Jeremia 3, 1-3 guck doch mal hin!

Dieser Artikel beschreibt die fremden Liebhaber der Gemeinde für die heutige Zeit, und er schlägt ein Gegenmittel vor.

Hier geht es um einen der absurdesten Texte, die es überhaupt in die Bibel geschafft haben.

Es gibt ja auch diese Texte mit Drachen mit zehn Köpfen oder einem König, aus dessen Mund ein Schwert kommt. Das ist alles schon ziemlich bizarr, aber das ist nichts gegen das Irrationale dieses Textes.

Wer die Texte mit den Drachen mit den 10 Köpfen schon für weltfremd hält, der wird eine Flasche Wodka brauchen, um diesen Text aushalten zu können.

1Er spricht: Wenn ein Mann seine Frau entlässt und sie von ihm weggeht und die Frau eines anderen Mannes wird, darf sie wieder zu ihm zurückkehren?

Die richtige Antwort lautet: Nein, sie darf es nicht.

Das ist festgelegt und auch begründet in Deuteronomium 24, 1-4. Es geht unter überhaupt keinen Umständen. Selbst wenn der zweite Mann der Frau verstorben ist, darf sie nicht zum ersten zurück.

Auch hier bei Jeremia nennt Gott eine Begründung:

Würde dieses Land nicht ganz und gar entweiht werden?

Gott meint, das Reich Gottes würde im Grunde genommen heidnisch werden, wenn man das macht.

Heißt andersherum: Gott könnte in so einem Land nicht mehr wohnen. Die Wahl hieße dann: entweder Gott, oder die geschiedene Frau.

Beides geht nicht. Und wenn das Reich Gottes oder die Gemeinde dann sagt: „Ach, da haben wir dann ja so herum genauso einen Nachteil wie andersherum! Ohne Gott ist es natürlich blöd, aber die Frau ist doch ganz nett und recht intelligent und wäre doch eine Bereicherung für uns!“ Da muss das Reich Gottes dann damit leben, dass man nicht alles haben kann.

Die erste Aussage dieses Textes ist also: Wenn man so etwas macht, dann kann Gott in dieser Community nicht mehr wohnen.

Warum die theoretische Betrachtung?

Es ergibt sich nun die Frage: Warum beginnt Gott hier so eine theoretische Betrachtung über die Rückkehr untreuer Ehefrauen?

(1) Du aber hast mit vielen Liebhabern gehurt, und du solltest zu mir zurückkehren?, spricht der HERR.

Die Gemeinde hat gerade beschlossen, zu Gott zurückkehren zu wollen. Und Gott sagt: „Das kannst du vergessen. Denn du, Gemeinde, hast zu viele andere Liebhaber.“

Damit sind wir dann bei den feuerspeienden Drachen oder den Einhörnern.

Hier zeigt sich die ganze Absurdität dieses Textes. Jeremia 3,1

Wir veranstalten jeden Sonntag Gottesdienst. Was soll das dann heißen: Wir hätten mit vielen Liebhabern? Sicher, zu den Gottesdiensten kommt fast keiner, also besonders attraktiv scheinen die nicht zu sein, aber das ist ja nun kein Argument.

Und wir machen sogar jede Woche den Gottesdienst mit Abendmahl! Wie kann Gott da sagen, wir hätten mit vielen Liebhabern?

Die Sache war ja schon damals in Jerusalem absurd. Der Tempel und seine Gottesdienste waren damals gut besucht. In Jeremia 7 gibt es extra eine Tempelrede von Jeremia an die Gottesdienstbesucher. Es war schon damals hirnrissig, von den vielen fremden Liebhabern der Gemeinde zu reden. Wo sollen die denn sein? Hat die mal jemand gesehen?

Ein Großteil der Leute in unserer Gemeinde machen einmal am Tag eine Andacht oder eine Stille Zeit oder so etwas. Wo sieht Gott denn da die anderen Liebhaber?

Und das haben die Leute damals Gott auch gefragt, nachdem der Jeremia hier derart an den Haaren herbeigezogene Verdächtigungen losgelassen hat. Soll Gott doch mal Rechenschaft ablegen, wo er diese angeblichen Liebhaber der Gemeinde zu sehen gemeint hat!

Und das macht Gott jetzt. Er weist auf die Liebhaber hin:

2Hebe deine Augen auf zu den kahlen Höhen und sieh! Wo bist du nicht geschändet worden?

„Guck doch mal hin!“ sagt Gott.

„Mach doch mal die Augen auf!“, sagt Gott.

Die Frage ist doch nicht: Wo bist du untreu gewesen?

