Jesaja 42,1 kein Recht im Recht
In der zweiten Hälfte vom Buch Jesaja geht es immer wieder um den Gottesknecht. Den Gott senden wird.
Aber während der Gottesknecht in der ersten Hälfte von Jesaja ganz klar als eine Person gekennzeichnet ist, nämlich als der Sohn Davids, ist er in der zweiten Hälfte so beschrieben, dass er Verschiedenes sein kann.
Der erste Satz aus dem ersten Lied über den Gottesknecht lautet: Jes 42,1
Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen.
Natürlich, das kann erstmal eine Person sein. Da wir heute schon 2500 Jahre später dran sind als der Prophet, der das aufgeschrieben hat, wissen wir: Diese Person war Jesus.
Aber schon die Menschen damals haben empfunden, dass dieser Knecht auch die Gemeinde sein kann. Alle vier Lieder über den Gottesknecht in Jesaja passen auch auf eine Gruppe von Gläubigen.
Schon Israel wurde als Volk mit diesem Knecht gleichgesetzt. Was man so kennt aus Jesaja 43 „ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen, Du bist mein“ geht nicht auf eine Einzelperson, sondern auf das gesamte Volk.
Auch die Einführung in die Gottesknechtlieder, Jesaja 41,8, bezeichnet Israel und damit die Gemeinde als den Knecht, um den es als erstes geht.
Nun aber ist vor ziemlich genau 2000 Jahren das alte Israel als Knecht Gottes ausgeschieden.
Dafür gibt es jetzt einen neuen Knecht. Das ist die Gemeinde. Der neue Körper von Jesus.
Für sie gelten die gleichen Eigenschaften, die auch für den Gottesknecht galten:
- sie wird von Gott gehalten
- sie ist von Gott erwählt
- Gott hat Wohlgefallen an ihr
- Gott hat seinen Geist auf sie gelegt.
Und sie hat auch die gleiche Aufgabe: Sie hat das endgültige Recht in alle Welt zu tragen. Zu den Nationen.
Wobei im Recht Gottes dummerweise kein Recht enthalten ist. Was die Gemeinde in die Welt zu tragen hat, ist eben kein Recht.
Denn ein Recht besteht daraus, dass ich einen Anspruch habe. Und aufgrund des Anspruchs habe ich ein Recht.
- Weil ich eine Eintrittskarte gekauft habe, habe ich das Recht, die Ausstellung zu betreten.
- Weil ich den Preis bezahlt habe, habe ich das Recht, den Mantel mit nach Hause zu nehmen.
- Weil ich in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt habe, habe ich das Recht, Arbeitslosengeld zu erhalten.
- Weil ich Deutscher bin, habe ich das Recht auf einen Personalausweis.
- Weil ich ein Kind habe, habe ich das Recht auf Kindergeld.
Was Jesus und die Gemeinde aber als Recht in die Welt tragen müssen, ist, dass man kein Recht hat und dass man auch keinen Anspruch erfüllen kann.
Ich kann nicht zu Gott gehören, weil ich irgendwas bestimmtes bin oder habe.
Das Recht Gottes besteht entweder aus Gnade – und Gnade ist nun mal kein Recht – oder das Recht besteht aus Verurteilung. Und die Ursache für die Verurteilung wäre, dass man die Gnade nicht akzeptiert hat.
Jetzt wissen Sie, was Sie zu tun haben, falls Sie Teil einer Gemeinde sind: Als Gottesknecht das absolute Recht in die Welt hinaustragen, in welchem ein Recht gar nicht enthalten ist.