Jesaja 12 Gott historisch erforschen
Habe neulich einen theologischen Vortrag gehört.
Über den aktuellen Stand der historischen Jesusforschung.
Diese Forscher wollen herausfinden, wie dieser Jesus nun wirklich war, ganz sachlich beschrieben, und was er tatsächlich gemacht hat.
Der Vortrag hätte ganz interessant sein können, wurde aber von einer Theologin gehalten (Christine Jakobi), die so langweilig war und den Stoff so dermaßen öde und pseudowissenschaftlich dargebracht hat, dass ich nach der Hälfte aufgegeben habe. Die ersten 45 Minuten habe ich durchgehalten, dann war mein Langeweile-Muskel erschöpft.
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass diese Dame den Knackpunkt als solchen nicht begriffen hatte.
Denn natürlich kann das ganz interessant sein, die nackten Fakten über Jesus herauszufinden.
Und die Theologen, die im Verlauf der Aufklärung damit angefangen haben, haben ja mit Recht gesagt, dass alles, was wir aus den Evangelien über Jesus wissen, gefärbt ist.
Darum unterscheiden sich ja die Evangelien so deutlich, und darum gibt es die gelegentlich beklagten Widersprüche.
Wir haben keine neutralen Darstellungen von Jesus. Wissenschaftler oder sachlich orientierte Biographen haben sich damals in Israel nicht mit Jesus beschäftigt.
Die Darstellung von Jesus in den Evangelien ist von Interessen gesteuert und ist weder sachlich noch objektiv.
Geht auch von Gott
Nun kann man das Gleiche natürlich auch mit Gott machen: Forschung.
Wie ist Gott?
Aus welchem Material besteht Gott, was kann man sachlich tatsächlich über Gott sagen?
Was hat Gott wirklich gemacht, und was wird ihm von den Gläubigen (oder auch seinen Gegnern) nur angedichtet?
Was will Gott in der Tat, was sind seine wahren Ziele und Motive?
Sicher täte man sich mit dem historischen Jesus leichter als mit Gott, weil Jesus damals aus Materie bestand und sich in Zeit und Raum bewegt hat, während Gott keinerlei Eigenschaften hat, mit denen die aktuelle Wissenschaft zuverlässig umgehen kann.
Der Knackpunkt
Nun kann man natürlich mit Recht fragen, warum die Erforschung von Gott oder des historischen Jesus so schlecht funktioniert.
Man könnte die Frage auch an Gott weiterleiten: Warum liefert Gott uns zu diesen Themen so wenig Material? Warum liefert Gott uns so wenig sachliche Informationen und nackte Fakten über sich und seinen Sohn?
Womit wir bei dem Punkt sind, den die Theologin offenbar nicht verstanden hatte.
Denn die sachliche Erforschung von Gott oder seinem Sohn ist völlig sinnlos.
Weil die Bedeutung von Gott nur in der Beziehung entsteht.
Das ist anders als die Bedeutung von Eisen oder Stahl.
Die Bedeutung von Stahl in Stahlbeton oder im Brückenbau ist auch dann gegeben, wenn ich nicht in dem Haus wohne und niemals diese Brücke überquere.
Sogar wenn niemals irgend jemand die Brücke benutzt, nie jemand unter ihr schläft und nie jemand unter ihr durchgeht, hat der Stahl in dieser Brücke eindeutig eine eindeutige Bedeutung.
Gott jedoch (oder Jesus) ist völlig bedeutungslos und sinnlos, wenn ich keine Beziehung zu ihm habe.
Darum ist alle Beschreibung Gottes und seines Sohnes im Alten und im Neuen Testament nur im Zusammenhang mit der Beziehung zum Menschen gegeben.
Gott oder Jesus werden niemals ohne Bezug zum Menschen beschrieben.
Auch werden uns nur die Handlungen Gottes beschrieben, die in Beziehung zum Menschen stehen. Vielleicht macht Gott ja noch ganz andere Dinge, schließlich hat er ja scheinbar mehrere Himmel mit Engelsfürsten und oppositionellen Engeln und braven Engeln und Cherubim und – tja, das wissen wir eben nicht, weil es mit uns nichts zu tun hat.