Die Frage ist doch: Wo nicht?

Das ist nun aber schon eine Frechheit. Da ist dem Jeremia die Realität absolut entglitten. Das hat mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun.

Es geht ja noch weiter:

(2) An den Wegen saßest du für sie wie ein Araber in der Wüste.

Der Araber in der Wüste sitzt bereit, um alles an sich zu reißen, was vorbeikommt.

Der Corona-Virus kommt vorbei, also lasse ich meine Haltung zum Leben vom Corona-Virus beeinflussen.

Der Ukraine-Krieg kommt vorbei, also lasse ich meine Haltung zum Leben vom Ukraine-Krieg beeinflussen.

Die Inflation kommt vorbei, also lasse ich meine Haltung zum Leben von der Inflation beeinflussen.

Meine Gesundheit geht weg, also lasse ich meine Haltung zum Leben von meinem Gesundheitszustand diktieren.

Ich lasse die gefühlte Qualität meines Lebens von schlechten Nachrichten beeinflussen.

Und gut wird es, wenn die schlechten Nachrichten weniger werden.

Und da geht Gott selbstverständlich die Wände hoch: Denn gut wird es einzig und allein wegen Gottes guter Nachricht. Der Ukrainekrieg oder irgendein Virus oder die Entwicklung auf dem Geldmarkt oder der Arztbericht haben doch nicht in Konkurrenz zu stehen mit Gottes Wort der Erlösung!

Es geht doch nicht, dass Gott etwas sagt, und dann entgegnet man: Aber Herr Putin und Herr Selenskyj haben das gesagt und Frau Lagarde hat das gesagt und Herr Lauterbach hat das gesagt und mein Arzt hat gesagt.

Gott meint doch tatsächlich, die Gläubigen hätten nur einen Herrn und nicht fünfundzwanzig.

Die Wohnunfähigkeit

(2) Und du hast das Land entweiht durch deine Hurerei und durch deine Bosheit.

Also Gott kann da nicht mehr wohnen.

Natürlich denken wir immer noch, Gott wohnt bei uns. Aber die anderen Leute, wenn sie Gott treffen wollen, gehen woanders hin.

Wenn man die anderen Leute fragen würde, wo sie denn hingehen würden, wenn sie Gott begegnen wollen, dann geben die als Antwort natürlich den Ort, von dem sie denken, dass Gott dort tatsächlich anwesend ist, vorzufinden ist.

Bekanntlich kommt der Name unserer Gemeinde bei diesen Leuten bei dieser Frage nicht vor.

Aber da liegt ja schon der Fehler. Man kann doch nicht irgendwelche Ungläubigen fragen, wo Gott wohnt! Die haben doch keine Ahnung! Denen fehlt doch jeder Durchblick. Die haben doch überhaupt keinen Einblick in unsere Verhältnisse!

Das ist doch arrogant, von außen zu behaupten, man wisse, was innen los ist!

Und so Sprüche wie „das Licht der Welt ist recht funzelig“ können die sich auch sparen.

Fakteneinwurf

Jetzt hat Jeremia die Frechheit, auch noch Fakten zu bringen, nicht nur seine unmaßgebliche Meinung.

3Darum wurden die Regengüsse zurückgehalten, und es gab keinen Spätregen.

Blöd ist jetzt, dass man das ja objektiv feststellen kann, ob es regnet oder ob es nicht regnet.

Natürlich wird es immer Leute geben, die sagen, sie hätten das Gefühl, der vergangene Sommer wäre arg verregnet gewesen; oder sie hätten den Eindruck, dass der aktuelle Winter doch recht schneereich ist und dass soviel Schnee lange nicht mehr war.

Aber wenn man mal wirklich ehrlich hinschaut, dann können wir im Moment unseren Gottesdienst bequem im Untergeschoss durchführen, und die Zahl der Menschen, die sich unbedingt und dann auch noch bei uns zu Gott bekehren wollen, ist überschaubar.

Aber das sind offensichtlich alles Äußerlichkeiten. Wir kennen natürlich die Bibelstelle „der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an“. Wer sich von solchen Äußerlichkeiten blenden lässt, der hat nicht verstanden, dass es bei Gott ja um die inneren Werte geht.

(3) Aber du hattest die Stirn eines Hurenweibes, hast dich geweigert, dich zu schämen.

Ja, natürlich! Es gibt ja gar keinen Grund, sich zu schämen!

Das ist doch alles an den Haaren herbeigezogener Unfug!

Wir und dutzendweise fremde Liebhaber!

Straßenbahn

Ich fahre mit der Straßenbahn. Irgendwo hin. Zum Arzt. Ich fahre mit der Straßenbahn zum Arzt.

