Josua 2,11 Rahab weiß, wo Gott ist.
Dieser Artikel beschreibt den Grund für Rahabs Annahme, dass die Israeliten am Ende die Kanaaniter besiegen werden.
Letztlich werden die Gedankengänge der Rahab uns immer ein Rätsel bleiben.
Wir werden niemals genau nachvollziehen können, warum sie so gehandelt hat, wie sie es tat.
Gott wollte uns wohl auch nicht den Lebenszyklus der Rahab liefern, sondern nur die Grunddaten ihrer Motivation.
Und diese Grunddaten finden wir in Josua 2,11
11 Denn der HERR, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf der Erde.
Dass Gott im Himmel Gott ist, erstaunt nicht besonders. Das haben Götter so an sich, dass sie nicht in Dortmund wohnen, sondern im Himmel. Also an einem Ort, wo Menschen nicht hinkommen können.
Normalerweise bleiben die Götter auch dort. Auf der Erde sind Götter relativ wirkungslos. Man bringt ihnen halt Opfer, um Schlimmeres zu verhindern, und man kann ihnen natürlich auch irgendwelche Wirkungen zuschreiben, die in Wahrheit nur Zufall sind, die aber so günstig kamen, dass man nicht „dem Zufall sei Dank“ sagen möchte.
Rahab kennt nun aber ein paar Gründe, weshalb sie davon ausgeht, dass der Gott der Israeliten auch auf der Erde das Sagen hat: Josua 2,10
10Denn wir haben gehört, dass der HERR das Wasser des Schilfmeeres vor euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten zogt, und was ihr den beiden Königen der Amoriter getan habt, die jenseits des Jordan waren, dem Sihon und dem Og, an denen ihr den Bann vollstreckt habt.
Dass das Wasser des Schilfmeeres zurückwich, anschließend aber zum Ertränken der ägyptischen Armee zurückkehrte, war schlicht ein übernatürliches Wunder. Da war kein besonders begabter Mensch am Werk, es gab hier keinen Napoleon. Das hatte Gott gemacht, schon allein deshalb, weil niemand anders in Frage kam.
Und dieses Wunder war zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre her. Es war so groß, dass man in den Ländern am Mittelmeer noch immer davon sprach.
Die Sache mit Sihon
Sihon war der Amoriterkönig, der Israel nicht durch sein Land ziehen lassen wollte, und der Israel sogar mit einer Armee entgegenzog, um auch nur die Annäherung an sein Land zu verhindern. Die Israeliten selbst hatten ja keine Armee; man musste sich irgendwie mit Knüppeln und Besenstielen verteidigen. Aber der Sieg gegen den anrückenden Sihon muss so phänomenal gewesen sein, dass man darin ein Handeln Gottes sah, weil man sich so etwas anders nicht vorstellen konnte.
(In 5.Mose 2,30 wird darum dieser Kampf gegen Sihon auch als Auftrag beschrieben, das fertig zu machen, was Gott längst vorbereitet hatte. Wohingegen 4.Mose 21:24 die Sache nur als einen sehr erfolgreichen Kampf darstellt, der zu einem Ergebnis führte, welches das absolute Gegenteil von dem war, was Sihon eigentlich angestrebt hatte: Die Israeliten wurden nicht daran gehindert, durch das Land durchzuziehen, sondern sie wurden nun Eigentümer dieses Landes.)
Die Sache mit Og von Baschan
Auch der König Og von Baschan griff die Israeliten an, was eindeutig ein Fehler war. Denn die Israeliten wollten ja gar nichts von ihm, was er aber nicht verstand. Sein Gebiet gehörte nicht zum gelobten Land. Aber wer die Israeliten angreift, der bekommt es mit Gott zu tun.
Wobei der Sieg über Og von Baschan auch deshalb erwähnenswert ist, weil Og aus einer Familie von Riesen stammte (ähnlich wie Goliath) und darum besonders gefürchtet wurde.
Gott auf der Erde
Rahab begründet ihr Handeln damit, dass hier ein Gott aufgetaucht ist, der tatsächlich auch auf der Erde Gott ist.
Was man daran sieht, dass der auf der Erde handelt. Dass der auf der Erde einen Unterschied macht.
Man kann dessen Duftmarken auf der Erde riechen, seine Fußabdrücke sehen, seine Wirkungen spüren.
Das Handeln dieses Gottes war nachweisbar.
Bei den anderen Göttern war das so: Wenn es regnete, dann konnte man raten, ob der Regen jetzt auf das Wirken des Gottes zurückging oder ob es einfach nur ein meteorologisches Phänomen war.
Es war kein Geheimnis zwischen Ägypten und dem Libanon, wohin die Israeliten unterwegs waren. Es hatte sich herumgesprochen, welches Land ihr Gott ihnen versprochen hatte. Und nachdem Rahab gesehen hatte, was dieser Gott alles bewirkte, war ihr klar geworden, dass der den Israeliten auch das Land geben würde, in dem sie gerade wohnte.
Der würde seine Ankündigungen wahr machen.
Denn er war eben auch Gott auf der Erde.
Die Christen und so
Rahab war in ihrer Erkenntnis vielen Christen weit voraus.
Rahab wusste, dass es eindeutige Wirkungen hat, wenn Gott auch ein Gott auf der Erde ist.
Jakobus hat es mal „Glaube ohne Werke“ genannt.
Rahab würde es „Glaube ohne Wirkungen“ nennen.
Und Rahab hat gewusst, dass es eine ziemlich coole Sache wäre, wenn man zu diesem Erdengott dazugehören darf.
Und dass es gar nicht gut kommt, wenn man diesen Gott gegen sich hat.
Wegen der Wirkungen.
Seit Jesus
Mit Jesus ist Gott noch viel mehr auf die Erde gekommen. „Fröhliche Weihnachten!“, könnte man sagen.
Da könnte man denken: Was würde die Rahab erst beeindruckt sein, wenn sie die Wirkungen sehen könnte, welche vom Reich Gottes heute ausgehen!
Aber der Wahrheit halber wird man wohl sagen müssen, dass Rahab damals mehr Wirkungen von Gott mitbekommen hat als das durchschnittliche Gemeindeglied im Laufe des gleichen Zeitraums.
Man könnte fragen, warum Gott dann in Jesus eigentlich auf die Erde gekommen ist.
Fragt man aber nicht.