Psalm 148 – vermeiden Sie das Lesen!
Sehen Sie, ich möchte Ihnen doch den schönen Psalm nicht kaputt machen.
Wo der doch so harmonisch und allerliebst ist.
Ein Lobpreispsalm!
Auf die Schöpfung und den Schöpfer!
Ja, allerdings, blöd gelaufen, der ganze Psalm spricht von Macht und von nichts anderem als Macht.
Mit keinem einzigen Satz wird die Schöpfung gepriesen, sondern einzig die Machtverteilung wird gelobt und gepriesen und bejubelt.
Und der Psalm weist wenig dezent auf ein paar Defizite unter den Christen hin.
Darum beherzigen sie meinen Rat:
Lesen Sie den Psalm zügig und ohne Nachdenken. Wenn überhaupt.
Versuchen Sie auf keinen Fall, die schwierigen Stellen oder, noch schlimmer, den Zusammenhang zu verstehen.
Am besten lassen Sie den letzten Vers ohnehin weg, denn so können Sie sich die rosa Farbe und die anheimelnde Atmosphäre des Psalms bewahren.
Die Zusammenfassung – dieses Mal weiter vorne
Der Psalm berichtet darüber, wie Gott die Macht auf der Welt verteilt hat. Eigentlich seine Macht, die er aber delegiert hat.
Richtig: Gott übt die Macht nicht selber aus, sondern er hat sie auf zwei Institutionen outgesourced.
Und darum geht es in diesem Psalm: Welches sind die zwei Institutionen, welche die Macht haben?
Überirdisch
In den Versen 1 - 6 wird der Bereich besprochen, auf den Menschen überhaupt keinen Einfluss haben: Die Planeten, die Tiefdruckgebiete und der Bereich der Engel.
Und dieser Bereich wird als ein System beschrieben, eine Ordnung. Und zwar als eine unantastbare Ordnung.
Diesem System, dieser Ordnung hat Gott Macht verliehen.
Und das System selber soll Gott loben, weil Gott dieses System so etabliert hat, dass es einzigartig mächtig ist.
Die Macht dieses Systems besteht daraus, dass niemand an diesem System etwas ändern kann.
- Wir können die Sonne nicht abdunkeln.
- Wir können den Mond nicht bremsen, damit die Monate länger werden.
- Nach wie vor haben wir auf Regen keinen Einfluss und können Dürreperioden nicht verhindern.
- Und auf die Welt der Engel haben wir sowieso keinen Einfluss.
- Und alle grundlegenden Dinge, die auf der Erde geschehen, wie Tag und Nacht und Sommer und Winter, werden von diesem System mit aller Macht bestimmt.
Damit ist das himmlische und astronomische Machtsystem beschrieben, und wir wissen, dass es sehr mächtig ist, und dass es diese Macht von Gott hat.
Das irdische Machtsystem
Jetzt kommt ab Vers 7 das irdische Machtsystem.
Auch hier loben diejenigen, die Teil dieses Machtsystems sind, den Gott, der dieses Machtsystem geschaffen hat.
Da es sich jetzt um das irdische Machtsystem handelt, loben jetzt also alle Bestandteile des Planeten Erde Gott für die Erschaffung dieses Machtsystems und damit auch dafür, wie Gott die Macht verteilt hat. Also wem er sie gegeben hat und wem nicht.
Im Vers 13 soll „Seine Hoheit ist über Erde und Himmel“ noch einmal betonen, dass allein Gott die Macht verteilt und delegiert. Diejenigen, die die Macht haben, haben sie nicht aus Zufall, sondern sie haben die Macht von Gott. Das ist Absicht. Da ist ein Plan hinter.
In Vers 14 kommt dann, wer die Macht auf der Erde nun eigentlich hat. Wem Gott sie verliehen hat. Wer ist der zweite Machtträger nach dem Himmelskörpern?
Der Psalm sagt: Die Macht auf der Erde hat die Gemeinde.
Das war im Alten Testament vor allem eine passive Macht. Wenn die Gemeinde die Dinge einigermaßen richtig machte, dann konnte niemand die Gemeinde besiegen.
Die Gemeinde konnte dann allem standhalten.
Wenn Gott der Gemeinde das gelobte Land versprach, dann konnte die Gemeinde das auch einnehmen.
Wir kennen allerdings die tatsächliche Geschichte des Alten Bundes, und da war es halt sehr oft so, dass die Gemeinde überhaupt keine Lust hatte, diese Macht von Gott anzunehmen und irgendwas damit zu machen.
Die Israeliten haben es dann immer mit ihrer eigenen Macht versucht, und das Ergebnis war entsprechend.
Noch mehr Macht durch Jesus
Dann wurde Jesus angekündigt, und Zacharias hat in seinem Lobgesang schon erkannt, was das bedeutete, bevor Jesus zu sehen war: Lukas 1,69
69 Gott hat uns ein Horn des Heils aufgerichtet im Hause Davids, seines Knechtes,
Das Horn ist das Zeichen für die Macht.
Dadurch, dass Jesus dann gestorben und auferstanden ist, ist die Macht zu uns gekommen.
Das war natürlich schon zu Jesu Lebzeiten sichtbar: Da hatte Jesus die Macht, ganz offensichtlich. Und jetzt, wo Jesus auferstanden ist, hat sein neuer Körper die Macht. Und das ist die Gemeinde.
Der Teufel ist besiegt, das Böse kann überwunden werden – wenn auch durch seltsame Methoden, nämlich durch das Gute.
Und dem Glaubenden ist alles möglich. Ja, das ist Macht!
Und es ist tatsächlich so gedacht, dass alles, was auf der Erde existiert, darüber jubelt, dass die Gemeinde die Macht hat. Denn Paulus hat in Römer 8,19 beschrieben, dass die ganze Schöpfung auf die Offenbarung der Söhne Gottes wartet. Denn auch die restliche Schöpfung ist dem Einfluss des Bösen ziemlich machtlos ausgeliefert.
Die Gemeinde hat also die Macht, als zweites System neben den himmlischen Einflüssen.
Die Zeitkritik
Und sehen Sie: Da liegt das Problem.
Die Gemeinden heutzutage haben die Liebe.
Das ist ja erstmal nicht schlecht und war vom Erfinder auch so gedacht.
Aber Liebe, die keine Macht hat, ist für den Eimer.
Liebe, die nichts durchsetzen kann, ist romantisch und rosa und im Weltgeschehen ziemlich nutzlos.
Hat schon vor Jahrtausenden einer gemerkt.
Der hat deshalb diesen Psalm geschrieben.
Glückwunsch, Unbekannter!