Werde ich Gott jetzt bitten, dass er mit mir in der Straßenbahn fährt?Jeremia 3,2 

Ja, vielleicht aus egoistischen Gründen. Damit die Straßenbahn nicht verunglückt und mir nichts passiert. Aber doch nicht irgendwas wegen des Reiches Gottes.

Wenn ich mit der Straßenbahn fahre, dann hat das mit Gott nichts zu tun.

Ich bin jetzt beim Arzt angekommen. Werde ich diesen Arztbesuch mit Gott besprechen? Ja, aber höchstens aus egoistischen Motiven. Falls der Arzt mich nicht gesund machen kann, soll Gott mich gesund machen. Aber mein Arztbesuch hat doch mit dem Reich Gottes nichts zu tun.

Ich bin doch beim Arzt, damit meine Interessen bedient werden. Was interessieren mich beim Arzt Gottes Interessen? Die sind da völlig deplatziert! Gottes Interessen gehören in die Morgenandacht, und dann ist aber gut!

Die Bahamas

Ich will in Urlaub fahren. Natürlich auf die Bahamas. Wohin sonst? Mir ist sonst überall zu kalt.

Werde ich Gott fragen, ob ich reisen soll, wann ich reisen soll und wohin ich reisen soll?

Natürlich nicht. Es geht ja um meine Erholung und meinen Urlaub, nicht um Gottes Urlaub.

Ich friere, nicht Gott.

Ich habe mir den Urlaub redlich verdient. Und zwar durch Arbeit, nicht durch Glauben. Warum sollte ich da irgendetwas mit Gott besprechen?

Was hat Gott mit meinem Urlaub zu tun? Es ist ja schließlich meine Lebenszeit, die ich gestalten muss und will.

Ich werde meine Reisepläne also mit meinem Kontostand besprechen und mit meinem Wärmebedürfnis und mit demjenigen, der mit mir reist. Aber ich werde das doch nicht mit Gott besprechen!

Das geht doch Gott überhaupt nichts an! Das ist doch nicht Gottes Baustelle! Das wäre eine Einmischung in meine inneren Angelegenheiten!

Und wenn Gott was von mir will, weiß er ja, wo er mich finden kann.

Der Rewe

Ich gehe in den Supermarkt. Muss gelegentlich mal sein. Werde ich das jetzt mit Gott besprechen, dass ich den Supermarkt gehe?

Ist doch albern.

Ich kaufe ja schließlich Salz und Bananen und keine Bibeln.

Außerdem geht es um meine Interessen und nicht um Gottes. Ich habe ja Hunger und nicht Gott. Gottes Interessen sind im Supermarkt fehlplatziert.

Bevor ich zum Rewe gehe, konsultiere ich vielleicht die Rewe-App, ob es irgendeine „10% auf alles“-Aktion gibt oder so etwas. Aber ich konsultiere nicht Gott. Warum auch? Geht es Gott etwas an?

Zusammenfassung

Es ist wohl so, dass 99% der Dinge, die ich im Leben mache, mit Gott nichts zu tun haben.

Dass Gott da kein Mitspracherecht hat und keine Gestaltungserlaubnis.

Zu 99% der Angelegenheiten meines Lebens lade ich Gott nicht ein – es sei denn aus rein egoistischen Motiven, weil Gott meine Probleme lösen soll. Gott dringt aber nicht mit Gewalt in mein Leben ein. Das ist nun mal nicht sein Stil.

Zwang macht auch keinen Sinn, wenn Liebe, Güte, Freundlichkeit und Freude auf dem Programm stehen.

Darum bleibt Gott aus 99% meiner Angelegenheiten ausgeschlossen.

Und Jeremia hat vermutlich nicht Unrecht, wenn er die vielen anderen Liebhaber oder die zahlreiche Konkurrenz für Gott beklagt.

Gegenmittel

Um die Zustände zu ändern, habe ich mir vorgenommen, ab jetzt jedes Mal bei Aufnahme einer neuen Tätigkeit zu Gott zu sagen: „Gott, ich fahre jetzt Straßenbahn. Gott, ich betrete jetzt diese Arztpraxis. Gott, ich gehe jetzt in den Rewe.“

Nicht, weil Gott es nicht wüsste und darum informiert werden müsste.

Sondern damit ich erinnert werde, Gott dort mit hin oder hinein zu nehmen.

Und damit bei allen meinen Unternehmungen nicht nur meine Interessen vorangetrieben werden, sondern auch Gottes Interessen.

Damit aus dem Egoisten tatsächlich ein ständiger Diener Gottes wird.