Jesaja 45,1+2 – der untragbare Götze
Haben Sie das gelesen?
Der Gott Bel, der babylonische Göttervater, ist kaputt.
Und Nebu, der zweite nach ihm, ist ebenfalls im Eimer.
Aber man versucht die zu retten. Man legt sie auf den Esel oder das Kamel und hofft, dass man sie in Sicherheit bringen kann.
Obwohl die ja nicht funktionieren. (In diesem speziellen Fall: Sie konnten den Sieg der persischen Götter, vertreten durch das persische Militär, nicht verhindern.)
Gut, dass wir so modern sind
Natürlich sind wir heute über so einen Glauben an irgendwelche Götzenbilder erhaben.
So primitiv denken wir schon lange nicht mehr.
Wir haben statt dessen den Gott des gerechten Humanismus.
Was Humanismus ist, wissen Sie: Die Lehre, dass der Mensch das Maß ist, an dem gut und böse zu messen ist. Wenn es für den Menschen (oder die Menschheit) gut ist, dann ist es gut.
Der gerechte Humanismus sagt nun: Es kann doch nur gut sein, wenn es gerecht ist. Und zwar auch ideell gerecht, also abseits vom Geld.
Die Aussage ist: Es darf doch nicht sein, dass Kinder in gewissen Ländern hungern, und in anderen Ländern sind die so fett.
Es darf doch nicht sein, dass Menschen durch Krieg getötet oder vertrieben werden. Oder durch irgendwelche Auswirkungen des Kapitalismus.
Das geht durchaus auch auf eine religiöse Ebene: Das ist doch ungerecht, dass Menschen in Gegenden leben müssen, wo es Vulkanausbrüche oder Tsunamis gibt. Es darf doch nicht sein, dass manche Kinder Alkoholiker zu Eltern haben oder brutale Schläger.
Gott muss doch etwas gegen diese Missstände tun! Wozu ist er sonst Gott?
Und da das hier ein bibeltreuer Internetauftritt ist, geht es an dieser Stelle natürlich darum, dass das goldene Kalb des gerechten Humanismus in unseren Gemeinden steht.
Das kaputte Kalb
Und so geht in den Gemeinden die Rede, dass Gott doch etwas tun muss gegen die Ungerechtigkeit in der Welt.
Man betet, dass Gott den Hungernden helfen soll, und „Herr, sei bei denen, die wegen xxx fliehen müssen“.
Und man fühlt sich mit dieser Erwartung im Recht, denn Jesus hat doch extra deswegen ... also der hat das doch proklamiert ... irgendwo ... warten Sie, wir finden gleich eine passende Bibelstelle. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit“, sehen Sie, da steht es! Und Friedensstifter! Und Gott will, dass allen Menschen geholfen wird (1.Tim 2,4; 1.Tim 4,10; Titus 2,11) – sehen Sie?! Wäre ja auch gelacht, wenn wir nichts gefunden hätten.
Aber jeden Tag sehen wir im Fernsehen oder in anderen Medien, und wir lesen es in der Zeitung: Das Maß des Elends ist unermesslich groß, und die Ungerechtigkeit blüht und gedeiht an allen Ecken und Enden.
Und Gott tut nichts dagegen.
Seit 2000 Jahren guckt der zu. Dem Holocaust, dem 30jährigen Krieg, der Kulturrevolution, den Hexenverbrennungen und den Kreuzzügen, der Pest, der Cholera, der Malaria und AIDS.
Und seit Auschwitz, Hiroshima und Srebrenica kann man nicht mal mehr sagen, dass es zumindest tendenziell besser wird.
Der Erlöser ist schuld
Ja, wenn der Erlöser nicht gekommen wäre! Dann hätte niemand gemerkt, dass das links-grüne Gedankengebäude nicht funktioniert.
Denn theoretisch ist der gerechte Humanismus ja eine schöne Idee. Man arbeitet für eine weitweite Gerechtigkeit und für einen friedlichen Planeten. Der Götze sieht erstmal ganz verlockend aus.
