Jesaja 61,4 lohnt sich nicht

Lohnt sich das?

Das ganze alte kaputte Zeug wieder aufzubauen?

Von Generation zu Generation lag das verödet.

Das ist dann doch schon mit Moos bewachsen, und alles Verderbliche ist weggegammelt. Die Holzbalken dürften nicht mehr zu gebrauchen sein.

Da wird man sehr viel aufräumen müssen.

Da kann man nicht grad so schön bauen.

Da müssen viele Steine, die runtergefallen sind, aus dem Weg geräumt werden.

Da muss viel Wildwuchs, der sich in den Ritzen breit gemacht hat, mühsam entfernt werden.

Und man kann keine modernen Grundrisse verwirklichen. Da muss man auf den alten Grundrissen wieder hochmauern.

Um welche Geschichte es geht

Jesaja 61 erzählt die Geschichte darüber, was passieren wird, wenn der Messias da ist.

Wenn der Erlöser und seine Kraft da ist.

Wenn die Gefangenen befreit sind und die Trauenden getröstet.

Wenn die Möglichkeit zu ungebremster Freude da ist. „Freudenöl statt Asche“ ist jetzt auf den Köpfen der Leute.

Also Jesaja erzählt den Leuten von damals die Geschichte von heute, damit sie sich darauf freuen können.

Was es zum freudigen Hoffen gibt.

Die größte Hoffnung bei der ganzen Sache ist ja nicht, dass das ganze denkmalgeschützte Zeug wieder in seiner Altehrwürdigkeit ersteht.

Sondern die größte Hoffnung bei der Sache ist, dass die Menschen, die heute leben, eine Kraft haben werden, die seit Generationen nicht mehr da war.

Denn seit Generationen hatte niemand mehr die Kraft oder sonstwie die Möglichkeit, das Kaputte zu reparieren.

Darum lag das ja so lange verödet herum.

Weil es die Möglichkeit, es wieder aufzubauen, schlicht nicht gab.

Und dass es diese Möglichkeit jetzt gibt – und dass sogar von der Möglichkeit Gebrauch gemacht wird – das ist dem Jesaja so wichtig, dass er sich hier einen Stil leistet, für den man im Deutschaufsatz Abzüge bekäme. Er wiederholt sich nämlich:

  • die uralten Trümmerstätten aufbauen
  • das früher Verödete wieder aufrichten
  • die verwüsteten Städte erneuern

Kräfte sparen durch Neubau

Natürlich gäbe es eine Möglichkeit, Kräfte zu sparen.

Und optimale Bedingungen für eine neue Zeit zu schaffen.

Indem man nämlich neu baut.

Da muss man auf keine alten Steine Rücksicht nehmen.

Da muss man keine alten Ordnungen und Grundrisse beachten.

Eine neue Gemeinde, anstatt eine alte mühevoll von Moos und Birken und was da in den Ritzen so alles wächst zu reinigen.

Eine neue Gemeinde bauen, anstatt die ewigen Diskussionen, dass dieser Stein, der da liegt, dorthin gehört, doch, ganz bestimmt, der war früher immer an der Stelle eingebaut. Ich habe mein ganzes Leben davon geträumt, dass da an der Stelle wieder dieser Stein sitzt, und wenn ihr den da nicht einbaut, dann will ich in dem Haus nicht wohnen, dann ist das nicht meine Gemeinde!

Also das wäre wirklich viel einfacher, kurzerhand nebenan planieren, Baugrube ausheben und einen modernen, zeitgemäßen Neubau hinstellen.

Aber das alte wieder aufbauen – das geht, sagt Jesaja.

Die viele Energie, die man dafür braucht, die ist da.

Wenn der Erlöser einmal da ist, dann ist soviel Kraft da – dem Erlöser ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden, und Paulus beschreibt das einmal ausführlicher Epheser 1,20-23

20 Diese Kraft hat er in Christus wirksam werden lassen, indem er ihn aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in der Himmelswelt gesetzt hat, 

21 <hoch> über jede Gewalt und Macht und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen genannt werden wird. 

22 Und alles hat er seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, 

23 die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.

Yeah! Soviel Kraft ist da!

Jesus hat sich in dieser Hinsicht meistens kürzer ausgedrückt. Der hat dann gesagt „dem Glaubenden ist alles möglich“ oder „was ihr in meinem Namen beten werdet, das werde ich euch geben“.

Falsch gerechnet

Im übrigens ist die Rechnung mit den Neubauten falsch.

Denn auch die, die neu bauen, müssen am Ende zu den alten Fundamenten zurück.

Aber die müssen sie dann mühsam nachträglich einbauen.

Gemeinde wird nämlich immer nach den gleichen Bauplänen gebaut. Denn Gemeinde ist ewig. Und selbst wenn man den Neubauten außen herum ein zeitgemäßeres Erscheinungsbild gegeben hat – im Keller wird man genau das Gleiche einbauen müssen wie die Leute vor 500 Jahren.

Das Fundament ändert sich nicht, die Säulen ändern sich nicht. Für die tragenden Wände wird man auf die uralten Baupläne zurückgreifen müssen.

Letztlich

Aber was Jesaja hier an Hoffnung verbreitet: Es geht. Und es wird sogar Leute geben, die es machen werden.

Weil diese Leute wissen: Jetzt ist die Kraft da.

Und noch besser: Niemand wird es verhindern können.

Und niemand wird es wieder kaputt machen können.

Na gut, man kann es selber verkommen lassen.

Aber der Teufel und seine Helfershelfer können es weder kaputt machen noch den Aufbau verhindern.

Da war der Jesaja ebenso realistisch wie positiv.