Hesekiel 47,1-7 Fließgewässer verkehrt herum
Zumindest hatte Hesekiel nach dieser Aktion saubere Beine.
Und neidisch dürfte er gewesen sein. Auf die Leute, die das einmal erleben werden, was er hier nur als Vision sehen konnte, aber nicht in real genießen konnte.
Naja. Falls er sich das, was er da als Vision gesehen hat, in der Realität überhaupt vorstellen konnte.
Denn er hat den Fluss vom Wasser des Lebens gesehen. Ein Fluss, den die Offenbarung dann auch im Himmel sieht. Also ein himmlischer Fluss mit übernatürlichen Eigenschaften.
Aber Hesekiel sieht den Fluss so, dass klar ist, dass der Wirkung auf der Erde haben wird.
Der wird eine unvorstellbare Menge von Leben auf die Erde bringen.
Was genau das Gleiche ist, was auch Jesus als seine Lebensaufgabe beschrieben hat: Joh 10,10
10 Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und <es in> Überfluss haben.
Aber dabei bleibt es nicht. Diese seine Lebensaufgabe gibt Jesus weiter an seine Nachfolger, aber noch nicht einmal als Aufgabe, sondern als Tatsache: Joh 7,38-39
38 Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.
39 Dies aber sagte er von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.
Von Jesus wissen wir, dass er dieses Leben und diesen Fluss bringen wollten. Die Eigenschaften des Flusses kennen wir jedoch von Hesekiel.
Die unnatürlichen Eigenschaften des Flusses
Dieser Fluss entspringt im Tempel. Bei Gott. Das verwundert jetzt nicht so arg. Nach jahrelanger Christlichkeit hätten wir so etwas ähnliches erwartet.
Allerdings hätten wir in aller unserer Frömmigkeit erwartet, dass der Fluss mit der Entfernung vom Tempel immer kleiner wird. Wie jeder normale Fluss ohne weitere Zuflüsse auf dieser Welt auch: Irgendwann versickert das. Noch dazu, wo es von Anfang an nicht besonders viel Wasser war.
Außerdem hätte unsere Frömmigkeit uns das gelehrt: Je weiter weg von Gott, um so weniger Leben oder umso weniger Lebenskraft.
Je mehr Welt, desto weniger Gott.
Darum eben auch: Je weiter weg vom Tempel, umso weniger Fluss.
Aber unsere fromme Logik wird auf den Kopf gestellt: Je weiter der Fluss sich vom Tempel entfernt, umso breiter und tiefer wird er.
Dabei wäre man ja eigentlich schon froh, wenn der Fluss – oder das Bächlein, das es ursprünglich war – reibungslos durchkommt. Also nicht versickert und nicht aufgehalten wird und nicht leergetrunken wird und nicht verdunstet.
Aber je weiter das Wasser vorankommt, umso mehr wird es. Und diese Eigenschaft der Vermehrung hat das Wasser des Lebens in sich selbst. Weil es aus dem Tempel kommt, hat es diese göttlichen Eigenschaften, die jeder weltlichen Berechnung widersprechen.
Um zu zeigen, dass diese Qualität mit ihm tatsächlich in die Welt gekommen ist, hat Jesus mehrfach Vermehrungen von Broten und Fischen gemacht. Das funktionierte genau so: Es wurde immer mehr, und niemand wusste warum.
Wir befinden uns jetzt also in der Situation, dass wenn Wasser des Lebens vorhanden ist, und man geht ein Stück weiter, dann ist da noch mehr. Die Befürchtung, dass man weitergeht und dann weniger hat als vorher, ist unrealistisch. Das Wasser des Lebens hat die Tendenz, ständig mehr zu werden.
Allerdings können wir keinen logischen Grund dafür angeben, dass dieses Wasser einen Hang zum Mehr hat. Die einzige vernünftige Begründung ist die, dass dieses Wasser göttlich ist, dass es Gottes Eigenschaften hat, dass es übernatürlich ist und darum anders funktioniert als alles, was wir sonst kennen.
Die Anwendung
Was wirklich blöd wäre: Wenn man mit Leben sparsam wäre.
Wobei wir hier differenzieren müssen: Was ist hier mit „Leben“ gemeint?
Jesus bezieht es auf den Heiligen Geist.
Bei Hesekiel wird alles Unbrauchbare richtig und alles Böse gut.
Das dürfte auf das Gleiche hinauslaufen. Denn das Leben ist das Gegenteil vom Tod.
Der Tod ist aber das, was alles kaputt macht. Vergänglichkeit und Sünde hängen eng mit dem Tod zusammen.
Vermutlich können wir sagen: Wir können es uns jetzt leisten, die Bergpredigt in die Tat umzusetzen. Es ist ja genug Leben da, so dass wir nicht zugrunde gehen werden. Und wenn wir weitergehen, wird es immer mehr. Wir können das Leben nicht aufbrauchen.
Wir können dem Bösen entgegentreten und müssen nicht befürchten, dass die Kraft dazu auf halbem Wege ausgeht.
„Wer hat, dem wird gegeben“ hat Jesus in diesem Zusammenhang gesagt. Der Prediger hatte geklagt, dass wir unter dem Fluch der Zeit stehen, die alles in Prozesse und Wiederholungen packt und die dafür sorgt, dass alles kaputt geht und nichts ewig ist.
Aber jetzt wird die Zeit zum Segen. Je länger ich an dem Fluss entlanggehe, umso stärker wird er.
Und das aus dem einfachen Grund, weil diese Form der Fülle ein Wesenszug Gottes ist.
Die Zukunft kann etwas sein, auf das ich mich freue, weil dann mehr Gott ist. Mehr Wasser des Lebens.