Aber dann kommt der Erlöser – im Falle der Babylonier war es der persische König Cyrus, in unserem Falle ist es Gottes Sohn – und der stellt sich nicht etwa hinter den Götzen!
Sondern der Götze und der Erlöser können nebeneinander nicht existieren!
Und so versuchten die Babylonier, Bel und Nebo wegzutragen. Um die beiden irgendwie zu retten.
Und so versuchen die Gläubigen, doch noch irgendwie eine Mauer aus Bibelstellen um den gerechten Humanismus zu errichten.
Oder den Erlöser irgendwie aus der Gemeinde rauszuhalten. Damit der Götze bleiben kann.
Denn der Erlöser gibt das freigewordene Pfund demjenigen, der ohnehin schon 10 Stück hat – also dem reichsten und nicht dem ärmsten (Lk 19,24). Und die Feinde, die ihn nicht als König wollen, lässt er umbringen (Lk 19,27) – soviel zum Thema Weltfrieden. Dem, der eine gerechte Verteilung des väterlichen Erbes fordert, versagt der Erlöser die Hilfe (Lk 12,13), und seine Aussage, dass er nicht gekommen sei, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert (Mt 10,34) ist legendär. Die Begründung, warum er den Petrus „Satan“ nennt, ist „denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.“ Nein, das ist kein Friedensangebot an den Humanismus.
Das ideale Ich
Der Götze entsteht dadurch, dass der Mensch sich einen Gott macht nach seinem Bilde.
Der Gott muss das wollen, was ich auch will.
Den Gott muss das stören, was mich auch stört.
Man projiziert also das eigene Wesen, Wollen und Empfinden auf eine höhere Instanz. Diese Instanz ist dann wie ich, nur größer und mächtiger.
Der verlängerte Daddy im Himmel.
Die vergrößerte Form meines besten Freundes.
Eine Wunschfigur, kompatibel zu mir selbst.
Dummerweise hat das mit dem wahren Gott nichts mehr zu tun.
Und darum funktionieren Nebo und Bel und der gerechte Humanismus nicht. Weil sie eine Erfindung von Menschen sind. Und damit sind sie nicht in der Lage, das göttliche zu tun.
Rettet die Reste!
Nebo und Bel sind kaputt. Das ist für jedermann sichtbar. Aber anstatt sich jetzt an den Gott zu wenden, der den Erlöser geschickt hat – damals Cyrus, aktuell Jesus – versucht man irgendwie, den Götzen zu retten.
Man verdreht die biblischen Aussagen so lange, bis es passt.
Und man führt innerhalb der Gemeinden Krieg gegen diejenigen, welche den Götzen benennen.
Oder man verlässt die Gemeinde und den Glauben und rettet den Götzen ins private Wohnzimmer. Wenn Gott nicht macht, was ich will, dann ist Gott schuldig. Und ich tue recht, wenn ich Gott verlasse.
Wenn man aber will, dass der Götze aus der Gemeinde verschwindet, dann muss man den Erlöser willkommen heißen: Damals Cyrus, heute Jesus.
Nur eines geht nicht: dass beide nebeneinander in friedlicher Koexistenz existieren.
Die Gegensätze sind zu groß, als dass eine Kompatibilität angenommen werden könnte.
P.S.:
Politischer Hinweis: Ich bin weder gegen linke Politik und noch gegen das, was grüne Politik ursprünglich einmal ausmachte. Politisch ist dieses Denken legitim. Wählen Sie diese Parteien ruhig, wenn Sie deren Programm gut finden. Aber solche politischen Kategorien und Denkweisen kann man nicht auf Gott anwenden. Gott ist nicht grün und nicht links, und er ist auch nicht konservativ oder völkisch-national. Gott spielt in einer völlig anderen Liga, und in dem Moment, wo man erwartet, dass Gott bestimmte Parteiprogramme oder gesellschaftliche Strömungen umsetzt, liegt man grundsätzlich falsch und bedient offensichtlich einen selbst erdachten Götzen.