Der hinkende Vergleich
Nun kann man natürlich sagen, mein Vergleich mit dem Stahl hinkt, weil auch der Stahl nur in einer Beziehung zu anderen Materialien oder zu bestimmten Zwecken eine Bedeutung hat.
Aber der Stahl hat eben auch eine Bedeutung, wenn er noch als Mineral in Eisenerzen tief in der Erde liegt.
Man erforscht auch die tiefliegenden Lagerstätten, weil in der Existenz des Erzes das Potential liegt, Stahl daraus zu machen.
Dieses Potential hat aber der sachlich zu erforschende Gott nicht.
Die Erforschung des Eisens bringt uns weiter, denn nun können wir Stahl machen.
Die Erforschung Gottes oder des historischen Jesus bringt uns kein Stück weiter, denn das Forschungsergebnis würde unsere Möglichkeiten nicht um Millimetergrammprozent erhöhen.
Wir könnten mit dem Wissen über Gott oder Jesus nichts anfangen.
Die Forschung über das Eisen erhöht unsere Möglichkeiten, mit dem Eisen umzugehen.
Die Forschung über Gott erhöht unsere Möglichkeiten zum Umgang mit Gott kein bisschen.
Die Machtfrage
Der Unterschied in Erforschung und Bedeutung von Eisen und Stahl im Gegensatz zur Erforschung Gottes liegt darin, dass wir über Eisen und Stahl eine gewisse Macht haben. Wir verfügen darüber. Wir können es ausgraben oder einschmelzen oder etwas anderes damit machen.
Über Gott haben wir keine Macht, und über Gott verfügen wir nicht.
Gott gibt uns über sich nur das zu erkennen, was für unser Leben wichtig ist, und das sind nur Dinge, die Beziehung zur Beziehung mit Gott haben.
Gott hat die Macht, uns Erkenntnisse über sich selbst vorzuenthalten. Diese Macht hat der Stahl nicht.
Und während das Verhältnis zwischen Mensch und Eisen offen ist, nicht zielgerichtet und letztlich von uns Menschen definierbar, ist das Verhältnis zwischen Gott und Menschen festgelegt.
Von Gott, nicht von uns.
Einfach ausgedrückt: Wenn Gott mich liebt und ich Gott liebe, dann ist das Verhältnis zwischen mir und Gott sinnvoll und hat Potential.
Wenn Gott mich aber nicht liebt oder wenn ich Gott nicht liebe, dann ist jedes Wissen über Gott sinnlos und enthält kein Potential, keine Möglichkeiten und keinerlei Gewinn.
Dezenter Einschub:
Deshalb stellt Gott sich auch nur ein einziges Mal den Menschen „wissenschaftlich“ vor: Dem Mose, als der nach Gottes Namen fragte und Gott so etwas antwortete wie „ich bin der Seiende“.
Das ist natürlich wahr, dass Gott der Seiende ist, aber für die Menschen ist das nicht hilfreich, weshalb Gott sich ansonsten immer durch die Beziehung definiert: „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ oder „der Gott, der euch aus Ägypten geführt hat“ oder ähnliches.
Endlich: Jesaja 12
Warum steht alles bisher in diesem Artikel Geschriebene unter der Rubrik „Jesaja 12“?
Weil Jesaja 12 eine lange Beschreibung Gottes ist.
Aber eben nicht eine Beschreibung von Gottes Farbe oder Gottes Beschaffenheit oder Gottes Tätigkeiten im dritten Himmel, sondern nur eine Beschreibung dessen, was Gott für den Menschen ist, der das geschrieben hat.
Und für dessen nähere, gläubige Umgebung.
Die Beschreibung Gottes in Jesaja 12 ist genauso unsachlich wie die Beschreibungen Gottes im gesamten Rest der Bibel.
Aber wenn diese Beschreibung Gottes auf Sie, lieber Leser, zutrifft, dann haben Sie gewonnen. Der Jackpot gehört Ihnen.
Wenn diese Beschreibung Gottes aber nicht auf Sie zutrifft, dann hilft Ihnen alle wissenschaftliche Erkenntnis über Gott gar nichts. Ob Sie dann wissen, dass Gott Leberwurststrahlung absondert oder aus orangenen Playmobil-Protonen besteht: es ist gänzlich für die Katz.
Die Bedeutung Gottes für die Menschen besteht nur durch eine von Gott definierte Beziehung.