat dem Mächtigen Jakobs:
3 »Ich will das Zelt meines Hauses nicht betreten, ich will das Lager meines Bettes nicht besteigen,
4 ich will meinen Augen keinen Schlaf gestatten, keinen Schlummer meinen Augenlidern,
5 bis ich eine Stätte finde für den HERRN, Wohnungen für den Starken Jakobs!«
Das erste Viertel dieses Psalms berichtet also über die Motivation Davids, den angemessenen Platz für Gott innerhalb der Gemeinde zu finden.
Jetzt kommt ein Satz, der uns darüber informiert, dass David in Bethlehem, wo sein Familiensitz war, vom Schicksal der Bundeslade gehört hatte, und dass er die Bundeslade in Kirjat-Jearim, also im Gebiet Jaars, gefunden hatte. In der Scheune.
6 Siehe, wir hören von ihr in Efrata, wir fanden sie in dem Gebiete Jaars.
Geschichtlich machen wir jetzt einen Sprung. Dass die Bundeslade es mittlerweile bis nach Jerusalem geschafft hat, wird jetzt vorausgesetzt. David hat sie gefunden, und er hat ihr einen Platz zugewiesen. Daraus ergeben sich nun Anweisungen für 3 beteiligte Personengruppen. Nämlich für die Gläubigen, für Gott und für die Priester:
7 Lasst uns einziehen in seine Wohnungen, niederfallen vor dem Schemel seiner Füße!
8 Erhebe dich, HERR, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke!
9 Deine Priester sollen sich bekleiden mit Gerechtigkeit, und deine Frommen sollen jubeln!
Wenn Gott tatsächlich in der Gemeinde wohnt, dann kommt da nur was bei rüber, wenn alle Beteiligten sich angemessen verhalten.
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Wenn wir da hingehen, wo Gott ist. Zweifellos ist Gott in gewisser Hinsicht überall, aber in besonderer Weise ist er nunmal in der Gemeinde. Nun existiert die Gemeinde natürlich durchaus auch, wenn jeder bei sich daheim sitzt, aber das war in Israel genauso. Das Reich Gottes existierte auch, wenn man nicht zum Tempel hinging, und man war auch Teil des Reiches, wenn man daheim war. Aber die optimale Begegnung mit Gott ist gemeinschaftsabhängig. Sie ist nichts für Solisten.
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Es ist schön, dass David Gott willkommen heißt. Aber das reicht nicht. Da müssen ein paar andere mitmachen.
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Wenn die Priester tatsächlich mit Gerechtigkeit bekleidet sind.
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Damals waren die Priester und die anderen Gläubigen zwei getrennte Gruppen von Menschen, heute haben wir das Priestertum aller Gläubigen, der Vers trifft also ebenfalls uns.
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Die Gerechtigkeit, mit der man hier bekleidet sein soll, ist keine finanzielle oder politische Gerechtigkeit, sondern ist ein Freispruch von Gott. Die Priester müssen von Gott freigesprochen sein, und sie müssen diesen Freispruch auch annehmen. Sie müssen sich vor Gott mit einer gewissen Selbstsicherheit bewegen können. Sie können nicht im Auftrag Gottes handeln, wenn sie ständig von Zweifeln geplagt und von Bedenken zernagt sind. Sie sollen Respekt vor Gott haben, aber keine Angst.
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Die Gläubigen sollen jubeln. Seltsamerweise ist Freude das Endziel bei allen Handlungen Gottes. Wir finden das erstaunlicherweise immer wieder, dass nicht irgendwelche Ordnungen oder Richtigkeiten das Ziel der Sache sind und keine religiösen Errungenschaften, sondern wenn die Gläubigen es richtig machen wollen, dann ist ihr Leben voller Freude.
