Sacharja 3,9 vier Kilo Natur

Einen Stein legt Gott vor dem Hohepriester hin.

Kein Holz. Verbrennen geht also nicht.

Kein Metall, auch kein Edelmetall. Einschmelzen geht also auch nicht.

Kein Dokument, kein Papier oder sonst irgend etwas Verderbliches.

Vier Kilo (oder drei) ausgesprochen haltbare Natur.

Kein Edelstein. Sonst stände es da.

Kein Grundstein, Eckstein oder ansonsten zentraler Stein eines Bauwerks. Sonst wäre es vermerkt.

Kein gebrannter Stein ( = Ziegel). Man hätte es erwähnt.

Der Ort des Liegens

Der Stein liegt vor dem Hohepriester.

Offenbar, während der Hohepriester im Leitungskreis des Priestergremiums sitzt (siehe Vers 8).

Wozu liegt so ein Stein vor einem Menschen?

Noch dazu: Wozu legt Gott so einen Stein vor einen sitzenden Menschen?

Wenn man einen Becher Eis vor Sie hinstellt, was sollen Sie dann damit machen?

Nun gut, einen Stein kann man nicht essen.

Aber es scheint doch so, als wenn der Stein nicht vor dem Hohepriester liegt, damit der nach 10 Minuten weggeht und ihn liegenlässt. Und ihn nie wieder beachtet.

Hübsch übrigens der Gedanke, dass der Hohepriester über den Stein meditieren soll. Da merkt man dann, wenn jemand das heidnische Denken der modernen Zeit auf die alten Zeiten überträgt. Sich in einen Gegenstand zu versenken, über einen Gegenstand zu meditieren hätte im Alten Bund als Götzendienst gegolten. Und der Buddhismus war erst frisch erfunden.

Steinbehandlung

Man wird also entsprechend dem Text davon ausgehen müssen, dass der Hohepriester

  • den Stein beachten soll
  • den Stein als wichtig einstufen soll (er ist von Gott)
  • auf den Stein aufpassen soll
  • den Stein nicht vergessen soll.

Und dass die anderen Priester (und das Volk, das irgendwann von Sacharjas Reden erfährt) zur Kenntnis nehmen, dass Gottes Stein tatsächlich vor dem Hohepriester liegt.

Und damit nicht vor einer staatlichen oder sonstigen gesellschaftlichen Institution.

Auch nicht vor einer anderen Person: Dem persischen König, dem Statthalter, dem Priester irgendeiner Religion.

Die Göttlichkeit des Steins

Der uns vorliegende Originaltext lässt offen, ob die 7 Augen des heiligen Geistes in dem Stein sind oder auf ihn gerichtet sind.

Das ist aber auch egal.

Wichtig ist, dass dieser Stein in enger und offenbar dauerhafter Beziehung zu Gottes Geist steht.

Damit war er im Alten Bund etwas Besonderes, denn ein dauerhaftes Ruhen des göttlichen Geistes auf etwas Irdischem gab es im Alten Bund nicht. Der Heilige Geist wurde immer nur zeitweise verliehen, in der Regel für einen bestimmten Zweck.

Zudem wird Gott etwas in den Stein hinein gravieren.

Wobei nicht klar wird, ob es die Gravur des Erlösers ist oder die Gravur des Steines (also etwas, das das Wesen des Steins sichtbar macht).

Kommt wahrscheinlich ohnehin auf das Gleiche raus.

Gott legt also einen mit dem Heiligen Geist verbundenen Stein vor den Hohepriester und graviert in den Stein etwas göttliches hinein.

Pfandstein

Der Zusammenhang mit Vers 8 macht deutlich, dass dieser Stein ein Pfandstein ist.

Denn der Vers 9 beginnt mit „denn“, und dadurch wird der Stein zum Garanten dafür, dass der Spross, der Erlöser, kommen wird.

Damit wird der Stein aber zu einem Symbol für das Reich Gottes. Denn der Sohn Davids kommt ja, um das Reich als König zu regieren und die Herrschaft Gottes durchzusetzen.

Weil der Erlöser kommt, darum gibt es diesen Stein.

Weil der Erlöser kommt, darum wird es das Reich geben.

Das Reich Gottes, zwar noch im Rahmen der Natur (also ein Stein, keine Aura), aber von Gott graviert, somit als göttlich gekennzeichnet.

Sehr fest und solide.

Voll heiligem Geist und damit unter Aufsicht und Einfluss Gottes.

Und gleichzeitig mit der Einlösung des Steinpfandes wird die Schuld des Landes mit einem Schlag entfernt.

Zusammenfassung

Das Kapitel 3 und damit die vierte Nachtvision gibt bekannt, dass die Zukunft des Gottesreiches mit dem Priestertum verbunden sein wird.

In Anbetracht der Zustände, die immer wieder (und auch noch zu Sacharjas Zeit) im Priestertums Israels herrschten, hätte man auch etwas völlig anderes erwarten können.

Aber Gottes Pfandstein landet in aller seiner Göttlichkeit vor dem Hohepriester, damit dieser auf ihn achtgibt und aufmerksam darauf wartet, dass der Erlöser und damit das grandiose Gottesreich erscheint.

Nun gut, ist irgendwie daneben gegangen.

Die Hohepriester zur Zeit Jesu haben insbesondere die Vergebung aller Schuld nicht verstanden, und sie haben den Erlöser getötet, als das Pfand eingelöst wurde.

Wenn wir aber im Hebräerbrief lesen, dass Jesus der wahre Hohepriester ist, dann kommt das aus diesem Kapitel, in dem der Hohepriester den Pfandstein mit allem Zubehör bekommt.

Und wenn wir heute etwas haben können wie das „Priestertum aller Gläubigen“, dann hat es ebenfalls damit zu tun, dass Gott das Priestertum in Israel nicht aufgegeben hat, sondern im neuen Reich zu größerer Blüte und zu mehr Macht und Möglichkeiten geführt hat.

Anwendung

Wenn Jesus die Gläubigen auffordert, zu wachen, ist das vergleichbar mit der Aufgabe, die Josua mit diesem Stein bekam.

Gott hat sehr viele Dinge versprochen, kurzfristig oder längerfristig bis ewig.

Man muss sehr aufpassen, dass man sie nicht verpasst.

Man muss hören, geradezu lauschen.

Aber man weiß, dass man nicht umsonst hören und aufpassen wird.

Sie, Sie Leser Sie, können ein solcher Priester sein.

Sie brauchen allerdings keinen Stein mehr, denn Ihr Pfand ist der heilige Geist.

Der Rest ist vergleichbar: Passen Sie auf, dass Sie nicht verpassen, was Gott tun will.