Jesaja 44, 9-20 – wir basteln uns einen Glauben
Haben Sie gesehen, wie lang die Beschreibung der Produktion eines Götzen ist?
War da ein Prophet in Laberlaune?
Und dann kommen da Leute und behaupten, die Bibel sei Gottes Wort.
Aber dafür ist die Beschreibung des Produktionsvorganges doch ein wenig lang geraten.
Sogar, was auf dem Feuer gebraten werden soll, wird beschrieben, und was der Mensch von sich gibt, wenn ihm endlich warm ist!
Der Buddha vor der Haustür
Wenn Ihnen nicht aufgefallen ist, dass es bezüglich dieser Götzen die ganze Zeit um Errettung geht, dann lesen Sie den Abschnitt einfach noch einmal. (Vers 17; Vers 20; und in Vers 9+11 werden die Leute zuschanden).
Wenn wir von Götzen reden, reden wir also nicht von einem netten Accessoire für links-grünen Lebensstil, sondern wir reden von etwas, das den Menschen existentiell wichtig erscheint.
Das Ding soll sie retten oder erlösen.
Und zwar vor irgendwelchen Gewalten, die das Leben des Menschen bedrohen. Das kann Krankheit sein oder Naturgewalten einschließlich Dürre oder Kälte, das können aber auch Räuber oder fremde Armeen sein. Eben solche Dinge, unter deren Anwesenheit man sich das Leben nicht vorstellen kann oder will.
Nun haben Sie sicher schon den einen oder anderen Buddha im deutschsprachigen Europa herumsitzen sehen.
Und die Leute, die sich das Ding vor die Haustür stellen, sagen natürlich auch, dass sie den Buddha nicht als Gott anbeten.
Und das stimmt auch. Ein solches Getue mit Blumen und Bekreuzigen wie vor Wegkreuzen oder Marienstatuen wird mit dem Buddha nicht gemacht. (Außer in Heidelberg in der verlängerten Leimengrube. Dort steht tatsächlich ein Altar für Buddha mit Blumen und Girlanden und Sprüchlein.)
Die Eigentümer dieser Buddhas verlangen also gar nicht, dass Buddha sie rettet. Aber sie sagen: Wenn alle Menschen so leben würden, wie Buddha es lehrt, dann wären wir gerettet. (Vor den Kriegen und der Umweltverschmutzung und der Tierquälerei und der Klimakatastrophe.)
Das heißt, dass nicht Buddha uns rettet, sondern wir selbst.
Und jetzt verstehen Sie sicher auch, warum die Beschreibung der Herstellung eines Götzen so lang geworden ist.
Gebastelte Götzen heute
In der langen, sich wiederholenden Beschreibung der Götzenproduktion soll klar werden, dass hier Menschen etwas produzieren, das die Menschen erlösen soll.
Dabei geht es bei dieser „Erlösung“ hauptsächlich um eine Art Service. Die schrecklichen Seiten des Lebens sollen gemildert oder beseitigt werden.
Natürlich sind wir in vieler Hinsicht von diesem primitiven Glauben weggekommen, dass man eine Statue bastelt, und die hat dann irgend eine Macht. Außer bei Voodoo-Puppen. Und bei all den Glücksbringern, Amuletten und Talismännern. Bei Freitag dem Dreizehnten und all dem Aberglauben bis hin zu „auf Holz klopfen“.
Aber in den offiziellen religiösen Systemen wird die Erlösung nicht mehr von einer Holzfigur erwartet. Und auch nicht vom Buddha, egal aus welchem Material.
Aber sie wird trotzdem noch immer von menschlich ersonnenen Dingen erwartet:
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Wenn alle nach den Lehren Buddhas leben würden, dann könnten wir das Böse besiegen.
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Die Demokratie soll uns retten vor Ungerechtigkeit und vor Diktatoren und Despoten und dem Faschismus.
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Wenn wir den Weltfrieden hinbekommen würden, dann wäre alles gut.
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Wenn wir den Klimawandel stoppen können, dann sind wir gerettet.
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Die Menschenrechte sind unser Erlöser von Willkür, Ungerechtigkeit und Armut.
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Wenn alle Menschen vegan leben würden (oder sonst irgendwie im Einklang mit der „Natur“), dann würde viel Grausamkeit nicht mehr stattfinden und das Ungleichgewicht, das zu den jetzigen Zuständen geführt hat, würde wieder ausgeglichen.
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Wenn die Menschen einfühlsamer und emphatischer miteinander umgehen würden, dann würde die Welt besser werden.
Und das schöne ist: Für all dieses braucht man den lebendigen Gott nicht.
Man bastelt sich selber ein Konstrukt, das einen vor dem retten soll, was man als die Ursache für das eigene schlechte Lebensgefühl ausgemacht hat.
Leider nicht
Dummerweise können diese natürlichen Produkte uns nicht vor übernatürlichen Komponenten schützen.
Und das Böse ist nun einmal übernatürlich.
Wäre der Weltfriede auf natürliche Weise herzustellen, dann hätten wir ihn vermutlich längst. Aber Leute wie Hitler, Putin, Stalin und Tante Gertrud haben eben nicht nur eine Charakterschwäche.
Und somit hilft Erziehung nicht sehr viel, und Aufklärung führt nicht zu den Ergebnissen, die man sich wünscht.
Denn das Problem dieser Welt sind nicht Gewalt, Folter und Ungerechtigkeit.
Sondern das Problem dieser Welt ist die Sünde.
Oder weniger fromm ausgedrückt: Die Trennung zwischen Gott und Menschen.
Die Menschen verhindern, dass Gott herrschen kann. Indem sie ihn nicht anerkennen. Und damit kann das Böse herrschen. Und gegen das Böse kommt man mit natürlichen Mitteln nicht an.
Denn um das metaphysische Böse zu bekämpfen, müsste man einen Gott haben, der sich auf der gleichen Ebene befindet wie das Böse und darum Zugriff darauf hat. Aber Dinge, die Menschen erfinden, können sich eben nicht auf dieser Ebene befinden.
Deshalb der lange Text
Und darum die lange Beschreibung in Jesaja 44 über die Produktion von Göttern. Damit man beim langen Lesen auf die Idee kommt, dass ein von Menschen gebauter Götze oder ein von Menschen erdachtes System niemals auf eine höhere Ebene kommen kann als der Mensch selber.
Wenn nicht mehr Gott den Menschen macht, sondern der Mensch den Gott, dann wird dieser Gott maximal soviel Macht haben wie der Mensch. Und das ist für die Lösung der wahren Probleme zu wenig.