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Der König
Nachdem wir nun alle Beteiligten durch haben, kommt jetzt der Wichtigste. Nämlich der König. Auch hier haben wir im Neuen Bund den Sachstand, dass die Gläubigen ebenfalls Könige sind, da Jesus uns an der Herrschaft beteiligt. Aber wir sind Könige, die von einem anderen König abhängig sind. Insofern ist es wichtig, dass die Sache mit dem Hauptkönig funktioniert. Es ist wichtig, dass Gott akzeptiert, was Jesus macht.
10 Wegen Davids, deines Knechtes, weise nicht ab das Angesicht deines Gesalbten!
11 Der HERR hat David einen Treueid geschworen, er wird nicht davon abweichen: »Von der Frucht deines Leibes will ich auf deinen Thron setzen.
Dass die Gemeinde als Wohnort Gottes bestehen bleibt, oder anders gesagt: Dass Gott bei seinem König wohnen bleiben wird, das hängt an der Tatsache, dass Gott David damals einen Eid gegeben hat. Es hängt also nicht an Gottes Laune und auch nicht daran, dass Gott seine Meinung einfach noch nicht geändert hat, aber er könnte sie jederzeit ändern, und dann wohnt er irgendwo anders und nicht mehr in der Gemeinde.
Nein, dass Gott und sein König zusammen wirken, hängt an diesem Eid.
Unterordnung
Nun ist es allerdings nicht so, dass man sagen kann: „Gott, wohne bei uns, aber halt dich raus und halt deinen Mund“. Wenn Gott bei uns wohnt, dann wohnt der König der Welt bei uns. Jesus sagt Jahrhunderte später „mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden“.
Wenn aber der Mächtigste hier bei uns wohnt, dann können wir keine Partnerschaft mit ihm haben. Dem Mächtigsten gegenüber ist Unterordnung das einzig logische Verhalten. Ohne unsere Unterordnung unter Gott funktioniert das Ganze nicht.
12 Wenn deine Söhne meinen Bund und meine Zeugnisse bewahren, die ich sie lehren werde, so sollen auch ihre Söhne für immer auf deinem Thron sitzen.«
Geografische Entscheidung
Nun wird die Tatsache erwähnt, dass Gott sich die Gemeinde als Wohnort ausgewählt hat. Bisher hieß es ja nur, dass David einen Ort auswählte. Ganz nebenbei erfahren wir, dass David irgendwie den richtigen Riecher gehabt hat und genau den Ort getroffen hat, den Gott gemeint hatte.
13 Denn der HERR hat Zion erwählt, hat ihn begehrt zu seiner Wohnstätte:
14 »Dies ist meine Ruhestatt für immer, hier will ich wohnen, denn ich habe ihn begehrt.
Gott ist also nicht zufällig in der Gemeinde gelandet, weil der Zug hier anhielt und nicht weiterfuhr. Sondern Gott hat sich diesen Wohnort ausgewählt, Gott ist freiwillig hier.
Verknüpfte Verheißungen
Nun wohnt Gott also in der Gemeinde, und damit könnte man es gut sein lassen. Gott wohnt bei uns, wir sind geschützt, weil der Stärkste sich zu uns zählt. Wir können auf seine Solidarität rechnen, und das ist gut so.
Aber das ist für Gott zu wenig. Denn Gott ist nicht nur der Stärkste, er ist ja auch der Liebste. Oder der Barmherzigste. Oder der, der am meisten Licht ist.
Darum gehört zu Gottes Anwesenheit nicht nur eine gewisse Ordnung, sondern auch unglaublich viel Segen und Freude und Glück.
Und zuerst trifft es jetzt die Leute, mit denen man am allerwenigsten rechnen würde, weil sie eigentlich mit der Errichtung der Gottesherrschaft nichts zu tun haben. Wenn man ein Reich aufbauen will, da braucht man Leute mit bestimmten Fähigkeiten.
Der erste Segen trifft jetzt aber diejenigen, die normalerweise zu großen Werken am wenigsten beitragen können, weil sie keine Macht und kein Geld haben und darum eigentlich für große Dinge nicht zu gebrauchen sind.
15 Seine Speise will ich reichlich segnen, seine Armen mit Brot sättigen.
Die Armen sind normalerweise unwichtig, und was Elon Musk macht, bekommt in den Nachrichten mehr Aufmerksamkeit als der Armutsbericht der Bundesregierung. Aber auch die Seligpreisungen in der Bergpredigt richten sich schwerpunktmäßig an die Armen und die Machtlosen.
Und das ist bei Gott das Besondere, dass sein Segen nicht bei den oberen Zehntausend anfängt und sich dann vielleicht, wenns gut läuft, nach unten verteilt, sondern der Segen fängt bei den unteren Zehntausend an. Paulus beschreibt dann im Korintherbrief auch die Gemeinde als solche, wo nicht viele Weise, Mächtige und Edle sind (1.Kor 1,26).
Priesterkleidung
Nachdem die Armen bedient sind, kommen nun wir dran. Die Priester bekommen was zum Anziehen, und die Gläubigen ...
16 Seine Priester will ich bekleiden mit Heil, seine Frommen sollen laut jubeln.
Kleider machen Leute, und an der Kleidung erkennt man, ob einer ein Polizist ist oder ein Bettler, ein Bankangestellter oder eine Königin.
Die Priester Gottes erkennt man daran, dass sie mit Heil bekleidet sind. Also das sieht man. Die tragen nicht kaputt, sondern Heil. Rettung, Autonomie, Sicherheit und Zuversicht ist das, was man bei denen von außen sieht.
Und was die Gläubigen angeht, sind wir mal wieder bei der Freude. Wenn Gott bei seinen Leuten wohnt, ist das das primäre Ergebnis.
Wachsendes Horn
Nun kommt noch, dass da, wo Gott bei seinen Leuten wohnt, auch die Macht des Gesalbten zunimmt. Das wird hier dargestellt durch ein wachsendes Horn. Gottes Macht wird nicht weniger im Lauf der Jahre, sie stagniert auch nicht. Das Horn wächst.
17 Dort will ich das Horn Davids wachsen lassen, habe ich ein Licht zugerichtet meinem Gesalbten.
Das Licht meint hier ein ewiges Licht. Und damit natürlich auch ein ewiges Mittel gegen die Dunkelheit. Das Gute ist da, und es bleibt. In der Gemeinde.
Nochmal Kleidung
Und wer dachte, mit der Bekleidungsfrage sind wir durch, der hat sich geirrt. Denn nun bekommen auch die Feinde etwas anzuziehen. Das haben sie übrigens längst an. Für uns am sichtbarsten trägt das im Moment Herr Putin, aber auch sonst gibt es viele Gelegenheiten, bei denen man die Gottlosen mit diesen Klamotten sehen kann:
18 Seine Feinde will ich bekleiden mit Schande, aber auf ihm wird seine Krone glänzen.«
Das ist dann eben der Unterschied zwischen dem König und denen, die so völlig anders sind als der König.
Zusammenfassung
Der Psalm 132 erzählt davon, wie das ist, wenn Gott in der Gemeinde willkommen ist.
Also erstmal: Wenn Gott willkommen ist, dann kommt er auch. Immer vorausgesetzt, man gibt sich die entsprechende Mühe. Wenn man Tante Gertrud vermitteln will, dass sie willkommen ist, muss man sich ja auch ein bisschen ins Zeug legen.
Wenn Gott dann in der Gemeinde wohnt, dann ist die Gemeinde ein Ort voller Verheißungen und voller Möglichkeiten.
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Die Priester sind mit Heil bekleidet wie der Pilot mit der blauen Jacke.
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Die Gläubigen sind voller Freude, weil sie Grund dazu haben.
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Die wichtigsten Bedürfnisse sind gestillt, somit sind Sorgen ein Job für die anderen.
Das ist also, worüber der Psalm 132 handelt: Ob Gott in der Gemeinde willkommen ist, und welche Folgen es hat, wenn dieses gegeben ist.